Corona, Müll und Dreisam

Jetzt werden wohl manche sagen: „Wie passt das denn zusammen?“ Aber es passt ganz gut, denn in den langen Wochen der Corona-Pandemie, in der die Kinder nicht in die Kita, nicht in den Kindergarten, die Jugendlichen nicht in die Schule oder den Sportverein, und die Erwachsenen nicht in´s Theater, Kino oder Restaurant durften, war die Dreisam ein Ventil für gestresste Familien. Hier konnten die Kleinen am Wasser und die Größeren Ball auf der Wiese spielen. Die „Großen“ einfach „chillen“, Bier trinken oder Grillen. Und das taten sie dann auch, ohne die Corona-Regeln zu verletzen.
Aber wo viel Sonne, da ist auch viel Schatten; und wo gegrillt wird, fällt auch Abfall an. Doch anders als an verschiedenen „Hotspots“ in der Innenstadt, lassen die allermeisten Dreisambesucher den Abfall nicht einfach liegen, sondern sammeln die benutzten Windeln, Papierteller, Wurstverpackungen und Essensreste in Plastiksäcke und tragen diese, zusammen mit Pizzakartons und leeren Flaschen zum nächsten Mülleimer.

Container und Abfalleimer an der Sandfangwiese Foto: Mülhaupt

Doch dort erleben die Saubermänner oder -Frauen meist eine Überraschung, denn entweder ist der Mülleimer bereits voll, oder die Einwurf Öffnung ist so klein, dass vielleicht ein Tempo-Taschentuch oder eine Zigarettenschachtel, aber niemals ein Pizzakarton, ein Einweggrill, oder ein Müllsack, eingeworfen werden kann. Was tun? Der geplagte Familienvater stellt dann eben sein „Gepäck“ neben den Eimer, zumal dort schon Verschiedenes steht. Erstmal aufgeräumt!
Aber nachts oder gegen Morgen kommen Fuchs und Rabe, zerlegen die Säcke und verteilen den Inhalt auf der Suche nach Knochen oder Käse. Der Höllentäler oder ein kräftiger Gewitterwind erledigen den Rest und blasen die Plastiktüten über das Gelände und in den Fluss. Die Dreisam entsorgt dann alles über den Rhein in die Nordsee, die ja sowieso einiges zu schlucken hat.
So die derzeitige Situation! Und die Zuständigen sagen einfach: „Wir haben keine Lösung!“ Nachdem allerdings vor einiger Zeit einige Bürgervereinsmitglieder in München gesehen hatten, wie die Münchner ihr Müllproblem an der renaturierten Isar lösen: Treu dem Slogan „Jo mir san mir, und dös basst scho“ stellen die Münchner einfach in den Sommermonaten neben die Mülleimer laufstallgroße Gitterboxen und „guat is!“
Doch als die Freiburger Bürger den Freiburger Verantwortlichen diese Lösung vorschlugen, stießen sie auf massive Ablehnung! Sei es, dass die Gitterboxen zu billig (finanziell oder in der Ausführung?) oder einfach Ideen aus Bayern hier im Ländle unerwünscht sind.
In Freiburg herrscht natürlich ein anderer Stil. Da tun´s keine Mülleimer aus Blech und eine Gitterbox vom Baumarkt, da muss es schon ein Designerstück aus handgebürstetem Edelstahl sein, möglichst mit adaptiertem Solarpaneel und integrierter KI sein. Ob da ein Pizzakarton hineinpasst ist dann zweitrangig; und ob das Teil dann etwas teurer ist sowieso.
So wird dann wohl nächstes Jahr, auch wenn der Corona-Virus besiegt ist, der Müll an der Dreisam weiterhin unter großem Personalaufwand eingesammelt werden. Es sei denn, von den hundert, in der „Badischen“ angekündigten, neuen Mülleimern kommen ein paar „funktionelle“ auch an die Dreisam. Die müssten dann aber nicht unbedingt 1100 € pro Stück (zusätzlich Fundament und Montage) kosten. Ein paar Gitterboxen zu 60 € pro Stück (Fundament entfällt) täten´s auch.

L. Mülhaupt, BV