Geplante Neubebauung westlich vom Gasthau „Schützen“

Der östliche „Schlussstein“ des Stadttunnels?

Manchmal hilft ja vielleicht doch der Zufall: Während ein (bekanntlich von unserem Bürgerverein „angezettelter“) Studentenwettbewerb die ganze Aufmerksamkeit auf den künftigen „Dreisamboulevard“ lenkt – also den kostbaren Stadtraum zwischen Kronen- und Schwabentorbrücke – scheint der wesentlich kompliziertere Abschnitt östlich davon bisher von eher geringem Interesse. Dabei wird es hier während der Bauphase des Stadttunnels die mit Abstand größten Zumutungen geben, denn zwischen Maria-Hilf und der Ganter-Brauerei wird eine gigantische Baugrube entstehen, während westlich die beiden Tunnelröhren durch vereistes Erdreich gebohrt werden – weitgehend ohne direkte Beeinträchtigung des Straßenraums.

Foto: Google Earth


Gerade rechtzeitig zur Erarbeitung eines schlüssigen Gesamtkonzepts deutet sich nun genau gegenüber der Maria-Hilf-Kirche eine überraschend bauliche Entwicklung an – also direkt am östlichen Ende (oder Beginn??) des Stadttunnels. Zum Auftakt hat es zwischen Stadt und Eigentümer etwas „geknirscht“ (so war in der Presse zu lesen…); der Bürgerverein sieht aber hier vor allem eine große Chance – und hat auch eine Idee…Denn der Eigentümer der beiden westlichen Gebäude (im Foto rechts) möchte neu bauen – ein klassischer Fall von „Innenentwicklung“, wie es im Fachjargon heißt. Gemeint ist damit das Bauen in bereits bebauter Umgebung („…innerhalb der bereits im Zusammenhang bebauten Flächen einer Gemeinde…“ – wie es im Baugesetzbuch heißt).

Weil Bauen dort grundsätzlich zulässig ist, hat der Bauherr eine recht starke Position; will die Gemeinde – hier also die Stadt Freiburg – das Heft des Handelns in der Hand behalten, ist es ratsam, einen Bebauungsplan aufzustellen. Genau dies hat der städtische Bauausschuss im Februar auf den Weg gebracht. Gemeinderat und Verwaltung haben dabei auch den Wunsch nach einem städtebaulichen Wettbewerb zum Ausdruck gebracht.
Der Bürgerverein unterstützt dieses Vorgehen – schließlich soll ein Neubau auf diesem exponierten Grundstück demnächst den Platz vor der Maria-Hilf-Kirche maßgeblich mit prägen. Die stadträumliche Bedeutung wird – so ist zu hoffen – nochmals signifikant zunehmen, wenn dereinst der Stadttunnel für eine durchgreifende Verkehrsberuhigung sorgen wird. Deshalb ist es doppelt lohnend, jetzt sorgfältig und mit Bedacht nach einer baulichen Lösung zu suchen, die später einmal von allen als Bereicherung gesehen wird.
So eher nicht: Diese Skizzen waren es, die Bauausschuss und Stadtplanungsamt veranlassten, hier vom Instrument des Bebauungsplans Gebrauch zu machen; damit lässt sich wesentlich gezielter Einfluss nehmen auf Art, Umfang und Ausgestaltung einer Neubebauung.

Und da bietet es sich förmlich an, aus der oben geschilderten Not beim bereits laufenden Studenten-Wettbewerb eine Tugend zu machen: indem nämlich ein zweiter Wettbewerb ins Leben gerufen wird, der neben der Freiraumgestaltung im riesigen Umfeld des Vollanschlusses (sog. „Ganter-Knoten“) auch die östliche „Randbebauung“ zum Gegenstand hat – eben einen gelungenen Neubau an der Stirnseite des Schützen-Areals. Als würdigen „Schlussstein“ des Stadttunnels.

Nun ist nicht ernsthaft anzunehmen, dass ein prämierter Studenten-Entwurf anschließend einfach gebaut wird. Aber es wird sicher bereichernde Ideen geben, von denen sich dann auch die Bauherren inspirieren lassen können. Jawohl – die Bauherren. Denn – noch eine glückliche Fügung: auch die Inhaber des „Schützen“ denken über bauliche Veränderungen nach – nicht beim Gaststättengebäude selbst, aber bei den weniger attraktiven Garagenbauten nebenan.

Man ahnt, welches Potential hier schlummert – zumal eine andere hochwertige Fläche möglicher „Innenentwicklung“ nur einen guten Steinwurf weit entfernt liegt: Das weit größere Areal der Ganter-Brauerei. Da warten Stadt und Bürgerverein übrigens seit Jahren auf einen Wettbewerb – mit richtigen Architekten…! Aber wer weiß: vielleicht lässt sich der Bauherr auch hier von der ungezügelten Phantasie Studierender inspirieren – und motivieren…?

Man darf also richtig gespannt sein – und vorsichtig optimistisch!

Helmut Thoma, BV