Die Zasiusstraße verläuft durch die Mittel- und Oberwiehre. Auch ihr Namensgeber steht in der Kritik des Straßennamen-Gutachtens (vgl. Hindenburg im Dezember 2016, Hansjakob im Januar 2017 und Jahn im Februar 2017). Wir zitieren:
„Der aus Konstanz stammende Zasius, der an der Universität Tübingen studierte, hatte seit 1494 mehrere Ämter in Freiburg inne, so zunächst als Stadtschreiber und Rektor der Lateinschule, nach der Promotion an der Universität 1502 als Gerichtschreiber und Rechtskonsulent der Stadt. Ab 1505 agierte er Professor der Rechte. Die historische Bedeutung von Zasius liegt darin, dass er im Auftrag des Stadtrates das ‚Neue Stadtrecht‘ (1520) verfasste, in dem das römische Recht mit traditionellen Rechtsauffassungen verbunden wurde. Das seinerzeit als fortschrittlich geltende Freiburger Stadtrecht, das etwa 300 Jahre das Rechtsleben Freiburgs prägen sollte, hatte überregionale Bedeutung. So beeinflusste es etwa das Württembergische Landrecht oder Stadtrechtsreformen in Städten wie Bern, Basel und Solothurn.
In einem Punkt jedoch ließ das Stadtrecht humanistische Gedanken vermissen: Zasius hatte darin scharfe Bestimmungen gegen Juden verankert. Unter Androhung empfindlicher Strafen wurde der Handel mit Juden und deren Beherbergung, letztlich jegliche Kontaktaufnahme, verboten. Schon zuvor hatte sich Zasius als Judenfeind exponiert, so als er sich etwa 1508 in einem Gutachten für die gerade auch unter Theologen umstrittenen Zwangstaufen von jüdischen Kindern ausgesprochen hatte. In seinen Schriften wandte Zasius für Juden die Grundsätze des Römischen Sklavenrechts an und sprach ihnen deshalb jegliche Bürgerrechte ab. Zeigten andere Humanisten wie etwa Johannes Reuchlin gegenüber Juden Toleranz, so hetzte Zasius in seinen Schriften gegen die Juden, ‚die nach Christenblut dürsten‘, und forderte von den Fürsten, diesen ‚ekelhaften Auswurf in Finsternis versinken zu lassen‘. Seine hasserfüllten Tiraden erinnern an Luther, der sich zur gleichen Zeit gegenüber Juden einer Sprache von Ausstoßung und Vernichtung bediente.“
Das Gutachten empfiehlt ein Ergänzungsschild: „Ulrich Zasius (1461-1535), Jurist und Humanist. Schöpfer des Freiburger Stadtrechtes mit judenfeindlichen Bestimmungen.“
KEF, BV
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Hansjakobstraße – Zusatzschild
In der vorigen Ausgabe haben wir aus dem Gutachten zu den Freiburger Straßennamen Lebenslauf und Bewertung Hindenburgs zitiert, weil die Hindenburgstraße umbenannt werden wird. Wir zitieren hier und in den folgenden Ausgaben auszugsweise die Aussagen, die sich auf Straßennamen beziehen, die ein Zusatzschild erhalten werden, und beginnen mit der Hansjakobstraße.