Die Bevölkerung des Freiburger Ostens verändert sich. Zum einen durch Zuwanderung in die Unterkünfte Stadthalle, Hammerschmiedstraße, Höllentalstraße und beim Kappler Knoten oder durch das UWC. Sie verändert sich auch durch das, was wir gemeinhin den demografischen Wandel“ nennen.
Nimmt man die aktuellen Statistiken der Stadtverwaltung, so zeigt sich eine „dreifache Alterung“ der Gesellschaft in Freiburg und wohl auch im Freiburger Osten: die Menschen werden älter, die Anzahl älterer Menschen steigt und es zeigt sich ein überproportionales Anwachsen der Älteren im Verhältnis zu den Jüngeren.
Es gab Zeiten, da galten unsere Stadtteilen als Altenheim Freiburgs, vor allem wegen der vielen Einrichtungen für ältere Mitmenschen hier: Altenheime, Pflegeheime, betreutes Wohnen.
Inzwischen aber hat sich unser Bild vom Alter, vom Altern geändert: weg von reiner von Pflege und Betreuung hin zu aktiver Beteiligung. Jetzt geht es um den Aufbau von Strukturen im Quartier, die
- möglichst langes Leben in häuslicher Umgebung ermöglichen,
- nachbarschaftliche Netzwerke und Wahlverwandtschaften stützen,
- Verantwortungsgemeinschaften im Quartier fördern und
- die Versorgung im Stadtteil gewährleisten.
An den Begegnungsstätten kann man den Wandel erkennen. Sie verstehen sich längst als Treffpunkte für ihr Quartier, schlagen Brücken zu ihren Nachbarschaften und bieten ihre Infrastruktur den Gruppen und Initiativen im Quartier an.
Das Miteinander verschiedener Generationen rückt immer mehr in den Mittelpunkt. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist der Generationenspielplatz beim Laubenhof, den wir im Bürgerblatt schon mehrfach vorgestellt haben.
Hier findet sich auch einer der beiden offenen Bewegungstreffs im Stadtteil; der andere ist beim Emmi-Seeh-Heim. Ein dritter Treff kommt ab Mitte Mai dazu: freitags um 9.30 Uhr beim Haupteingang der Wohnanlage Kreuzsteinäcker.
VEGA und andere Kürzel
Wie kann selbständiges Altern im Quartier gelingen? Wie kann soziale Teilhabe bis ins hohe Alter gelebt werden?
Wer sich diese Fragen in Waldsee und in Littenweiler stellt und diese mit Mitmenschen diskutieren oder sogar sich engagieren möchte, muss erst einmal Vokabeln, Abkürzungen lernen.
Oder wissen Sie was VEGA ist, oder sogar das VEGA-Mobil? Kennen Sie die Nachbarschaftsbörse? Oder kennen Sie schon das neueste Produkt DEKOS?
2010/11 war die „Verantwortungsgemeinschaft für gelingendes Altern“, kurz VEGA, ein gemeinsames Projekt der Heiliggeiststiftung, der Bürgervereine Oberwiehre-Waldsee und Littenweiler, der Katholischen Hochschule und des Seniorenbüros der Stadt Freiburg. Warum? Es gibt immer mehr meist ältere und hochbetagte Menschen, die der Hilfe und Unterstützung bedürfen. Gleichzeitig gibt es immer weniger Familienmitglieder zum Versorgen und Betreuen; oft wohnen sie nicht (mehr) am Ort.
VEGA verstand sich von Beginn an als ein Netzwerk , um zwischen den vielen engagierten aktiven Gruppen und Einzelpersonen im Quartier durch Planung und Koordination der Aktionen Doppelarbeit zu vermeiden, Konkurrenz auszuschließen, kurz, um effektiver und persönlicher helfen zu können.
Das war eine tolle Idee und auch in Teilen erfolgreich:
- wir haben eine Stadtteilkarte mit Adressen von Initiativen, Vereinen, Pflegediensten, Sozialstationen, Ärzten, Geschäften usw.
- wir haben einen „BürgerRaum“ im Begegnungszentrum Kreuzsteinacker, Heinrich-Heine-Str. 10a, eingerichtet,
- wir haben ein Info-Café im Begegnungszentrum Kreuzsteinacker, wo immer mittwochs zwischen 14.30 und 16.00 Uhr Rat eingeholt werden kann und wo sich Interessierte zum Erfahrungsaustausch treffen,
- wir haben den Generationenspielplatz im Begegnungszentrum Laubenhof, Weismannstr.3,
- wir haben bei Veranstaltungen, z. B. in Begegnungszentren, auf dem Bauernmarkt oder bei festlichen und sportlichen Anlässen im Quartier, aber auch im Bürgerblatt VEGA bekannt gemacht.
