Die Resonanz auf die vom Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee organisierte Einladung der Stadträt*innen des Freiburger Stadtrates zu einem Vor-Ort Besichtigungstermin am 01. Februar 2018 im Lycée Turenne war überwältigend. Nach der Vorlage eines Nutzungskonzeptes von uns stellten die wichtigsten Fraktionen des Stadtrats einen Fraktionen übergreifenden Antrag zur Erstellung eines Nutzungskonzeptes. So ein breites Bündnis gegen den Leerstand im Gebäudeensemble an der Schützenallee gab es noch nie.
Unser Vorschlag zur möglichen Nutzung des Westflügels vom Lycée Turenne und der dazugehörenden Turnhalle im Hof wurde mit folgenden Schlagworten eingeleitet:
„Wir sind der Ansicht, dass 25 Jahre Leerstand von ca. 2800m² städtischem Raum genug sind. Und klar ist auch, besser wird es nicht. Ein Gebäude, das niemand nutzt, verfällt langsam aber sicher. Billiger wird es auch nicht. Jedes Jahr steigen sowohl der Reparaturbedarf als auch die Baupreise. Nach dem Auszug der Franzosen 1992 wurden bisher alleine für Heizkosten ca. 500.00 Euro ausgegeben! Es ist höchste Zeit, eine Sanierung auf den Weg zu bringen“.
Als Begründung des neuen Vorstoßes zur längst überfälligen Sanierung vom Westflügel und der Turnhalle sehen wir die in den letzten drei Jahren stark veränderten Rahmenbedingungen rund um das leerstehende Gebäude. Der Bedarf der vier Schützenallee-Campus-Schulen (Emil-Thoma Grundschule, Emil-Thoma Realschule, Richard-Mittermaier Schule und Walter-Eucken-Gymnasium / Kaufmännische Schulen I) nimmt bei unserer Neubewertung eine zentrale Rolle ein. Aus unserer Sicht jedoch auch die Musikschule Freiburg, die derzeit bereits zwei Räume im Souterrain sowie zwei Räume im OG vom Lycée Turenne belegt und an Ihrem derzeitigen räumlichen Haupt-Standort in der Turnsee-Schule unter Platznot leidet. Nicht unberücksichtigt sollte auch die Nutzung der Turnhalle für bürgerschaftliches Engagement in der Wiehre sein, denn seit dem Wegfall des Maria-Hilf- Saales haben die Wiehre Bürger keinen wirklich geeigneten Raum für ihre öffentlichen Veranstaltungen mehr. Hierbei ist jedoch nicht nur an den Bürgerverein gedacht.
Als Pädagogische Begründung für die dringend notwendige Sanierung führen wir mehrere Aspekte an. Oberste Priorität haben hierbei die absolut unzumutbaren Verhältnisse der Essensversorgung der Schüler*innen der vier Schulen. Vor allem die Kleinen leiden darunter. Schichtbetrieb in Klassenzimmern mit fragwürdigen hygienischen Verhältnissen sind hierbei die größten Beklagens-Punkte. Ein zentral genutzter Speisesaal wie er im Westflügel vorhanden ist, brächte hier die Lösung für eine gemeinsam zu nutzende Mensa der vier Schulen.
Alle vier Schulen haben weiteren schulischen Raumbedarf. Der Einzug einer neuen Pädagogik mit Wechsel von Frontalunterricht, Unterrichtsgespräch, Kreisgespräch, Einzelarbeit, Partner- und Gruppenarbeit, Lernen an Stationen, Projektarbeit, Wochenplanarbeit, digitales Lernen, Stillarbeit. Bildungsangebote in der Nachmittagsbetreuung und inklusive Beschulungen sind verantwortlich hierfür. Vor allem aber der Anstieg der Schülerzahl des Sonderpädagogischen Bildungs-und Beratungszentrum Richard-Mittermaier Schule begründen neuen zusätzlichen Raum. Eine Abfrage bei den Schulen ergab den Bedarf von 20 zusätzlichen Klassenräumen. Clusterräume mit einer heute üblichen flexiblen Nutzung für die zuvor beschrieben neuen pädagogischen Anforderungen nicht eingerechnet. Der zusätzliche schulische Raumbedarf könnte mit dem Sockel-, dem Erd- und dem 1. Obergeschoss abgedeckt werden. Das 2. Ober- und das Dachgeschoss könnte das neue, zentrale Domizil der Musikschule werden, deren derzeitiger Standort in der Turnsee- Schule unter Platzmangel leidet.
Selbstverständlich müsste mit der Sanierung der Einzug einer zukunftsweisenden digitalen Technologie einhergehen. Ein Breitbandanschluss mit einer schnellen Lichtleiterverkabelung im Gebäude sind hierbei die technischen Mindestanforderungen. Ein Mobiles-Device-Management System (MDM) mit einer zentralisierten Verwaltung von Mobilgeräten, das es ermöglicht, von Lehrer*innen und Schüler*innen mitgebrachte Endgeräte aller Art durch einen oder mehrere Administratoren mit Hilfe von Software und Hardware ins Schulnetz einzubeziehen, könnten im Lycée Turenne ein digitales Leuchtturmprojekt werden und nicht nur für die vier dort untergebrachten Schulen von Nutzen und Vorbild sein.
Wir sind aufgrund des breiten Bündnisses von acht Fraktionen des Stadtrates (Grüne, CDU, SPD, JPG, Freie Wähler und FDP in einem gemeinsamen Schreiben, die Unabhängigen Listen und Freiburg Lebenswert/Für Freiburg in einem separaten Schreiben) zum ersten Mal seit 25 Jahren zuversichtlich, dass endlich die Misere des Leerstandes des Westflügels und der Turnhalle vom Lycée Turenne ein Ende nimmt.
Hans Lehmann, BV
Überfraktioneller Antrag 18-02-08 Nutzungskonzept Lycée Turenne als PDF 180kB