Der Stadttunnel Freiburg wird für eine Verkehrszukunft geplant, die so niemand will

Statt-Tunnel ist eine Initiative von BürgerInnen und Organisationen aus Freiburg und Region, die kritische Fragen an den Stadttunnel stellen. Unsere Grundüberzeugung ist, dass derartige Straßenbauprojekte nicht zu Klimaschutzes und Mobilitätswende passen. Es kann nicht nur um die Verbesserung einzelner Stadtquartiere gehen, sondern wir müssen die übergeordneten Probleme des wachsenden (Güter)verkehrs auf der Straße lösen.

Folgende Argumente sprechen u.a. gegen einen Stadttunnel:

Photo: Ingrid Marienthal
  1. Die B31 ist eine wachsende Belastung. Die Auswertung der Verkehrszählung der Jahre 2009-2019 ergibt u .a., dass sich der PKW-Verkehr mit 1,7 % nur leicht erhöht hat, während der Verkehr von Lieferwagen (plus 43% ) und von Sattelzügen (plus 60%) geradezu explodiert. 

    Die Verkehrsverflechtungsprognose des Bundesverkehrsministeriums (Juni 2014) für 2010 bis 2030 zählt Freiburg mit einer Zunahme von über 30% zu den acht am stärksten wachsenden Regionen des Straßengüterverkehrs in Deutschland. 

    Tempo 30 hat geholfen, die Lärmbelastung zu reduzieren, die Zahl der Fahrzeuge steigt aber weiterhin, auch durch neue Infrastrukturen (z.B. Raststätte in Rötenbach). Immer mehr Organisationen und Bürgervereine stimmen der Forderung des Forum Dreisamufer zu, die B31 für den überregionalen Schwerverkehr (über 12 t) zu sperren. 
  2. Nichts wird schnell gehen. Eine Verlagerung des PKW-Verkehrs auf Bus und Schiene und die Limitierung des LKW-Verkehrs ist alleine deshalb dringend notwendig, weil es noch über 20 Jahre dauern würde, bis ein Tunnel einsatzfähig wäre. Bis dahin werden viele Anwohner längst weggezogen sein oder gar nicht mehr leben.
  3. Schlender am Dreisamboulevard? Die Aufnahme des Freiburger Stadttunnels in den Bundesverkehrswegeplan (BVWP) wurde mit neuen städtebaulichen Optionen begründet. Es wird aber weiterhin beidseitig der Dreisam Straßen mit einer vorhergesagten Verkehrsbelastung von ca. 60% der heutigen geben.
  4. Vor und nach dem Tunnel wird die Belastung steigen. Durch eine erleichterte Stadttunnel- Durchfahrt drohen zusätzliche Belastung für Stadtteile westlich des Faulerbades, entlang der Galerien und besonders in Falkensteig.   


  5. Mutig sind diejenigen, die neue Lösungen suchen, anstatt das Alte zu verteidigen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme des Stadttunnels in den BVWPs gab es weder das Klimaschutzgesetz von 2019 noch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Es ist politisch weitsichtig, wenn neue Ziele, Debatten und gesellschaftliche Mehrheiten zum Überdenken früherer Entscheidungen führen. Ein umfassendes Klimagutachten ist nötig.
     
  6. Die Verkehrswende verlangt neue Prioritäten. Neben dem Klima sprechen viele Gründe für eine Neuorientierung. Budgets müssen in Bahnen und nachhaltige Verkehrsmittel gehen, nicht in den Straßenbau. Und dort ist Erhaltung und Sanierung wichtiger, als Unterhaltskosten für Straßen und Tunnels zu erhöhen. 
  7. Nachhaltige Verkehrskonzepte für Freiburg und Region. Wir wollen die für den Stadttunnel vorgesehenen Finanzmittel stattdessen für einen ordentlichen Ausbau der Breisgau-S-Bahn, besseren Schienenverkehr im Rheintal und neue Mobilitätskonzepte. Freiburg soll nicht die letzte deutsche Stadt sein, die sich eine Bundesautobahn mit zwei Vollanschlüssen baut. Stattdessen soll die Region Vorbild sein, welches den Trend zu mehr PKW-Besitz bricht, nachhaltige Mobilitätsmittel allgemein zugänglich macht und die Verkehrssicherheit für alle erhöht. 
  8. Autobahnausfahrt „Freiburg Münster“? Eine ca. 8jährige Bauzeit würde Freiburg in jahreslanges Verkehrschaos stürzen. Alleine der Ganterknoten als Autobahnvollanschluß bedeutet lange und schwierige Baustellen. Betroffen wäre insbesondere die Oberwiehre, wo die wenigen Ausweichstraßen (z.B. Karthäuserstrasse, Zasius- und Erwinstrasse) ihren Wohnwert auf viele Jahre verlieren würden.

Für die Verkehrswende müssen alle Großprojekte auf den Prüfstand. Wir sind überzeugt, dass diese Prüfung ergibt, dass wir andere und vor allem schnellere Lösungen als einen sehr teuren Stadttunnel benötigen.

Argumente im Detail, Zahlen und Fakten sind zu finden unter: http://stadttunnel.de/faktenargumente/     info@statttunnel.de