Stadtteilgeschichten

Eine neue Reportage in der wir in lockerer Reihenfolge interessante Menschen, Ereignisse und Gegenstände unseres Stadtbezirks vorstellen werden
Knopfhäusle- Wurzeln seit 1932

Bei unserer Recherche für die Bürgerblatt-Titelgeschichte der Dezemberausgabe 2017 über die bevorstehende Sanierung der Knopfhäusle wurde uns der Name von Peter Kropf genannt. Seine Mutter Christine Ruf lebte mehr als 69 Jahre (1932-2001) in den Knopfhäusle. Er selbst wuchs dort auf und lebte bis 1983 bei seiner Mutter. Seither wohnt er in der Flaunserstraße, verfügt aber über den Bild-und Schrift- Nachlass seiner Mutter. Er stellte uns das Foto zur Verfügung, das seine Mutter und ihn in Ihrem liebevoll gepflegten Vorgarten der damaligen Schwarzwaldstraße Nr. 52 zeigt. Zu dem Bild merkte er an, dass die heutigen Bewohner leider nicht die Tradition der Pflege des Vorgartens aus der Zeit seiner Mutter übernommen hätten. Was er sehr schade findet.

Christine Ruf mit Sohn Peter Kropf 1983 in ihrem Vorgarten, der mehrfach als schönster Vorgarten der Knopfhäusle ausgezeichnet wurde Foto: Kropf

Neben dem Foto überließ er uns auch den Knopfhäusle Einzugs- Mietvertrag seiner Eltern vom 1. Mai 1932. Die damalige Miete für Christine und Wilfried Ruf betrug 25 Reichsmark. Ein durchschnittlicher Arbeiterlohn lag 1932 bei ca.100 Reichsmark. Damit war die geforderte Miete von 25 RM im Monat in der damaligen Zeit für eine Arbeiterfamilie gut zu leisten, vorausgesetzt, man hatte Arbeit. Für die immense Schar an Arbeitslosen in der Inflations-Nachzeit stellten jedoch auch 25 RM eine hohe Hürde dar, denn die staatliche Unterstützung betrug 1932 für eine Familie mit Kind im Durchschnitt 51RM im Monat. Als Minimal-Miete für eine 50 m² Wohnung wurden staatlicherseits 32 RM angesetzt. Unter diesen Gegebenheiten wird klar, dass bereits die damalige Knopfhäusle-Miete günstig war. Das entsprach ganz dem starken sozialen Engagement von Jeremias Risler, dem Knopffabrikanten der zwischen 1871 bis 1888 die Knopfhäusle und ein Sozialhaus mit Volksküche errichten ließ, „damit seine Arbeiter ein anständiges Leben führen können“. Dieser Ursprungsgedanke der günstigen Mieten in einem baulich wie sozial geschlossenem Gebilde gilt es im Sinne seines Erbauers zu erhalten. Obwohl Peter Kropf schon länger nicht mehr in den Knopfhäusle wohnt, sieht er das genauso. Die Wohnung seiner Mutter, in die er immer zurückkommen konnte wenn es ihm manches Mal nicht so gut ging stellte für ihn mehr als drei Zimmer mit Küche und Toilette dar, sie war für ihn ein Stück Heimat

Hans Lehmann, BV