Semestereröffnung der Musikhochschule

Zur Semestereröffnung am 12. Oktober hielt ihr Rektor Rüdiger Nolte eine beachtenswerte Rede, aus der wir wieder Auszüge bringen dürfen.

Aber auch die vollständige Rede ist hier einsehbar: -Download PDF 250kB-

Als Musikhochschule haben wir zwei Hauptaufgaben:

  1. Die Verantwortung für die Ausbildung unsere künstlerischen Nachwuchses ist selbstverständlich ein Grundpfeiler unseres Ausbildungsauftrags.
  2. Musikhochschulen haben auch die Aufgabe, die Bedeutung von Musik im Zusammenhang gesellschaftlicher Veränderungen zu reflektieren. Innerhalb dieses Zusammenhangs richten sich die pädagogischen Studiengänge aus und auch der Bereich künstlerischer Forschung.

Diese zweie Aufgabe stellt sich jedoch nicht etwa gegen das Künstlerische, sondern stellt die Frage nach Relevanz von Musik. Diese zweite Aufgabe ist so groß, dass eine kleine Institution wie unsere Musikhochschule sie nicht allein bewältigen kann.

Mit dieser Einsicht bildete sich in Freiburg der Gedanke, Kooperationen einzugehen. Mit der Pädagogischen Hochschule z. B., mit der wir einen innovativen Lehrstudiengang „Musik im Elementaren Primarbereich“ erarbeitet haben. Oder mit dem Plan, mit der Universität das „Freiburger Lehr- und Forschungsinstitut Musik“ zu gründen [Inzwischen vom Wissenschaftsministerium genehmigt].

Zum Nachdenken an einer Musikhochschule gehört auch, sich der Geschichte der Musiker-Ausbildung bewusst zu werden. Dann können wir lernen, dass es bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Bereich künstlerischer Hochleistungsausbildung im Vergleich zu heute eine weitaus breiter orientierte Qualifizierung gab. Der Blick in die Geschichte zeigt also, dass ein nachdenken über Musik der Praxis künstlerischer Ausbildung gar nicht entgegen stehen muss. Der Anlass unseres Musikhochschul-Daseins ist nicht allein die Musik, sondern es ist vor allem die Ausbildung, die Ausbildung von Musikerinnen und Musikern, von Musikpädagogen und mehr und mehr die Ausbildung derjenigen, die über die Bedeutung von Musik nachdenken, d. h. auch forschen.

[Dieses Nachdenken] ist zur Zeit auch nötig, nicht zuletzt auch in der Musikstadt Freiburg. Mit diesem Herbst beginnt die letzte Saison des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg. Außerdem fand das angedachte und vielfach vorgestellte und besprochene Konzept für ein Freiburger Musikzentrum in der Stadthalle städtischerseits leider kein solches Interesse, dass es mit Hoffnung hätte unterstützt und weiter verfolgt werden können. In einer Stadt mit – bislang – hohem Musikniveau sind das zwei Zeichen dafür, dass auch hier die fundamentale Bedeutung von Musik für unser menschliches Sein nicht mehr als selbstverständlich erkannt wird.

Ganz nahe dabei sind sie [der studentische Verein „Zeug und Quer“] bei einer Überzeugung über die Unverzichtbarkeit von Musik, die vor bald 70 Jahren hier in Freiburg dazu geführt hatte, inmitten einer vom Krieg zerstörten Stadt eine Musikhochschule zu gründen. Was für eine Prioritätensetzung war damals – auch politisch – möglich. Am 9. Mai 2016 werden wir das 70jährige Jubiläum der Freiburger Musikhochschule feiern und uns an diesen Geist erinnern.

BV