Zu den Anziehungspunkten des Freiburger Ostens gehört der Waldsee: ein Restaurant-Besuch, Boot fahren oder einfach spazieren gehen sind Musterbeispiele für Naherholung. Diese Idylle wurde am 5. August, einem Sonntag, empfindlich gestört: Tote Fische schwammen an der Oberfläche, dazu stank es erheblich. Olaf Maier von der Waldsee Events GmbH benachrichtigte Gisela Friederich, die für dieses Gebiet zuständige Naturschutzwartin, und bat sie um Hilfe, weil sie über die Kontaktdaten aller betroffenen Behörden und Vereine verfügt. Simon Winter, ebenfalls vom Waldsee, hatte bereits die Feuerwehr um Hilfe gebeten.
Auch der Autor dieses Artikels machte sich auf den Weg. Das Wasser im See war eine olivgrüne Brühe von kaum 10 cm Sichttiefe, darauf schwammen Matten von blaugrünen Cyanobakterien („Blaualgen“); zudem roch es deutlich faulig-moderig. Winter und ein weiterer Mitarbeiter sammelten vom Boot aus mit einem Kescher tote Fische ein. Mit zwei Einsatzfahrzeugen unter dem Kommando von Jürgen Albrecht und rund 15 Feuerwehrleuten kam die Freiwillige Feuerwehr-Abteilung 7 zu Hilfe. Frischwasserzufuhr war wegen der großen Entfernung zum nächsten Hydranten nicht möglich; deshalb wurde unter den wachsamen Augen von Simon Maichle vom Angelsportverein und Ingo Kramer vom Landesfischereiverband Wasser aus dem See abgepumpt und in den See zurückgespritzt, um den Sauerstoffgehalt zu erhöhen. Nach gut fünf Stunden war das gesamte Seewasser umgewälzt, der Sauerstoffgehalt wieder auf rund 5,5 mg/l gestiegen (Karpfen benötigen auf Dauer mindestens 4 mg/l). Am späten Nachmittag und Abend hat der Angelsportverein weitere tote Tiere geborgen, insgesamt rund 500 Stück, darunter viele Zander, 3 Edelkrebse, 1 meterlangen Wels und sogar 1 Stör.
Am Montagmorgen sammelten Winter und der Angelsportverein weitere Kadaver ein; durch die fortgeschrittene Verwesung trieben jetzt auch große Karpfen an der Oberfläche. Da die Feuerwehr nicht mehr kommen durfte, musste der Verein seine eigenen (schwachen) Umwälzpumpen einsetzen. Zudem wurden zur Kühlung 200 kg Eis (mehr war auf die Schnelle vom Schlachthof nicht zu besorgen) in den See gekippt. Am frühen Nachmittag installierten städtische Bedienstete stärkere Pumpen. Franz Bühler vom Garten- und Tiefbauamt, zugleich Vorsitzender des Angelsportvereins, erreichte, dass gegen Abend das Technische Hilfswerk mit etwa 15 freiwilligen Helfern stärkere Umwälzpumpen einsetzte und zusätzlich Luft in den See pumpte.
Was hat den See zum „Umkippen“ gebracht? Je höher die Wassertemperatur, desto weniger Sauerstoff kann sich im Wasser lösen, desto intensiver ist aber der Stoffwechsel und damit auch der Sauerstoffverbrauch der Fische und aller übrigen Tiere im Wasser. Wenn aber der Sauerstoffgehalt zu niedrig ist, dann leiden die Fische unter Atemnot, und bei der Verwesung toter Tiere und Pflanzen (herabgefallene Äste und Blätter) sowie beim Abbau sonstiger organischer Materialien (Entenfutter!) entstehen Giftstoffe. Die Cyanobakterien bilden weitere, nicht weniger gefährliche Giftstoffe.
Wie lassen sich ein solches Umkippen des Sees und das damit verbundene Fischsterben in Zukunft verhindern? Am besten durch eine fest installierte Pumpe, die im Bedarfsfall Luft den See bringt. Zudem hat sich gezeigt, dass der Schlamm mit seiner faulenden Biomasse am Seegrund häufiger als bisher üblich ausgebaggert werden muss; das letzte Mal geschah dies vor 18 Jahren!. Der Bürgerverein dankt allen freiwilligen Helfern, insbesondere dem unermüdlich tätigen Simon Winter, und hofft, dass die für den See Verantwortlichen die richtigen Schlüsse aus dem Vorfall ziehen.
K.-E. Friederich, BV