Der Landesfischereiverband hat in der Dreisam wieder Junglachse ausgesetzt
Stephan Stäbler kommt mit einem Kleintransporter direkt an die Dreisam gefahren. Auf der Ladepritsche hat er eine große grüne Wanne auf der steht: Vorsicht lebende Fische. In der Wanne ein Riesengewimmel, mehr als 7500 Junglachse, 6 Wochen alt sind die, erklärt er, dafür noch ziemlich klein, höchstens wie ein kleiner Finger.
Die Junglachse werden mit einer Kelle in Eimer geschaufelt und dann vorsichtig in die Dreisam beim Schwarzwaldstadion in die Freiheit entlassen. Hier sollen sie erst einmal groß werden, sagt Stephan Stäbler vom Landesfischereiverband. Die Hälfte der Lachse würde ein Jahr in der Dreisam bleiben, die andere Hälfte sogar 2 Jahre, bevor sie sich auf die große Reise machen Richtung Atlantik.
Die aufwändigen Renaturierungsmaßnahmen an der Dreisam haben sich gelohnt, sagt Klaus Blasel, er ist Fischereibiologe und begleitet das Projekt mit den Junglachsen. In der Dreisam würden sich Junglachse ganz offensichtlich wieder pudelwohl fühlen. Ein Jahr nach dem Aussetzen würden die Junglachse gezählt, die Ergebnisse der vergangenen Jahre machen Maut, sagt Klaus Blasel, über 70 % der ausgesetzten Lachse würden das erste Jahr überleben.
Und auch die Kritik, die Dreisam habe im Sommer zu wenig Wasser, die Lachse würden sofort sterben, stimme nicht, der Wasserstand der Dreisam sei, so Klaus Blasel, für Lachse kein Problem, vor allem im Frühjahr, wenn sich die Lachse Richtung Rhein aufmachen, wäre immer genug Wasser in der Dreisam.
Mehr Probleme mache die Durchlässigkeit der Flüsse, der Lachs müsse auch tatsächlich die Chance haben in den Oberlauf der Dreisam zurück zu kehren. Dazu muss zum Beispiel die Holztreppe an der Schwabentorbrücke entfernt werden. Sie sei bisher ein unüberwindbares Hindernis für die Lachse auf ihrem Weg zurück.
Noch schwieriger sei die Situation im Rhein, die vielen Staustufen und Kraftwerke machen den Lachsen das Leben schwer. Aber Ende des Jahres soll auch in Gerstheim in der Nähe von Offenburg die letzte Fischtreppe an einem Wasserkraftwerk vor der Einmündung der Dreisam fertig gestellt sein. Dann gibt es für den Lachs kein unüberwindbares Hindernis mehr und er könnte – zumindest theoretisch – wieder bis zum Schwarzwaldstadion gelangen.
Vorausgesetzt der Lachs entgeht den Fischreihern, Raubfischen, Kormoranen, Schiffsschrauben, Schleusen und anderen Gefahren.
Stephan Stäbler vom Fischereiverband ist Optimist. Lachse hier wieder heimisch zu machen, sei möglich, aber halt eine Generationenprojekt, das soll heißen: es dauert.
Aber ein Projekt, das sich lohne. Schweizer, Franzosen, Holländer und Deutsche, mit internationalen Anstrengungen soll der Lachs dahin zurückkehren, wo er einmal war. Am Oberrhein war früher eines der bedeutensten Lachsreviere in Europa. Die Begradigung des Rheins und seiner Nebenflüsse bedeutete das Ende des Lachses bei uns in der Region. Das soll sich in den kommenden Jahren wieder ändern. Erste Erfolge gibt es schon: an der Staustufe in Iffezheim wurden letztes Jahr 170 Lachse gezählt, Lachse, die auf dem Rückweg vom Atlantik waren.
Bei 170 Lachsen in der Dreisam würde Stephan Stäbler vermutlich einen Salto schlagen. Er hofft, dass vielleicht 1 %, also 75 seiner 7500 Junglachsen zurückkehren. So viele Lachse hier nach 5 bis 6 Jahren wiederzusehen, das sagt er, wäre schon ein Riesenerfolg.
Stephan Basters, BV