Am Samstagnachmittag, dem 3. August erreichten den Bürgerverein mehrere Anrufe und Mails, alle von besorgten Bewohnern des unteren Sandfangweges. Sie meldeten astronautenähnlich gekleidete Bauarbeiter, die alle Fragen der besorgten Anwohner mit dem Hinweis auf eine bestehende Asbestgefahr abwiesen.
Die Anrufe und Mails an uns haben zusammengefasst folgende Inhalte, wobei das aktuelle Ereignis lediglich das Fass zum Überlaufen brachte: Die Bewohner des unteren Sandfangweges fordern seit Jahren verzweifelt von den Verantwortlichen der Stadt Freiburg Abhilfe für die ständige (!) Emissionsbelastung durch das Abbrennen giftiger Grillanzünder, Grillkohle und Grün- und Schwemmhölzer entlang der Sandfangwiese und der unteren renaturierten Dreisam. Wie an anderen Hotspots in Freiburg auch wurden und werden die Betroffenen vertröstet und hingehalten. Man kann die Fenster abends nicht mehr öffnen, die Balkone sind nur noch im Winter oder bei Regen zu benutzen.
Und jetzt wird im Hinterhof des 30-Familien-Gebäudes am unteren Ende des Sandfangweges das in städtischem Besitz befindliche Kinderhaus saniert und von Asbest befreit, ohne die anliegenden Bewohner vorinformiert, geschweige denn für Schutzvorrichtungen gesorgt zu haben. Arbeiter in Sicherheitsanzügen entfernen Platten auf dem Dach des Gebäudes – und die Anwohner sitzen ein paar Meter entfernt bei geöffneten Fenstern in ihren Wohnungen. Ein Horrorszenario! Zu befürchten sei, dass der krebserregende Stoff mittlerweile in die angrenzenden Wohnungen geweht ist, die Bewohnerinnen waren dem schutzlos ausgeliefert. Dieses Verhalten der Verantwortlichen sei nicht mehr tragbar. Wir werden uns nicht mehr hinhalten lassen und bitten den Bürgerverein, alles Mögliche zum Schutz der Kinder und der Anwohner zu unternehmen! Soweit die Zusammenfassung der Beschwerden. Der Bürgerverein setzte sich am folgenden Montag mit der Caritas, der Mieterin des Kinderhauses und der für die Sanierung verantwortlichen Amtsleiterin des städtischen Gebäudemanagements in Verbindung. Beide Parteien versicherten, dass alle vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen getroffen wurden und keinerlei Gefahr für die unmittelbaren Anwohner bestand. Noch am gleichen Montagnachmittag (5. August) kam eine Presseerklärung der Stadt, dass keine Gesundheitsgefahr im Sandfangweg bestehe. Begründet wurde dies mit einer Baustellenüberprüfung am gleichen Morgen mit Vertreterinnen und Vertretern der Kita, der Caritas (Träger), dem Gewerbeaufsichtsamt, der Polizei, der Baufirma, dem Architekturbüro und dem Gebäudemanagement der Stadt Freiburg. „Dabei hat sich bestätigt, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Nachbarschaft oder für die Nutzerinnen und Nutzer der Einrichtung bestand. Die Arbeiten werden von einer Fachfirma ausgeführt. Diese hat die notwendigen Nachweise, die für das Arbeiten mit Asbest gefordert sind, erbracht. Das Verpacken und die Entsorgung der asbesthaltigen Fassadenplatten erfolgen vorschriftsmäßig entsprechend der geltenden Sicherheitsstandards. Das Gewerbeaufsichtsamt ist über die Baumaßnahmen, wie vorgeschrieben, informiert und eingebunden. Zum Schutz vor herabfallenden Bruchstücken ist die Dachfläche vorsorglich mit Folien abgedeckt. Zur Bindung anfallender Stäube wurden und werden die Flächen sauber abgesaugt und mit Restfaserbindemittel behandelt. Insgesamt ließ sich feststellen, dass die Sicherheitsvorkehrungen und die Sauberkeit auf der Baustelle vorbildlich sind. Es gibt es daher keinen Anlass zur Beunruhigung wegen irgendwelchen gesundheitlichen Beeinträchtigungen“. Soweit die Presseerklärung. Die Bewohnerinnen der unteren Sandfangweg-Häuser waren mit der städtischen Erklärung zum Zeitpunkt unseres Redaktionsschlusses nicht zufrieden gestellt. Man schrieb uns: „Es gibt verschiedene Gründe, warum man an dieser Stelle nicht mit der Aufklärung der Sache aufhören kann. Die glatte Stellungnahme der Stadt jedenfalls ist unzureichend und stimmt sachlich in wichtigen Details auch nicht mit der Wirklichkeit überein. Über das weitere Vorgehen stimmen wir uns hier ab“.
Der Bürgerverein wird in der nächsten Ausgabe über den weiteren Fortgang informieren.
Hans Lehmann, BV