Wilhelm Eschle- Der erste Bürgervereinsvorsitzende nach dem 2. Weltkrieg

Als im Jahre 1875 der rührige Architekt, Bauunternehmer und Stadtrat Karl Walterspiel den Bürgerverein „Wiehre“ gründete, den ältesten aller Bürger-, Lokal- und Ortsvereine Freiburgs, geschah dies in einer Zeit, als die Stadt Freiburg neue Baugebiete erschließen musste.

Wilhelm Eschle mit Gattin 1980 bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes in „seiner Gerichtslaube. Im Vordergrund OB Keidel Foto: Stadtarchiv

Der Blick der Stadtväter in die Wiehre wurde von deren Einwohnern mit einem gewissen Misstrauen begleitet. Dies erkennend hatte Walterspiel mit dem Bürgerverein eine Interessengemeinschaft ins Leben gerufen, die stark genug war, den Begehrlichkeiten der Stadt politisch entgegenzutreten oder sie in eine bestimmte Richtung lenken zu können. 1905 hatte sich die Wiehre- Bevölkerung so stark vermehrt, dass man den Wiehre- Bürgerverein in zwei Vereine teilte. Es entstanden der Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee und der Bürgerverein Mittel-Unterwiehre. Um annähernd zwei gleich große Bürgervereins-Stadtbezirke entstehen zu lassen, wurde Als Ost-West-Trennlinie die Hilda-Quäkerstraße festgelegt.
1937 wurde der Bürgervereine, wie alle die anderen bürgerschaftlichen Interessensvertretungen aufgehoben. Interessant war hierüber zu lesen: „Rechtzeitig konnte die Kasse noch mit einer großen Ausflugsfahrt und einem Essen im „Spielweg in Münstertal“ auf Null gestellt werden.
Die Neugründung des Bürgervereins erfolgte im November 1954 im „Walfisch“. Erster Nachkriegsvorsitzender wurde Malermeister Wilhelm Eschle, dessen Malergeschäft sich in der Schwarzwaldstraße 57 befand.
Wegbegleiter berichteten, dass die französische Militärregierung und Zivilverwaltung streng darauf achtete, nur Persönlichkeiten ohne „Nazi-Vergangenheit“ in Vorständen von Vereinen zu akzeptierten. Wilhelm Eschle wurde attestiert, dass er während des Krieges gute Kontakte zu französischen Résistance hatte.

1965 schlossen sich die beiden Wiehremer Bürgervereine unter dem Vorsitz von Wilhelm Eschle wieder zusammen. Im gleichen Jahr wurde er für die Freien Wähler in den Freiburger Stadtrat gewählt, dem er 19 Jahre bis zu seinem Tod 1984 angehörte. Die Gründe, die beiden zusammengeschlossenen Bürgervereine schon vier Jahre später wieder zu trennen konnten nicht eindeutig recherchiert werden. Fakt ist, seit 1969 gibt es in der Wiehre wieder zwei Bürgervereine. Wilhelm Eschle leitete die Geschicke des Bürgervereins Oberwiehre-Waldsee dann noch bis 1980.
Als seine wesentliche Verdienste im Stadtgebiet Oberwiehre-Waldsee sein der Bau des Totendenkmal Weißer Felsen, einige Kinderspielplätze, die Initiative zum Bau des Mutterbrunnens am heutigen Wilhelm-Eschle-Platz, der allerdings erst lange nach seinem Tod im Oktober 2003 eingeweiht wurde. Zur Einweihung sagte seine Tochter Margarete Eschle-Olbert: „Schon damals hat er sich darum bemüht, dass hier ein Springbrunnen und Planschbecken für Kinder entsteht, „Er hätte sich über die Gestaltung des Platzes sicherlich sehr gefreut“. Weiter zu erwähnen wäre sein großer Einsatz für den Erhalt historischer Bausubstanz in unseren Stadtteilen Bürgervereins übergreifend sind sein Einsatz für den Neubau des Max Planck-Institut und als sein Lebenswerk, der Wiederaufbau des ältesten Freiburger Rathauses, der „Grichtslaube“ auf dem Innenstadt Rathausgelände genannt. Bei der Einweihung der Gerichtslaube sagte OB Keidel: „das einzige Projekt in Freiburg, für das so viele Spenden gesammelt wurden, dass annähernd die Hälfte der Kosten gedeckt waren. Ein Verdienst, das maßgeblich Wilhelm Eschle gebührt“.
Wilhelm Eschle verstarb 1984 in seinem 80. Lebensjahr. In der Traueranzeige der Stadt formulierte OB Böhme: „Wilhelm Eschle gebührt ein besonderer Dank für eine besonnene Politik des Ausgenmaßes und des sozialen Ausgleichs im Dienste unserer Stadt“.
Er selbst formulierte in seiner Dankesrede zu seinem 75 Geburtstag 1980: „Zufrieden mit dem Bisherigen, in Einschränkung ein freudiges JA! Dem Negativen eines Menschen in dessen Lebenslauf setze ich stets die mir gebotenen Möglichkeiten des Ausgleiches entgegen“.
Sein großes ehrenamtliche Engagement wurde 1980 mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gewürdigt. (Anlagefoto)

Hans Lehmann, BV