In der Neuen Zürcher Zeitung erschien kürzlich ein mehrseitiger Beitrag über einen in dieser Schweizer Stadt geplanten Straßentunnel. Er soll den Stadtteil Wipkingen entlasten, durch dessen Rosengartenstraße täglich 56 000 Autos fahren. Gegen die Absicht, hier eine Straßenbahnlinie zu bauen, erhob sich Widerspruch, weil dann der Autoverkehr nur in die angrenzenden Wohngebiete verdrängt wird. Wir bringen den Artikel nachfolgend mit geringfügigen Änderungen, um ihn an Freiburg anzupassen:
Planungssünde soll verschwinden Millionenprojekt für die vielbefahrene Dreisamuferstraßen in Freiburg vorgestellt
Seit Jahrzehnten wird um eine Lösung für die Dreisamuferstraßen gerungen. Nun legt das Regierungspräsidium eine Tunnelvariante vor. Diese stößt auf Kritik – auch wegen der Kosten.
Die Dreisamuferstraßen, die mitten durch die Stadt ziehen, wird täglich von rund 35 000 Autos und Lastwagen benutzt. Sie zählt damit zu den meist befahrenen Hauptstraßen der Stadt. Seit Jahrzehnten zerschneidet die Verkehrsachse das Quartier und führt zu erheblichen Belastungen für die ansässige Bevölkerung. Nun aber nimmt ein Großprojekt Gestalt an, das die im Quartier erhoffte Verkehrsberuhigung doch noch bringen soll. Stadt, Land und Bund haben sich auf die Grundzüge des Projekts geeinigt: Diese Vereinbarung sieht vor, dass die Kapazität für den motorisierten Individualverkehr beibehalten werden soll. Die Autos sollen künftig aber zwischen Mariahilf und Kronenbrücke unterirdisch in einem neuen Tunnel verkehren. Zu ebener Erde wird damit Platz frei für eine anwohnerfreundliche Umgestaltung. Eigentlich läge der Bau mit Vollanschlüssen in der Zuständigkeit der Stadt Freiburg. Wegen der Bedeutung des Projekts für den Durchgangsverkehr auf der B 31 und der hohen Kosten übernimmt nun aber der Bund die Verantwortung.
Im Kommentar schreibt die NZZ u. a.: Niemand will eine Straße mitten durch ein Wohnquartier, auf der jeden Tag 56 000 Fahrzeuge verkehren. [Über den Fehler, eine Durchgangsstraße durch die Stadt zu planen,] zu lamentieren, bringt heute … wenig … Das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Die Situation … ist seit über vierzig Jahren, wie sie ist. Doch sie muss nicht so bleiben. [Man] hat sich zusammengerauft und eine Lösung mit Straßentunnel gesucht. Das ist, wie nun die konkretisierten Pläne zeigen, ein schwieriger, aber gangbarer Weg. Das Vorhaben hat große Hürden zu überwinden, nicht einmal in erster Linie die Finanzierung… Die Realisierung wird sich bis ins übernächste Jahrzehnt hinziehen, Das ist für derart komplexes Unterfangen nur scheinbar lang.
Natürlich gibt es auch Unterschiede zwischen dem Stadttunnel und dem Tunnel in Zürich: Einmal ist dies die neue Straßenbahnlinie; das verursacht alles in allem Kosten in Höhe von 1 Milliarde Franken, während der Stadttunnel weniger als die Hälfte kosten soll. Zum andern steht ein Freiburg eine breite Mehrheit des Gemeinderats hinter der Planung, während sie in Zürich durchaus umstritten ist: den einen ist sie zu teuer, den anderen wegen des nur verlagerten, nicht aber verringerten Autoverkehrs zu wenig zukunftsorientiert. Manchmal haben wir es besser als unsere Nachbarn in der Schweiz.
K.-E. Friederich