Der Schatz im Waldsee

Vor der Entschlammung des Waldsees (vgl. Bürgerblatt vom Februar) wurden die Muscheln am Seegrund geborgen. Dabei handelte es sich um rund 15 000 Exemplare der Großen Teichmuschel. Erstaunt hat nicht nur die große Zahl, sondern auch ihr Gefährdungs- und Schutzstatus; in Baden-Württemberg ist sie „stark gefährdet“ und hat „ganzjährige Schonzeit“. Grund genug, um uns mit diesen Tieren eingehender zu befassen.

Meist 12 bis 20 cm, ausnahmsweise auch bis 25 cm groß, lebt sie im schlammigen Grund stehender oder langsam fließender Gewässer. Die gelblichen, grünlichen oder bräunlichen Schalen zeigen konzentrische Streifen, die auf dem jahreszeitlich unterschiedlichen Zuwachs beruhen. Die Muschel kann 10, ausnahmsweise bis zu 30 Jahre alt werden. Sie filtriert ihre Nahrung – überwiegend einzellige Algen und andere Kleinstlebewesen – mit ihren Kiemen aus dem Wasser und leistet dadurch Erstaunliches: spätestens in zwei Wochen haben sie den gesamte See durch ihre Kiemen geleitet!
Ab Juli legt sie ihre Eier, bis zu einer halben Million, die in den Kiemen haften bleiben und sich dort zu Larven, den 0,35 mm großen Glochidien, entwickeln. Im folgenden Frühjahr lösen sie sich ab und parasitieren für wenige Wochen auf der Haut von Fischen. Dann fallen sie ab und vergraben sich im Schlamm des Seegrundes.

Die Große Teichmuschel geht landesweit zurück, weil ihre ursprünglichen Lebensräume wie Altrheinarme seltener werden. In den Waldsee ist sie vermutlich durch infizierte Fische gelangt – ein unsichtbarer Schatz am Grunde des meist trüben Waldsees.

G. und K.-E. Friederich, BV