Erhaltungssatzungen zum Schutz des Quäkerstraßenquartiers

Der Gemeinderat beschloss am 7. Mai mehrheitlich, zwei Satzungen für den sozialen und städtebaulichen Erhalt des Quartiers rund um die Quäkerstraße zu erstellen. Die beiden Erhaltungssatzungen solle das gesamte Gebiet zwischen Adalbert-Stifter-, Dreikönig-, Türkenlouis-, Prinz-Eugen- und Grillparzerstraße umfassen. CDU und FDP stimmten gegen den Antrag.

Historie: Seit Juni 2017 kämpft die Bewohner*innen-Initiative „Wiehre für alle“ für den Erhalt der Häuser ihres Quartiers, nachdem der Vorstand der Familienheim-Genossenschaft angekündigt hatte, das Gebiet modernisieren zu wollen und dafür die Häuserzeile Quäkerstraße 1 – 9 abzureißen und durch einen „modernen“ Neubau zu ersetzen. Anfang 2019 sollte dieser mit Bauabschnitt I benannte „Abriss mit Folgeneubau“ beginnen, über Pläne für weitere Sanierungsmaßnahmen des großen Rests des gesamten Quartiers hüllt sich die Baugenossenschaft in Schweigen.
Das bis 2017 sehr gute Verhältnis des Bürgervereins Oberwiehre-Waldsee zum Vorstand hat sich aufgrund dieser Verschleierungstaktik seitens der Baugenossenschaft dramatisch abgekühlt. Für besondere Verärgerung unsererseits sorgte das übliche „Jahresgespräch“ im November 2017, in dem man auf unsere Fragen zum geplanten Neubau keinerlei Auskunft gab, da dies noch nicht klar sei. Aber zwei Tage später wurde dem Gestaltungsbeirat die komplette Entwurfsplanung vorgestellt; dies hat das Vertrauensverhältnis zwischen Familienheim und Bürgerverein nachhaltig beschädigt.

Aktuelle Lage: Der Gemeinderat der Stadt Freiburg stellte im März vergangenen Jahres einen interfraktionellen Antrag auf eine Milieuschutzsatzung, weil Sorge besteht, „dass die Pläne der Genossenschaft nicht nur zu erhöhten Mietpreisen und einer veränderten sozialen Zusammensetzung des Quartiers führen, sondern auch die städtebaulich erhaltenswerte Struktur des überwiegend in den 1950er Jahren entstandenen Quartiers Schaden nimmt und die im Bereich östlich der Quäkerstraße vorhandene durchgehende Blockrandbebauung – geprägt von durchgrünten Innenhöfen – ihren erhaltenswerten Charakter verliert“. Nachdem bis November 2018 keine Einigung zwischen Stadt und Familienheim erzielt werden konnte, beauftragte der Gemeinderat im November 2018 einstimmig die Stadtverwaltung, mit dem Vorstand der Familienheim für das gesamte Areal eine Abwendungsvereinbarung zu verhandeln, die den Erhalt der Bevölkerungsstruktur im Quartier gewährleistet. Da bis Mitte April 2019 keine solche Vereinbarung geschlossen werden konnte, legte die Verwaltung dem Gemeinderat eine soziale Erhaltungssatzung und auch eine bauliche Erhaltungssatzung dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vor. Die Freude bei den Bewohnern währte jedoch nur kurz, denn man hatte vergessen oder übersehen, dass es auch noch um den Bereich westlich der Quäkerstraße bis zur Prinz-Eugen-Straße geht. In kürzester Zeit beriefen daraufhin die Bewohner*innen am 3. Mai eine Pressekonferenz mit anschließender Menschenketten-Demonstration ein, um auch den Teil westlich der Quäkerstraße in der Beschlussvorlage zu verankern.

Beide Areale sind in den Erhaltungssatzungen aufgenommen Quelle: 3d.freiburg.de
Menschenketten-Demonstration zum „Verbinden“ der beiden Quäkerstraßen Areale Foto: Albrecht

Die Verwaltung reagierte sofort; es gab eine Ergänzungsvorlage für das Areal Quäkerstraße West, so dass nun beide Areale in der Beschlussfassung berücksichtigt sind.
Der Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee hat sich in mehreren Veröffentlichungen für eine Sanierung des Quäkerstraßen-Areals im Bestand geäußert und hat ebenfalls mehrfach ein Gesamt-Sanierungskonzept angemahnt. Bisher leider ohne jede Reaktion aus der Vorstandschaft der Familienheim Baugenossenschaft. Wirkungsvoller, weil enorm schnell reagierend ist ohne Zweifel die Bewohner*innen-Initiative Wiehre für alle. Mit einem hohen Organisationsgrad, einer professionellen Öffentlichkeitsarbeit erreicht diese Initiative Ergebnisse die großartig sind. Gratulation!
Hans Lehmann, BV