Auch das Klimaprojekt Waldsee kam nicht ungeschoren durch die Corona-Pandemie. Im Dezember 2019 groß als erstes Klimaschutzprojekt mit Leuchtturm-Charakter vom Gemeinderat ins Jubiläumsjahr 2020 geschickt, erlag das Projekt wie alle anderen städtischen Projekte einem zwischenzeitlichen „look-down“. Am 8. Oktober erfolgte der „Restart“ durch einen Multiplikatoren Workshop, der Auftaktworkshop mit Bürgerbeteiligung und Oberbürgermeister Horn ist für den 21. Januar 2020 vorgesehen.
Nach einer Erhaltungssatzung soll der Stadtteil Waldsee nun ein klimabewusstes Leuchtturmprojekt mit Vorzeigecharakter für die ganze Stadt werden. Wenn sich die Bewohner des Stadtteiles Waldsee nun fragen „warum immer wir“, lesen Sie, was die Verwaltung in ihrer Gemeinderatsvorlage (Drucksache UKA-20/001) zur Begründung u.a. geschrieben hat.
⦁ Soziales Engagement vor Ort und Präsenz eines engagierten Bürgervereins und weiterer Netzwerke (z.B.: Kirchen, Schulen, Sportvereine, etc.);
⦁ Gemischte Haushaltsgrößen mit hohem Anteil an Familien;
⦁ Infrastruktur zur Deckung des täglichen Bedarfes ist vorhanden;
⦁ Überschaubares, dichtbewohntes und gut vernetztes Gebiet;
⦁ Bebauung: vorwiegend homogene Siedlungsstruktur, in der Klimaschutzmaßnahmen exemplarisch und konzentriert umgesetzt werden können.
Der Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee ist bei diesem Projekt nicht federführend, das ist das städtische Umweltschutzamt in enger Kooperation mit der Energieagentur Freiburg.
Wir sehen uns als Mittler der Bürgerbeteiligung bei der Durchführung von Klimaschutz-Aktionen. Die wesentlichen Beteiligten sollen die Einwohnerinnen, das Kleingewerbe, die Vereine, die Schulen und die Kirchen fungieren. Diese sind bei dem Projekt eingeladen, ihr Quartier klimafreundlicher zu gestalten. Der Bürgerverein selbst sieht das Projekt als große Chance nicht über theoretische Klimaziele zu reden, sondern konkrete, die einzelnen Bewohnerinnen direkt betreffenden Maßnahmen tatsächlich umzusetzen. Deswegen sind wir sehr erfreut, dass es einer unserer Stadtteile geworden ist.
Der nun gestartete Multiplikatoren-Workshop hatte zum Ziel, die ca. 40 anwesenden Multiplikatorinnen aus den oben beschriebenen unterschiedlichsten Bereichen zu motivieren, als Multiplikatorin im Projekt so viele Bürger*innen wie möglich zum Handeln zu motivieren und zu unterstützen. Bei der Anmeldung wurde man gebeten, ein Thema das einem „am Herzen liegt“, das am besten zu Ihren Zielgruppen / Mitgliedern / Partnern passt auszuwählen: Die angebotenen Themen lauteten:
„Unser Essen“ umfasst den Bereich Ernährung: Lebensmittel Einkauf, Kochen, Verteilung und Essgewohnheiten.
„Unsere Straße“ nimmt unsere Mobilitätsgewohnheiten unter die Lupe – was würde uns motivieren, mehr Rad, per Carsharing oder ÖPNV statt Auto zu fahren? Wie können wir den Platz auf unseren Straßen lebendiger machen?
„Unser Hab & Gut“ hinterfragt unseren Konsum – wie können wir nachhaltiger einkaufen, was ist eigentlich Kreislaufwirtschaft, können wir mehr Dinge untereinander teilen und was passiert mit unserem Müll?
„Unser Zuhause“ fokussiert den Sektor Energie – wie lässt sich der Energie-Verbrauch optimieren, wie sieht es mit Sonnenstrom aus und sind unsere Häuser für Hitze und Kälte gut gerüstet?
„Unser Garten“ wirft einen Blick in unsere unmittelbare Natur – wie lässt sich unsere Umgebung lebenswert erhalten bzw. gestalten und was können wir für mehr Biodiversität und Artenvielfalt tun?
„Allgemeine/Übergreifende Klimaschutzprojekte“ ermöglicht, alle Themen, die interdisziplinär oder nicht kategorisierbar sind, zu diskutieren, wie z.B.: Visionen für die Zukunft, Bildung, Klimagerechtigkeit oder Divestment.
„Team Jugendliche“ richtet sich an all diejenigen, deren Aktionen sich um Klimaschutz von und für Jugendliche drehen. Diese Aktions-Gruppe wird vom Jugend-Büro geleitet.
Nach der Begrüßung durch den Schulleiter des DFG Herrn Renner stellte der Leiter der Umweltschutzamts Dr. Klaus Zahn noch einmal eindringlich die Notwendigkeit des Handelns in Sachen Klimaschutz dar. „Das Klimaschutzquartier Waldsee soll hier als Leuchtturmprojekt Erfahrungen generieren und Impulse setzten, die in den folgenden Jahren für eine Vielzahl an weiteren Klimaschutzquartieren in anderen Stadtteilen als Grundlage dienen werden“. In den Arbeitsgruppen wurde eine Vielzahl von Projektideen, Aktivitäten etc. gesammelt sowie erste Interessen zur Teilnahme bei den Multiplikatoren abgefragt. Die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen werden vom Umweltschutzamt und der Energieagentur ausgewertet und den Multiplikatoren zeitnah zur Verfügung gestellt. Zurück im Plenum stellte sich die Frage nach einen geeigneten Anschlussformat. Viele Teilnehmende sahen die Notwendigkeit, in einem weiteren Treffen die gesammelten Projektideen zu konkretisieren und zu vertiefen. Erst dann kann sich eine Gruppe wirklich konstituieren und an die eigentlich Vorbereitung und Umsetzung des jeweils ausgewählten Projektes gehen. Von Seiten des Umweltschutzamtes wurde dafür Verständnis signalisiert und – nach Auswertung der Ergebnisse – weitere dementsprechende Formate in Aussicht gestellt.
Die Projektlaufzeit ist von Januar 2021 bis Ende 2022 konzipiert. Am Ende des Projektes werden Vorschläge zur Verbesserung der Rahmenbedingungen und für die Durchführung des Projektes in anderen Stadtteilen formuliert.
Die zentrale Rolle des Bürgervereins bei diesem Projekt ist der ständige Austausch mit den Projektverantwortlichen und der Veröffentlichung der Projektgeschehnisse in einer monatlichen Kolumne im Bürgerblatt.
Hans Lehmann, BV