Als Bürgerverein des Stadtbezirkes in dem der SC Freiburg seinen Stammsitz hat, gratulieren wir besonders zur Rückkehr der Fußballmannschaft des SC Freiburg in die 1. Bundesliga und freuen uns auf eine weitere, intensive Kooperation
Es waren beeindruckende Bilder, die via Fernseher am 29. April aus Paderborn übertragen wurden. Nach dem gewonnenen Auswärtsspiel blieb SC Trainer Christian Streich mehrere Sekunden lang regungslos sitzen, dann rannte er zu den mitgereisten Fans und ließ sich anschließend von seinen Spielern in die Luft werfen.
Das außergewöhnliche an diesem Bild ist nicht die Tatsache, dass eine Fußballmannschaft ihren erfolgreichen Trainer hoch leben lässt, sondern dass es der gleiche Trainer ist, der letztes Jahr um diese Zeit einen sehr bitteren Abgang mit seiner Mannschaft aus Deutschlands Elite-Fußballliga hinnehmen musste.
Als sich dann auch noch abzeichnete, dass man sich nach diesem Abstieg seitens der Verantwortlichen erschloss, eine halbe Mannschaft an Stammkräften ziehen zu lassen, war neben der Trauer das Unverständnis in der Freiburger Fußballszene groß. Doch der konsequente Erneuerungsprozess machte sich bezahlt. Die Transfers spülten um die 25 Millionen Euro in die SC- Kasse. Damit wurde man in die Lage versetzt das Personal den Gegebenheiten anzupassen. Anstatt Spieler mit großen Namen zu holen, wurden solche verpflichtet, die den Drang verspürten, sich zu beweisen. Dass dieser Plan voll und ganz aufging, kann jetzt mit der Zweitliga-Meisterschaft und dem sofortigen Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga gefeiert werden.
Dass solche außergewöhnlichen Dinge immer wieder beim SC-Freiburg gelingen, ist einer bewundernswerten Philosophie zu verdanken. Man bewahrt auch in schwierigen Phasen die Ruhe und setzt eingeschlagene Wege, auch wenn sie steil und steinig werden, konsequent fort. Mit dieser Philosophie der „ruhigen Hand“ wird in Freiburg etwas praktiziert, was bei der Konkurrenz nicht einmal vom Hörensagen bekannt zu sein scheint. Dort werden im Laufe der Zeit jede Menge Trainer, Sportdirektoren und anderes Führungspersonal ausgetauscht. Es entsteht ein Wechselspiel aus Aktionismus und Angst, aus dem es schwerlich ein Entrinnen gibt. Das aktuelle Beispiel des vorletzten Gegners SC Paderborn verdeutlicht dies in besonderem Maße. Andere einstige Erstligisten wie der 1. FC Nürnberg, Fortuna Düsseldorf, 1860 München und der 1. FC Kaiserslautern bemühen sich bis heute vergeblich um die Wiedererlangung der Erstklassigkeit. Das beweist, dass es absolut keine Selbstverständlichkeit ist, nach Abstiegen sofort wieder konkurrenzfähig zu sein und die Chance auf die Rückkehr nach oben zu erhalten.
Aber nicht nur die immer wieder zu bestaunenden sportlichen Leistungen heben den SC Freiburg aus der Phalanx der Bundesliga Fußballvereine heraus, sondern auch sein gesellschaftliches Engagement ist außergewöhnlich. Vom kleinen Vorstadtverein entwickelte sich der SC in nur dreieinhalb Jahrzehnten zum ersten Fußball- und Proficlub in der Stadt und in der Region, dessen Glaubwürdigkeit und Seriosität in der gesamten Branche als beispielgebend gelten. Er ist mittlerweile fester Bestandteil im Leben sehr vieler Menschen in Südbaden und somit ein Identitätsstifter ersten Ranges.
Man ist sich seitens der Verantwortlichen dieser Rolle bewusst. Beste Beispiele hierfür sind der 2004 gegründete Förderverein Freiburger Fußballschule e.V. und – zusammen mit der Stadt Freiburg – die Achim-Stocker-Stiftung. Mit diesen Einrichtungen haben die Anstrengungen des SC auf den Feldern des gesellschaftlichen Engagements noch einmal an Gewicht gewonnen und dokumentieren eindrucksvoll in welch vielfältiger Weise dieser Sportverein regional verankert und aktiv ist. Wie immer beim SC Freiburg sind solche gesellschaftlichen Aufgaben dauerhaft angelegt, mit Ausbaupotential in der Zukunft.
Aber auch jetzt schon sind die Themenbereiche in denen sich der SC Freiburg neben dem Kerngeschäft Sport engagiert, beeindruckend. Bildung, Umwelt und Solidarität. Über der Grundidee der Fußballbegeisterung weckt man bei Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden den Blick für gesellschaftliche Probleme. Wertevermittlung wie Gastfreundschaft und Weltoffenheit zählen genauso dazu wie die Ressourcenschonung im Interesse kommender Generationen und das Engagement gegen Diskriminierung.
