Bürgerbeteiligung zum Stadttunnel:
Die Erwartungen sind hoch, und Bürgermeister Haag formulierte es noch vorsichtig, als er meine, der Stadttunnel sei in seiner Bedeutung für Freiburg mindestens gleichzusetzen mit dem Umbau des Rotteckrings. Tatsächlich kommt da ein gigantischer – im Wortsinne – „Einschnitt“ v. a. auf unseren Stadtteil zu, für den der Begriff „Jahrhundertprojekt“ wahrlich nicht übertrieben ist.
Fast anderthalb Jahre waren vergangen, seit die dringend herbeigesehnte Höherstufung des Freiburger Stadttunnels im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) erfolgt war, als am 4. Mai endlich der offizielle Auftakt zur Beteiligung der Öffentlichkeit zu diesem Jahrhundertprojekt erfolgte. Der Andrang am Freitagabend vor dem zweiten Wahlgang zur OB Wahl hielt sich zwar noch in Grenzen, es wurde auch im Grundsatz nichts wirklich Neues verkündet. Aber die Botschaft lautete: „Jetzt geht es wirklich los!“ Gleichzeitig wurde versichert, dass noch nichts endgültig entschieden ist – mit anderen Worten: Man kann noch über alles reden. Und das wurde auch recht ausführlich getan.
Die weit überwiegend positiven Auswirkungen des künftigen Stadttunnels werden sich vor allem entlang des Dreisamufers, aber auch im Zentrum unseres Stadtteils zeigen, denn der geplante Vollanschluss, der unter dem Arbeitstitel „Ganter-Knoten“ seit Jahrzehnten im Gespräch ist, hat es in sich: Was die Baustellenabwicklung betrifft, wird es zwischen Dreikönighaus und Maria-Hilf-Kirche eine gigantische offene Baugrube geben, deren genaue Dimension, Ausformung, Wirkungen und „Nebenwirkungen“ auf unseren Stadtteil noch nicht annähernd erfassbar sind.
Umso wichtiger ist eine frühzeitige Diskussion über die vielfältigen Auswirkungen dieser Mega-Baustelle und über mögliche Varianten der Tunnelplanung. Und hier wird es richtig spannend: die künftige Verkehrsführung, wie sie sich nach Fertigstellung des Stadttunnels einmal darstellen wird, ist nämlich noch längst nicht geklärt. Nicht erst seit dem bemerkenswerten Studentenwettbewerb zum „Dreisamboulevard“ vom vergangenen Sommer ist klar: neben der bisher geplanten Konzeption (die Fahrspur von West nach Ost soll in der Schwarzwaldstraße verbleiben, der Ost-West-Verkehr über die geführt werden) gibt es eine naheliegende Variante, bei der die Leo-Wohleb–Brücke künftig den gesamten Verkehr aufnehmen soll. Schließlich hat sie drei breite Fahrspuren, künftig werden aber insgesamt nur noch zwei benötigt. Der Reiz dieser Variante – und ihre Riesenchance – liegt in der möglichen Verkehrsberuhigung der unteren Schwarzwaldstraße. Eine ernsthafte Prüfung dieser Alternative, die seit Jahren eingefordert wurde, gibt es bisher nicht. Und diese Lösung hätte mit Sicherheit Auswirkungen auf die Überlebenschancen des denkmalgeschützten Dreikönighauses, das nach der aktuellen Planung in seiner Existenz aufs Äußerste bedroht ist.
Und noch ein ganz anderes Thema birgt einigen Sprengstoff: die Frage nämlich, wie im künftigen Stadttunnel die Verkehrsführung sein wird, wenn eine Röhre (z. B. wegen eines Unfalls, anstehender Wartungsarbeiten u. ä.) gesperrt werden muss. Nicht nur unser Bürgerverein ist der festen Überzeugung, dass es in einem solchen Falle nicht bei jener Verkehrsführung bleiben darf, die bisher in ähnlich gelagerten Fällen für Schützenallee- und Kappler Tunnel praktiziert wird (und von der die Menschen an Schwarzwald-, Hansjakob- und Kappler Straße ein trauriges Nachtlied singen können): dass nämlich der gesamte Verkehr über das bestehende oberirdische Straßennetz geleitet wird; betroffen wäre dann der fast 5 (in Worten: fünf!!!) Kilometer lange Stadtraum beginnend westlich der Kronenbrücke und im Osten endend am Kappler Knoten! Denn dies hätte zur Folge, dass der von allen angestrebte Rückbau des großen heutigen B31-Straßenzugs nur eingeschränkt möglich wäre, und somit der versprochene Quantensprung für die Gestaltung, Beruhigung und Aufenthaltsqualität des hochwertigen Stadtraums zwischen Kronenbrücke und Maria-Hilf-Kirche weitgehend Makulatur bliebe.
Erstes Fazit: Es gibt noch sehr viel zu tun – auch und gerade auf der konzeptionellen Ebene. Und alle – auch Sie, liebe Leserin, lieber Leser – wollen wir ausdrücklich ermuntern, sich einzumischen.
Wir werden im „BÜRGERBLATT“ fortlaufend berichten; ab sofort ist auch die Website des RP freigeschaltet:
unter www.stadttunnel-freiburg.de soll es stets alle aktuellen Informationen geben, und auch die wesentlichen Planunterlagen sind dort einsehbar.