Nachruf auf ein Kulturdenkmal

Derzeit wird unterhalb der Schwabentorbrücke eine raue Rampe (Kostenschätzung 1,3 Millionen Euro) gebaut, die das bisherige Holzwehr ersetzt und die europarechtlich geforderte Durchlässigkeit für Fische sicherstellt; dies wird dadurch erreicht, dass die Rampe doppelt so lang und damit weniger steil ist wie die bisherigen Holzstufen und überdies zahlreiche Becken enthält, in denen sich die Fische vor dem nächsten Sprung nach oben „ausruhen“ und Kräfte sammeln können.

Blick nach Osten mit der im Bau befindlichen neuen Fischtreppe(rechts) | Foto: Lehmann

Gegen diese Durchlässigkeit gibt es keine vernünftigen Einwände, sie hätte schon längst, spätestens 2015, erreicht werden müssen. Der Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee wurde seinerzeit mit einem gewissen Recht sogar kritisiert, weil er sich für die Renaturierung der Dreisam bei den Kartauswiesen eingesetzt hat, wo doch das Schwabentorwehr die Natur weit stärker beeinträchtigt. Aber die Dreisam dort gehört zu unserem Arbeitsgebiet, das Schwabentorwehr jedoch nicht. Problematisch war der Denkmalschutz: Das Wehr mit seinen Holzstufen war in den 1870er Jahren von der Runzgenossenschaft gebaut worden; das Hochwasser 1896 hat es teilweise zerstört und das staatliche Bezirksamt drängte die Stadt zu einem unverzüglichen Wiederaufbau (die Stadt wollte zunächst die Planung der fortgerissenen Schwabentorbrücke abwarten). Wegen seiner besonderen Konstruktionsweise – wo gibt es sonst in der Region ein vergleichbares Wehr? – stand es unter Denkmalschutz. Als Kompromiss lag der Vorschlag auf dem Tisch, am Nordufer, zur Innenstadt hin, das reichlich marode Wehr zu sanieren und die Fischtreppe nur am Südufer, zur Mittelwiehre hin, zu bauen. Die Durchlässigkeit wäre damit gegeben.

Kulturgut Schwabentorwehr als Erinnerungsfoto | Quelle: Wikipedia

Allerdings hätte dies bedeutet, dass die Holzstufen noch häufiger als bisher trocken fallen, weil die Fischtreppe eine Mindestwassermenge führen muss. Häufiges Trockenfallen bedeutet aber schnelleren Verfall des Holzes und damit höhere Unterhaltskosten. Dies war der Stadt zu teuer, und so bleibt uns nur noch der Nachruf auf das (einstige) technische Kulturdenkmal.
K.-E. Friederich, BV