Welche Weichen müssen bis 2040 gestellt werden, damit sich die
Stadt weiterentwickeln – Freiburg aber Freiburg bleiben kann?
Viele Stadtbewohnerinnen können sich unter dem Begriff Flächennutzungsplan nichts oder nicht viel vorstellen. Schon gar nicht, wenn auch noch das Jahr 2040 dahinter steht. Wer kann schon 20 Jahre in die Zukunft schauen? Die Stadt wagt es, und wir vom Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee meinen, dass sie es wagen muss. Auch wenn der neue Flächennutzungsplan 2040 eine Planung für die Stadt von übermorgen ist und eine sichere Vorhersage der Zukunft natürlich nicht möglich ist, müssen dennoch die Weichen gestellt werden. Die Fragen um die es beim Flächennutzungsplan 2040 geht lauten: Welche Veränderungen können auf die Stadtgesellschaft bis zum Jahr 2040 zukommen und wie können die Bürgerinnen unserer Stadt den Veränderungsprozess mitgestalten?
Als Kommune kann man die Veränderungsfragen mit unterschiedlichen Strategien angehen. Kommt Zeit, kommt Rat ist die eine Methode, die andere wäre, sich dynamisch ins Entwicklungsgeschehen einzubringen und dabei den Versuch zu unternehmen, die Bevölkerung mitzunehmen. Nach dem Motto: „Da die Zukunft nicht aufzuhalten ist, kann sie aber zumindest gestaltet werden“.
Gestalten der Zukunft einer Stadt geschieht nicht in einigen Workshops, das ist ein langer und immer wieder zu hinterfragenden Prozess. Politik und Verwaltung der Stadt haben erkannt, dass solche elementaren Zukunftsfragen nur im Dialog mit der Bevölkerung und nicht gegen sie zu bewerkstelligen sind.
Die zu klärenden Fragen lauten:
⦁ Wie sieht die räumliche Zukunft Freiburgs im Jahr 2040 aus?
⦁ Wie werden wir leben, wohnen, arbeiten, uns fortbewegen und unsere Freizeit verbringen?
Es müssen demnach nur zwei kurze Fragen geklärt werden. Der Inhalt der Fragen ist jedoch gewaltig.
Die Klärung der Fragen soll mit dem Flächennutzungsplan 2040 (FNP) mit integriertem Landschaftsplan 2040 (LP) bewerkstelligt werden. Ein Flächennutzungsplan stellt auf grober Maßstabsebene die Bodennutzung im gesamten Stadtgebiet dar. In Bebauungsplänen, die für bestimmte kleinere Teilbereiche der Stadt aufgestellt werden können, werden daraufhin die planungsrechtlichen Vorgaben für Grundstücke aber erst rechtsverbindlich festgesetzt. Zusammen mit dem integrierten Landschaftsplan entsteht ein Gesamtbild. Der Landschaftsplan dient dabei als Entscheidungshilfe für eine nachhaltige, flächen- und landschaftsschonende Entwicklung. Beide zusammen beleuchten die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Belange, sollen diese in Einklang bringen und die nachhaltige städtebauliche Entwicklung Freiburgs gewährleisten. Nicht in einem Crashverfahren sondern unter dem Motto: „die Stadt weiterentwickeln – Freiburg bleiben“. Eine gewaltige Herausforderung, bei der es um das Übermorgen, nicht um das Gestern und nur wenig um das Heute und Morgen unserer Stadt geht.
Das zuvor zu lesende klingt gut. Die Zukunft seiner Stadt in einem dynamischen Prozess mitgestalten zu können ist für viele Stadtbewohnerinnen ein großer Anreiz. Die für den Flächennutzungsplan vorgeschalteten Foren waren ab dem Frühjahr 2019 eine gute Vorbereitungsphase, in denen Expertinnen und Experten spannende Einblicke in zukünftig mögliche Entwicklungen gegeben haben. Eine Vielzahl an Trends und Visionen wurden vorgestellt und diskutiert. Nun hat die zweite Phase begonnen. Aufbauend auf den Ergebnissen der Zukunftsforen werden Zukunftsszenarien für Freiburg entwickelt. Wie sieht unser Leben morgen aus? Von welchen Trends werden Gesellschaft und Wirtschaft gelenkt und geprägt? Welchen Einfluss hat dies auf die Wohn-, Mobilitäts- und Technologiebedürfnisse – und welche Herausforderungen sind daraus konkret für die zukünftige Stadtentwicklung abzuleiten? Um eine Antwort auf die gestellten Fragen zu bekommen kann man sich als Bürgerin unserer Stadt zurücklehnen und abwarten was die Politik und Verwaltung machen, oder man mischt sich ein. Und genau zu diesem Einmischen möchten wir sie animieren.
Die Stadt hat hierzu Szenarien entwickelt, die auf den Zukunftsforen aufbauen. Der Gesamtprozess mit Jahresangaben ist in der Folgegrafik dargestellt. Wir befinden uns in der Folgegrafik im Schritt 2 (2020): Zukunftsszenarien.
Die sechs Zukunftsszenarien in die man sich online einmischen kann lauten:
⦁ Dynamische Wachstumsstadt: Hochdruck und Dichte als Dauerzustand
⦁ Smarte Öko-City: Konzentrierte Verdichtung in die Höhe
⦁ Erhaltende Stadt m Speckgürtel: Wachstum ergießt sich in die Region
⦁ Gesunde Selbstversorgerstadt: Polyzentrale Stadt der kurzen Wege
⦁ Urban-produktive Wissensstadt: Stärkung zentraler Lagen
⦁ Vernetzter Agglomerationsraum Integration von Stadt und Region
Anfang 2021 kommt dann auch der Gemeinderat ins Spiel. Das letztlich ausgewählte Zielszenario bildet dann gemeinsam mit den Handlungsempfehlungen des Gemeinderats die Grundlage für die konkrete Flächendiskussion, die Mitte 2021 mit der Ermittlung von Nutzungspotenzialen einzelner Flächen beginnt.
Die Online Beteiligung erfolgt unter: www.mitmachen.freiburg.de und www.mitmachen.freiburg.de dann Flächennutzungsplan: Zukunftsszenarien bewerten / jetzt mitmachen: und dann die sechs Szenarien bewerten.
Es ist durchaus ein größerer Zeitaufwand alle sechs Szenarien zu bewerten. Wir sind jedoch der Meinung, dass sich der Zeitaufwand allemal lohnt, denn eine direktere Art sich in die Stadtentwicklung einzumischen sehen wir vor allen in Corona-Zeiten nicht.
Allzu viel Zeit bleibt jrdoch nicht, denn das oben genannte Online-Beteiligungs-Portal ist nur bis zum 7. Dezember 2020 freigeschaltet.
Hans Lehmann, BV