Der „Gerwigplatz“ vor dem (neuen) Wiehrebahhof fristet seit Jahrzehnten ein Schattendasein – der „ruhende Kfz-Verkehr“ ist nahezu die einzige Nutzung; von Aufenthaltsqualität keine Spur, auch wenn es am Rande vielversprechende Gastronomie gibt.
Die beiden Wiehremer Bürgervereine haben jetzt die Initiative ergriffen, um das zu ändern.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: ausgerechnet die Deutsche Bahn AG (DB) – sonst eher Inbegriff für Erstarrung und Bürgerferne – ist Auslöser für einen lange geplanten Vorstoß aus der Wiehre, denn anstehende Baumaßnahmen im Bahnhofsbereich werden schon bald erhebliche Veränderungen bringen: Bis Ende 2018 soll der „Haltepunkt Wiehre“ barrierefrei aus- und umgebaut sein; u.a. mit Aufzügen, Bahnsteiganpassungen und Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte. Das wird gravierende Auswirkungen v.a. für das Fahrradparken haben – ein Thema, für das sich die DB aber nicht zuständig fühlt und das deshalb von der Stadt zu lösen ist. Wenn wie geplant ab 2019 auch die Höllentalbahn eine kostenlose Fahrradmitnahme ermöglicht, wird dies sicher einen noch höheren Stellenwert bekommen.
Die „Grenzlinie“ zwischen den beiden Bürgervereinen verläuft in Verlängerung von Hilda- und Quäkerstraße genau durch das Bahnhofsgelände. Was lag also näher als ein gemeinsamer Vorstoß an die Stadt mit dem Ziel, für den gesamten- mehr als ein Hektar großen – Platzbereich eine kreative Planungskonzeption zu entwickeln. „In dieser Situation sehen wir es als eine große Chance und Herausforderung an, für die künftige Gestaltung dieses wichtigen Platzes eine planerische Gesamtkonzeption zu entwickeln. Dabei erwarten wir keineswegs eine zeitnahe bauliche Umgestaltung – es muss aber nach unserer festen Überzeugung jetzt alles getan werden, um sicherzustellen, dass sich vor allem die bald anstehenden Veränderungen im unmittelbaren Bahnhofsbereich stimmig in ein späteres Gesamtbild einfügen…“ heißt es daher in einem Schreiben, das die beiden Bürgervereine Mitte September an OB Salomon und Baubürgermeister Haag gerichtet haben. Darin regen sie auch an, zur Ideenfindung einen studentischen Wettbewerb durchzuführen, wie er in größerem Rahmen derzeit für den oberirdischen Bereich der künftigen Stadttunnel-Trasse in Vorbereitung ist. Und zur „Anschubfinanzierung“ kann man sich sogar vorstellen, Mittel aus dem „STELL“-Prozess (Stadtteil-Entwicklungs-Leitlinien) einzusetzen; dort stehen insgesamt gut 150.000€ für Projekte im Stadtteil zur Verfügung – von denen ist bisher noch nicht viel verbraucht.
Die Wiehre, Freiburgs mit Abstand größter Stadtteil, ist mit qualitätsvollen Platzräumen nicht gerade übermäßig gesegnet. Und der Gerwigplatz (übrigens benannt nach dem maßgeblichen Planer der Höllentalbahn) weist mit über einem Hektar immerhin eine Dimension ähnlich dem Münsterplatz oder dem Platz der Alten Synagoge“ auf. Da wäre es ja geradezu fahrlässig, die sich jetzt bietendenChance verstreichen zu lassen. Zumal sich mit dem „Fußverkehrs-Check“ ein weiteres lohnendes Betätigungsfeld auftut (sieh auch Beitrag auf Seite … dieser Ausgabe).
Erste Signale berechtigen zu der Hoffnung, dass es im Gemeinderat Unterstützung für dieses Vorhaben gibt.
Text und Fotos: Helmut Thoma, BV