Als Beispiele aus diesen Bereichen seinen genannt: 1995 Inbetriebnahme der ersten Solaranlage auf dem Dach eines Bundesligastadions. 2001 setzte der Sport-Club
auch bei den Um- und Neubauten für die Freiburger Fußballschule im total maroden
Mösle- Stadion ökologische Maßstäbe. 2006 war das heutige Schwarzwald-Stadion das erste komplette Solarstadion in Deutschland. 2013 wurde dem SC Freiburg im Bundesliga-Umweltreport bestätigt, innerhalb der Liga in vielen Bereichen Vorreiter in Sachen Umweltschutz zu sein. Aber auch an den Heimspieltagen wird an Klimaschutz gedacht. Die Fans werden animiert, mit Bus, Bahn, dem Rad oder zu Fuß zum Stadion zu kommen. Die Bilanz kann sich sehen lassen. Weil die Eintrittskarte als Ticket für Bus und Bahn gilt und zusätzlich Busse aus dem Umland die Spiele anfahren, kommen mehr als die Hälfte der Zuschauer auf diesem Weg ins Stadion. Statt der vielerorts üblichen General- Caterer kooperiert der SC beim Speise- und Getränkeangebot im Stadion mit vielen, kleinen Anbietern, die dank kurzer Anfahrtswege und überwiegend regionaler Produkte für Nachhaltigkeit sorgen. Getrunken wird aus Mehrwegbecher, ebenfalls zum Wohl der Umwelt.
Mindestens genau so eindrucksvoll wie das Engagement in Bildung und Umwelt ist der Beitrag im Gesellschafts-Segment Solidarität. Genannt sei hier der jährlich vergebene FAIR ways Förderpreis. Mit Preisgeldern von aktuell ca. 60.000 Euro jährlich hat sich dieser Förderpreis innerhalb von vier Jahren zu einem der bedeutendsten Sozialpreise Südbadens entwickelt. Jährliche Weihnachtsauktion mit einer Online-Versteigerung unterschiedlicher persönlicher Utensilien von Spielern des SC und anderen Bundesligisten sorgen für Einnahmen von mehr als 30.000 Euro für soziale Belange. Unter dem Motto „Freunde statt Fremde” engagiert sich der SC Freiburg in Projekten, die sich für Integration und gegen Diskriminierung einsetzen. Im Rahmen dieses Engagements konnte der SC Freiburg in der Hinrunde der Bundesliga-Saison 2015/16 durch eine Pfandbecher-Sammelaktion und den Verkauf des „Freunde statt Fremde“-Sondertrikots insgesamt die große Summe von 40.000 Euro für die Freiburger Flüchtlingsarbeit erlösen. Zum Bundesliga-Heimspiel der SC-Profis gegen Fortuna Düsseldorf überreichte SC-Vorstand Oliver Leki jeweils einen Scheck über 20.000 Euro an den Freiburger Flüchtlingsfonds, der von der Wilhelm Oberle-Stiftung verwaltet wird, und an den Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee für sein ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge in der Notunterkunft in der alten Stadthalle an der Schwarzwaldstraße.
Stichwort Schwarzwaldstraße: Auch wenn die neue Arena, wie der Verein hofft, ab der Saison 2019/2020 am Flugplatz steht, will der SC Freiburg die alte Spielstätte an der Schwarzwaldstraße noch nutzen. Das ehemalige Dreisamstadion hat also eine Zukunft, wenn auch deutlich verkleinert. Es könnten unter anderem die SC-Frauen ihre Bundesligaspiele austragen. Vorstellbar ist auch, dass die U23-Mannschaft am heutigen Stadionstandort trainiert. Ob alle vier Tribünen gebraucht werden, oder ob man einen Teil abträgt, ist noch in der Überlegung. Vorstellbar ist auch ein neues Gebäude entlang der Schwarzwaldstraße. Nutzungszweck Studentenwohnheim oder Sporthotel wurde genannt. Der Bürgerverein Oberwiehre- Waldsee wird in dieser Sache bei gegebener Zeit auf den SC Freiburg zugehen, um einen Dialog über die weitere Nutzung des jetzigen Schwarzwaldstadions mit dem SC Freiburg zu beginnen. Da auch das Mösle-Stadion als Spielstätte und vor allem als Standort der Fußballschule erhalten bleiben soll, wird der SC Freiburg trotz Wegzuges des Hauptstadions in den Freiburger Westen, ein prominenter und wichtiger Mitbewohner unseres Stadtbezirkes sein.
Auf der SC-Website sind die Glückwünsche vieler Vereine der 1. und 2. Bundesliga zu lesen, die alle ehrliche Freude über den Wiederaufstieg ausdrücken. So meldete sich Bayer Leverkusen per Twitter: Willkommen zurück in der Bundesliga. Schön, dass ihr wieder da seid. Hier hat sich viel getan!
Wir vom Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee schließen uns voll und ganz diesen Gratulanten an und danken für die außerordentlich gute Kooperation vor allem im Bereich der Flüchtlingshilfe.
Das 2014 anlässlich der 110 Jahre-SC Freiburg-Feier kreierte Motto, „SC Freiburg – mehr als Fußball” macht den wohltuenden Unterschied zu den meisten anderen Proficlubs.
Hans Lehmann, BV
Foto: SC Freiburg