Die diesjährige Sommertour vom Landes-Umweltminister Franz Untersteller gelten naturnah umgestalteten Gewässer in Baden Württemberg. Anfang August besuchte er den in unserem Stadtgebiet liegenden Abschnitt der Dreisam zwischen Ottiliensteg und Sandfangbücke. Dieses Projekt wurde maßgeblich vom Bürgerverein beeinflusst.
Dieser Besuch von Untersteller sorgte dafür, dass mit Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, Oberbürgermeister Martin Horn und Bürgermeisterin Gerda Stuchlik am frühen Morgen des 1. August eine zahlreiche Politprominenz vor Ort präsent war. Bewusst wurde auf eine pressmäßige Bekanntmachung des Termins verzichtet. Damit war die Zahl der Begleiter*innen auf geladene Personen begrenzt, was dafür sorgte, dass der Minister Informationen „aus erster Hand“ von Projektbeteiligten aus dem Regierungspräsidium, der Stadt Freiburg und vom Bürgerverein bekam.
Bei der Begrüßung erläuterte Regierungspräsidentin Schäfer noch einmal die Finanzierung und die Ziele des Modellprojektes. „Es sind Mittel der vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen für den Ausbau der Rheintalbahn. Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel für das vorausschauende und koordinierende Zusammenwirken verschiedener Akteure. Die Idee entstand im Arbeitskreis Grünplanung Rheintalbahn und überzeugt durch seine Qualität. Im Vordergrund stand und steht die ökologische Verbesserung der Gewässer. Damit kommt die Dreisam ein Stück dem guten ökologischen Zustand näher, der durch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie als Ziel verfolgt wird. Gleichzeitig ist die Maßnahme an der Dreisam ein Baustein auf dem Weg zur Wiederansiedelung des Lachses im Flusssystem des Rheins. Weiterhin werden neue Lebensräume für den Lachs geschaffen und durch die Nutzung landeseigener Grundstücke werden landwirtschaftliche Flächen geschont.“
Oberbürgermeister Horn betonte, dass er als Bewohner des Ostens der Stadt den renaturierten Teil der Dreisam als regelmäßige Jogging-Strecke nutze, aber auch gerne mit seiner Familie an diesem Teilabschnitt der Dreisam sei. Er hob den gestiegenen Erholungswert der Umbaumaßnahme hervor und freute sich über seine Beobachtungen von Besuchen zahlreicher Kita-, Kindergartengruppen und Schulklassen.
Umweltminister Untersteller verblüffte zunächst mit detaillierten Ortskenntnissen, die aus seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Öko-Institutes Freiburg stammen. Von seiner Wohnung in der Wiehre habe er der Dreisam vielmals Besuche abgestattet und die Dreisam als schnellfließenden Kanal in Erinnerung gehabt. Desto erfreuter war er, was er nun nach der naturnahen Umgestaltung dieses Teils der Dreisam vorfindet, auch oder gerade wenn die Dreisam wie in der Zeit seines Besuches kaum Wasser führte.
Der Titel seiner Sommertour „Vitale Gewässer“ soll den Blick auf gesamtökologische Zusammenhänge richten. „Unsere Flüsse und Bäche sind Lebensadern unserer Landschaft. Sie sind lebensnotwendig für gewässertypische Tiere und Pflanzen und sie erhöhen die Lebensqualität der Menschen. Die Kartauswiese an der Dreisam bei Freiburg ist ein sehr schönes Beispiel, wie einerseits die ökologische Qualität der Gewässer verbessert, aber auch andere Ziele verwirklicht werden können. An der Dreisam ist dies die Nutzung als stadtnahes Naherholungsgebiet für die Freiburgerinnen und Freiburger in Verbindung mit dem Hochwasserschutz “, betonte der Umweltminister.
Der frühere Projektleiter vom Regierungspräsidium Erich Linsin hob in seinen Erläuterungen vor allem die treibende Initiative des Bürgervereins Oberwiehre-Waldsee hervor, ohne den, so seine Worte „das Projekt sicherlich nicht umgesetzt worden wäre, zumindest nicht so zügig. Der Einbezug der Menschen über den Bürgerverein bereits in der Planungsphase der Umgestaltung war das Besondere.“
Fakt ist, die Freiburgerinnen und Freiburger nutzen diesen Abschnitt des Gewässers sehr gerne als Naherholungsgebiet. Der Bürgerverein erlebt seit der offiziellen Freigabe vor drei Jahren ein Wechselbad der Gefühle. Die Anziehungskraft hat zweifelsohne auch ihre Schattenseiten. Besondere Sorgen bereiten uns die anfallenden Müllberge an den Sommerwochenenden, trotz der gemeinsam mit der Stadt Freiburg gefundenen deutlich verbesserten Entsorgungslösungen. Mit noch größerer Sorge, jedoch machtlos stehen wir der unverantwortbaren Entsorgung der „Einweg-Grillschalen aus Aluminium“ in die Dreisam gegenüber. Diese unverrottbaren Grillmöglichkeiten sollten mit einem Bann belegt werden, denn sie werden bei hohem Wasserstand bis in die Naturschutzauen des Rheins getrieben und stören dort das Ökosystem massivst. Deswegen appellieren wir immer wieder an die Vernunft der Nutzer*innen, um das angestrebte Ziel, „einerseits Erholungsgebiet für Menschen und andererseits ein schützenswertes ökologisches Kleinod zu sein“, miteinander in Einklang zu bringen. Trotz dieser zuletzt geäußerten negativen Erscheinungen ist die neue Form der Dreisam ein gelungenes Beispiel im Sinne von naturnahem Rückbau von kanalähnlichen Flüssen zu einem wertvollen Gebiet für Mensch und Natur.
Hans Lehmann, BV