Die Umbenennung der Lassberg- in Laßbergstraße, angeblich wegen der korrekten Schreibweise des Fürstenberger Oberforstmeisters Freiherr von Lassberg (1770 – 1855), gibt Anlass zum Nachdenken: Zu seiner Zeit waren als Handschrift die Kurrentschrift, im Druck die Frakturschrift üblich. In der Kurrentschrift werden ss und ß offensichtlich unterschiedslos verwendet, in ein und demselben Schriftstück kann man beispielsweise Wasser und Waßer lesen. In der Frakturschrift steht am Silbenende immer ß. Heute schreibt man nach kurzen Vokalen ss, nach langen ß. Das gilt auch für (Orts-)Namen, z. B. Esslingen. Wer weiß aber, wie man den Namen des Freiherrn ausgesprochen hat, Lassberg wie in Fass oder Laßberg wie in Maß?
Keinem Zweifel unterliegt aber die Schreibweise des Granatgässle im Stadtteil Oberau; das Straßenschild Granatgäßle sollte als baldmöglichst ausgewechselt werden.
Wie gut haben es doch die Schweizer, die nur das ss kennen: Sie können sich bei der Überschrift des Zeitungsartikels „Alkohol in Massen fördert die Gesundheit“ aussuchen, ob sie maßvoll trinken oder sich besaufen wollen.
K.-E. Friederich