Heinrich Hansjakob

Heinrich Hansjakob (1837 – 1916)

Am 23. Juni vor 100 Jahren ist Heinrich Hansjakob in seiner Heimatstadt Haslach im Kinzigtal gestorben. Nach diesem streitbaren Schriftsteller und Politiker ist die Hansjakobstraße benannt – und nicht nach einem Hans Jakob, auch wenn immer mal wieder Hans-Jakob-Straße liest, sogar in offiziellen Vorlagen für den Gemeinderat (in der Drucksache 97034 findet sich sogar die Schreibweise Hans-Jacob-Straße).

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Wer war Hansjakob und was hat er mit unseren Stadtteilen zu tun? Geboren am 19.8.1837 als Sohn des Bäckers Philipp Hansjakob und dessen Ehefrau Cäcilie geb. Kaltenbach, besuchte er von 1852 – 1859 das Lyzeum in Rastatt (Lateinschule als Vorläuferin des heutigen Ludwig-Wilhelm-Gymnasiums) und studierte anschließend Theologie, Philosophie und Klassische Philologie in Freiburg. 1864 wurde er „Lehramtspraktikant“ (heute Studienreferendar) in Donaueschingen und promovierte gleichzeitig in Tübingen mit seiner Arbeit „Die Grafen von Freiburg i. B. im Kampfe mit ihrer Stadt“. Das führte zu seiner Ernennung als Vorstand der Waldshuter Bürgerschule; dieses Amt legte er aber schon 1869 nieder, weil seine Biographie des Erzbischofs Hermann von Vicari von den Behörden beschlagnahmt und verboten wurde. Das nützte aber wenig, denn das Büchlein war in Würzburg verlegt und erschien 1873 in einer zweiten Auflage. Hansjakob, nun nicht mehr im Staatsdienst, äußerte sich in einer Rede in Engen kritisch über die badische Regierung; unter anderem sprach er von der „Bismarkerei von Blut und Steuern“ und nannte die badische Volksvertretung „nichts anderes als das Organ einer herrschenden Partei“. Das brachte ihm einen Monat Festungshaft in Rastatt ein. Zum 1.12.1869 wurde er Pfarrer in Hagnau am Bodensee, 2 Jahre später wurde er als Abgeordneter der Katholischen Volkspartei in den badischen Landtag gewählt (bis 1881). Sein kämpferischer Geist führte 1873 zu seiner erneuten Inhaftierung wegen Beamtenbeleidigung, diesmal für sechs Wochen in Radolfzell. Im selben Jahr wurde ihm ein Sohn geboren, worauf er sich in nervenärztliche Behandlung begab. Sehr verdienstvoll war sein Einsatz für die Hagnauer Winzer; 1881 gründete er den Winzerverein, die erste Winzergenossenschaft in Baden.

1884 wurde er Pfarrer an der hiesigen St.-Martinskirche. Auch hier gab es immer wieder Auseinandersetzungen, diesmal mit den Kirchenbehörden. Seit 1897 lebte er in unserer Kartaus in einer ihm von Oberbürgermeister Otto Winterer verschafften Stube; hier fand er die nötige Muße „fern von Kinderlärm, Hundegebell und Wagengerassel“ für sein reiches schriftstellerisches Werk, das er neben seinen seelsorgerischen Pflichten schuf. Es befasst sich vor allem mit dem Schwarzwald und seinen Menschen. 1913 wurde Hansjakob, 76 Jahre alt, pensioniert und zog zurück in seine Geburtsstadt, wo er drei Jahre später gestorben ist.

K.-E. Friederich