Geschichte der Oberwiehre

Die Wiehre wird erstmals im Jahre 1008 erwähnt, ist somit deutlich älter als Freiburg.

Sie verdankt ihre Existenz der Wasserwirtschaft südlich der Dreisam. Bis 1368 war sie in herrschaftlicher Hand, danach gehörte sie zu Freiburg, wenn auch noch bis in die 1820er Jahre mit eigener Vermögensverwaltung und bis 1875 mit einem eigenen Vogt (Stabhalter); Anfang des 19. Jahrhunderts bildete sie kurzzeitig sogar eine selbstständige Gemeinde.

Die lockere Siedlung wurde 1644 im Dreißigjährigen Krieg und erneut 1676 beim Bau der Freiburger Festung völlig zerstört; es gibt keine Spuren mehr davon. Die Menschen, die in den unruhigen Zeiten Schutz hinter den Stadtmauern gesucht hatten, kehrten jedoch schon bald wieder zurück; um 1860 ernährte sich noch rund die Hälfte der Bewohner von der Landwirtschaft.

Die Entwicklung der (Ober-)Wiehre so, wie wir sie heute kennen, begann um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Stadtplan von 1877 zeigt noch ein Konglomerat von Fabrikantenvillen, Landhäusern mit Parkanlagen, Industrie- und Manufakturbetrieben, Arbeiter- und Bürgerhäusern sowie Landwirtschaft. Die Stadtentwicklung unter Oberbürgermeister Winterer zielte darauf ab, Wohlhabende aus ganz Deutschland anzuziehen; dabei spielte sicher eine Rolle, das „Proleterierproblem“ anderer Städte zu vermeiden. Kennzeichnend ist die halboffene Bebauung mit überwiegend Mietwohnungen, nicht selten das Werk von Spekulanten.

Von 1900 bis 1905 stieg die Bevölkerung in der Oberwiehre um 40 %. Ihr Sozialstatus zeigte sich beispielsweise darin, dass 1905 hier 36,5 % aller Wohnungen ein eigenes Badezimmer hatten; auf die Gesamtstadt bezogen waren es nur 19,3 %, in Haslach gar nur 2,6 %.
Mit der gewachsenen Einwohnerzahl brauchte man zusätzliche Kirchen und Schulen: Ende des 19. Jahrhunderts wurden die katholische Kirche St. Johann und die evangelische Christuskirche erbaut. Deren „Töchter“ sind Maria Hilf (erbaut 1929) bzw. Friedenskirche (erbaut 1951). Die Turnseeschule gibt es weit 1902, die Emil-Thoma-Schule seit 1915. Nicht zu vergessen das 1905 bis 1907 erbaute Lehrerseminar, heute Heimat von vier Schulen.

Die Knopfhäusle wurden als Arbeiterwohnungen für die Beschäftigten der Porzellanknopffabrik Risler errichtet (1870-1889). Seit 1983 steht die Knopfhäusle-Siedlung als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung unter Denkmalschutz. Der aus dem Elsass stammende Jeremias Risler hatte die Fabrik 1847 gegründet; sie stand auf dem Gelände der heutigen Falkensteinerstraße. 1871 hatte sie 720 Beschäftigte; dazu kamen 80 Arbeiter in der Filiale zu Neuershausen und 2 000 Heimarbeiter, überwiegend Frauen. Dies ist inzwischen längst Vergangenheit.