Unspektakulärer Zieldurchlauf

Quasi im Fernsehsessel schafft der SC Freiburg den Klassenerhalt

So toll der Klassenerhalt für den SC Freiburg und seine Anhänger auch ist, ein bisschen aufregender, etwas spektakulärer hätte es nach den langen Monaten des Zitterns und Daumendrückens am Ende schon sein dürfen.
Es war nach dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf. Vielleicht, nur nebenbei, das einzige Spiel der Saison, das man als SC Fan nicht unbedingt hätte sehen müssen. Es war langweilig. Da sagte Christian Streich, auch nicht mit dem Enthusiasmus am Start, wie man ihn schon auf anderen Pressekonferenzen erlebt hat, sondern fast ein wenig abwesend aus dem Fenster schauend: „ Mir kicke net und sin trotzdem net abgestiege – gut.“ Das war‘s. Unaufgeregter hat der SC noch nie das Erreichen des Saisonziels kommentiert. Die Niederlage der Stuttgarter in Berlin einen Tag zuvor hat den Klassenerhalt letztlich gesichert. Schöner und verrückter wäre natürlich ein Streich-Sprint mit Luftfausthieben über den ganzen Platz direkt nach dem Schlusspfiff gewesen, ein Umarmungsmarathon mit jedem Spieler, der nicht rechtzeitig flüchten kann, aber so: „net abgestiege – gut.“ „So habe ich das auch noch nicht erlebt“, so Streich monoton weiter, „aber so nehm ich‘s auch gern.“ Wie wahr.

Foto: Achim Keller – Danke!

Der Klassenerhalt drei Spieltage vor Saisonende – wer hätte den in Freiburg nicht gerne genommen. Freiburg, unser kleiner Sportclub, so früh schon gerettet, der pure Wahnsinn. Und einmal mehr Beleg für die exzellente Arbeit, die hier gemacht wird. Wir ziehen den Hut. Dabei lief längst nicht alles nach Plan. Zwei Niederlagen gleich zum Auftakt gegen Frankfurt und Hoffenheim, Verletzungen von wichtigen Spielern, teilweise monatelang, zogen sich durch die ganze Saison, phasenweise waren acht Spieler nicht einsatzfähig! Zuletzt dann von Mitte März bis Anfang Mai kein Sieg für den Sportclub, puh, das war alles andere als eine leichte Runde. Aber zum Glück haben andere Vereine noch mehr Fehler gemacht. Nein, ich habe keinen bestimmten Verein, der gar nicht so weit weg liegt, im Auge, aber mit ständigen Trainerentlassungen und öffentlichen Streitereien ist es halt schwer in der Bundesliga. Streich wirkte dagegen in allen Phasen der Saison ruhig, sicher. So etwas hilft. Seine Mannschaft war gut, nicht überragend, aber gut genug für die Liga. Und alle Spieler haben verstanden, worum es in Freiburg geht. Üben, üben und im Spiel dann alles abarbeiten, was geübt wurde. Beispiel Nils Petersen, der Dauerläufer, dem mittlerweile ein zufriedenes Nicken seines Trainers nach dem Spiel mehr Wert sein dürfte als ein geschossenes Tor. Der frühzeitige Klassenerhalt – der verdiente Lohn. Weit über 4000 Kilometer waren dafür notwendig. Laufleistung der gesamten Mannschaft. Heintz, Waldschmidt, Gondorf und im Winter der geliebte Vince Grifo, geschickte Ergänzungen des bestehenden Kaders. Gut gemacht, Klemens, ist man versucht zu rufen. Er wird es nicht hören, aber vielleicht lesen. Klemens Hartenbach, der Neue-Spieler-Finder des SC Freiburg. Der jetzt wieder gefragt ist. Wieder braucht der Sportclub Ergänzungen. Nicht viele. Nur punktuell. Aber sie sollten die Mannschaft noch besser machen. Denn – und jetzt wird es ganz arg traurig – die nächste wird die letzte Saison in unserem Dreisamstadion werden. Man darf gar nicht daran denken. Bei aller Vorfreude auf das Neue, das Alte ist doch unser Stadion, da drin haben wir geweint und gelacht. Und jetzt da ausziehen, weg aus dem Freiburger Osten, man darf wirklich nicht dran denken. Sonst wird jedes Spiel in der kommenden Saison zur Beerdigung. Nein, aufgerafft: wir freuen uns: unser Sportclub bleibt erstklassig. Wir dürfen wieder ein Jahr ganz oben mitspielen.

Stephan Basters, BV