175 Jahre Freiburger Turnerschaft

Beim Festakt gab es viel Lob, aber auch Wünsche.

Alle Festredner würdigten anlässlich des 175 jährigen Jubiläums der Freiburger Turnerschaft von 1844 e.V. im historischen Kaufhaus die besondere Stellung dieses großen Freiburger Sportvereins; er ist ein gesellschaftlicher Motor unserer Stadt. Neben verdientem Lob gab es auch Wünsche zur Zukunftssicherung.

Mit Alfons Hörmann, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes als Festredner, mit FT-Präsident Dr. Norbert Nothhelfer und Gundolf Fleischer als Präsident des Badischen Sportbundes waren Redner zu hören, die dem Sport von Herzen verbunden sind. Aber auch Oberbürgermeister Martin W. Horn ließ seine Nähe zum Sport und besonders zur FT erkennen, weil sie in der Gesellschaft integrierend wirkt, aber auch aus persönlicher Verbundenheit.

Der Kaisersaal im historischen Kaufhaus beim Festakt der FT am 27.09.2019 war bis auf den letzten Platz gefüllt. | Foto: Andree Kaiser

Als Hausherr eröffnete FT-Präsident Dr. Norbert Nothhelfer die Rednerliste und begrüßte die geladenen Gäste aus Sport, Politik und Wirtschaft, besonders aber die zahlreich erschienenen ehren- und hauptamtlichen Helfer der FT. Mit seinem Ansatz „Zukunft braucht Herkunft“ warf er einen Blick zurück, ergriff jedoch die Gelegenheit, auch in die Zukunft zu blicken und hierbei Wünsche zu äußern. In den 175 Jahren, so Nothhelfer, hat die FT viele Zeitläufe miterlebt. „Man kann sagen, dass sich in der Geschichte der FT die Gesamtgeschichte im Mikrokosmos spiegelt. Die Idee der Gründerväter mit Werten wie Sportsgeist, Fairness, Wettkampffreude und die große Integrationskraft des Sports haben die Zeitreise überstanden und haben nach wie vor ihre Gültigkeit. Der Verein ist ein aufgeschlossener und innovativer Verein, der in einer sich verändernden Gesellschaft die Balance zwischen traditionellen Sportarten und neuen Trends finden muss“. Als bedeutendste Zäsur nannte er die Schaffung der Sportkindergärten und der Sportgrundschule. Die bevorstehende Einweihung der neuen Dreifeldhalle ist ein weiterer Meilenstein. Er nutzte aber auch das Rednerpult, um den Wunsch nach zusätzlichen Sportflächen auszudrücken. Er sprach seine Hoffnung aus, nach dem Umzug des SC in den Freiburger Westen Sportflächen vom Gelände des Dreisamstadions zu erhalten.

Oberbürgermeister Martin Horn gratulierte im Namen der Stadt und betonte die herausragende Bedeutung der FT für die Stadt und für die Region. Er lobte die FT als ein Verein, der nicht nur den Körper, sondern auch den Charakter bildet und in vorbildlicher Weise Breiten- und Leistungssport vereint. „Wir brauchen Spitzensportler, die als Vorbilder dienen, aber wir brauchen ganz besonders den Breitensport“, erklärt der Oberbürgermeister. Für ihn ist es zentral, dass jeder Mensch, ob klein oder groß, egal welcher Herkunft, Sport treiben und Gemeinschaft erleben kann. Auch in den sportpädagogischen Einrichtungen des Vereins, den Sportkindergärten und der Sportgrundschule, sieht er eine wichtige Bereicherung für die Stadt Freiburg. Den Wunsch von FT Präsident Nothelfer, Erweiterungsflächen vom SC Gelände zu erhalten, nahm er auf und versprach sich der Sache persönlich anzunehmen.

Der Wegzug der SC Bundesliga Mannschaft weckt Begehrlichkeiten bei den Nachbarn.
Foto: Große

Am deutlichsten forderte Gundolf Fleischer, Präsident des Badischen Sportbunds, von Oberbürgermeister Martin Horn eine tatkräftige Unterstützung für die Nachnutzung von Sportflächen des SC-Stadions ein und wünschte sich hierbei eine „gerechte Lösung“. „Es wäre verheerend, wenn dereinst ein FT-Präsident einen Aufnahmestopp verhängen müsse“, so Gundolf Fleischer.

Die Festrede von Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, bezog sich auf den hohen gesellschaftlichen Wert des Sports. Die 90 000 Sportvereine seien die „sozialen Tankstellen des Landes“, sagte er. „In einer Gesellschaft, in der der Egoismus zunimmt, bietet gerade der Sportverein das soziale Netz für benachteiligte Gruppen, für Kinder und Jugendliche, aber auch für viele andere Menschen“ und weiter „das Miteinander ist eines unserer Markenzeichen“. Gerade in einer Zeit, in der die Gesellschaft auseinanderzudriften drohe, schaffe der Sport soziale Netzwerke. Er ging auch auf die Schattenseiten des Sports ein und sprach offen die Problemfelder Doping, Korruption und Steuerbetrug an. In dieser Sache forderte staatliche Unterstützung.

Auch der Bürgerverein reiht sich bei den Gratulanten ein. Nicht ohne Stolz können wir auf die hervorragende Zusammenarbeit mit der FT während der „Flüchtlingswelle 2015/16“ hinweisen. Dort hat sich gezeigt, dass all das, was die verschiedenen Festredner zum Jubiläum ausdrückten, eine reale Basis hat. Ganz einfach: „Im Sport fragt man nicht woher du kommst“.

Hans Lehmann, BV