Dies alles gelang den Ehrenamtlichen aus den Stadtteilen, weil sie vom Projektpartner Katholische Hochschule – Lehrenden und vor allem vielen Studierenden – professionell unterstützt wurden. Als die KH sich zurückzog, standen sie plötzlich alleine da, das Projekt auf der Kippe. Zum Glück gab es Nachfolgeprojekte.
In der Juli-Ausgabe haben wir darüber berichtet, wie sich das Zusammenleben mit den älteren Mitbürgern von der reinen Betreuung zur aktiven Beteiligung in unseren Stadtteilen entwickelt hat. Von besonderer Bedeutung war dabei VEGA (Verantwortungsgemeinschaft für gelingendes Altern), ein Projekt, das nach dem Rückzug der Katholischen Hochschule auf der Kippe stand. Glücklicherweise konnte es fortgesetzt werden:
VEGA Mobil
Von der VEGA-Gruppe angeschafftes, nicht zu übersehendes E-Lasten-Fahrrad, das im gesamten Quartier unterwegs ist, um „ mobil und erfahrbar“ Informationen an Interessierte weiter zu geben. Hier werden immer Fahrer und Informanten gesucht. (Kontakt:Herr Buchholz< buchholz.j@sv-fr.de> 0761-2108-515.
Nachbarschaftsbörse
Bürgerinnen und Bürger aller Alterstufen können sich bei einem nachbarschaftlichen Netzwerk in Waldsee Littenweiler engagieren. Dieses befindet sich im Aufbau. Ziel ist es, im Freiburger Osten eine Börse einzurichten, die über unterschiedliche Medien nachbarschaftliche Freizeitaktivitäten und Hilfen vermittelt. Träger dieses VEGA-Nachfolgeprojektes ist die Heiliggeiststiftung in Zusammenarbeit mit den beiden Bürgervereinen und der Katholischen Hochschule.
In der aktuellen Startphase geht darum, Angebote und Bedarf zu ermitteln und zusammenzubringen. Geklärt werden muss auch die angestrebte Selbstorganisation ab 2017.
Interessierte treffen sich jeden 4. Donnerstag im Monat von 16.30 bis 18.00 Uhr im Bürgerraum in der Wohnanlage Kreuzsteinäcker.
Kontakt: nachbarschaftsboerse@gmx.de oder Tel: 0171-3002157.
DEKOS
Dahinter verbirgt sich „Demografiebezogene Koordination im Sozialraum“. Landwasser und der Freiburger Osten beteiligen sich an diesem dreijährigen Projekt. Träger ist wieder die Heiliggeiststiftung in Zusammenarbeit mit den Bürgervereinen. Die Katholische Hochschule begleitet das Projekt wissenschaftlich.
Für die Koordination haben wir einer halbe Personalstelle und vermeiden dadurch Überforderungen der Ehrenamtlichen – eine wichtige Erfahrung aus dem VEGA-Prozess. Die Koordinationsstelle soll zum einen die aktuellen Bedürfnisse älterer Menschen im Stadtgebiet aufnehmen und zum anderen mit bürgerschaftlich Engagierten die Versorgungsstrukturen und den Zugang dazu verbessern. Die leitende Zielvorstellung ist ein Quartier, in dem Gemeinsinn gelebt wird, so dass alle Menschen bis ins hohe Alter am Leben im Quartier teilhaben und möglichst lange selbstständig wohnen können. Kontakt: Nils Adolph, Heiliggeiststiftung, Heinrich-Heine-Str. 10´(adolph.n@sv-fr.de; Tel. 61 29 06 59)
Eine erste Bestandsaufnahme durch Herrn Adoph wird bald vorliegen. Warten wir diese ebenso ab wie die Ergebnisse der groß angelegten Bürgerumfrage „Generation 55 plus“ zur Lage und zu den Wünschen der Seniorinnen und Senioren. Hier soll es im Oktober auch Zahlen zu unseren Stadtteilen geben.
Das abgewandelte afrikanische Sprichwort „Es braucht ein gutes Quartier, um in Würde zu altern“ gilt nicht nur für die Kindererziehung.
W. Nagel, BV