BZ Redakteur Joachim Röderer brachte es bei seinem „Münstereck-Kommentar“ vom 2. Mai 2020 auf den Punkt. Er beschrieb die die Arbeitsweise des Gebäudemanagements „Wir prüfen und prüfen, ihr wartet und wartet“. Den Besitzern der weltweit operierenden Black Forest Filmstudios mit Freiburger Wurzeln wurde die zuvor beschriebene Arbeitsweise des zuständigen Amtes zu nervig, sie gaben ihre Bemühungen um die Stadthalle Mitte Februar auf und haben nun seit Anfang Mai ihren Firmensitz im Kurhaus Kirchzarten. Gute zwei Monate reichten der Gemeinde Kirchzarten für einen perfekten Vertrag. Nach dieser Bauchlandung ist das Bedauern in Freiburg bis hin zum Oberbürgermeister groß.
Die Chronologie eines gescheiteren Verfahrens:
Beim Neujahrsempfang des Bürgervereins Oberwiehre-Waldsee im Januar 2019 (nach einem Jahr Leerstand der alten Stadthalle) berichtete der Vorsitzende des Bürgervereins von vielen Anfragen zur möglichen Nutzung der alten Stadthalle im Stadtteil Oberwiehre. Die Anfragen kamen deswegen zu uns, weil wir in der Zeit der Flüchtlingswelle zwischen Herbst 2015 und Dezember 2017 bei der Betreuung der in der Stadthalle untergebrachten Flüchtlinge keine unwesentliche Rolle gespielt haben. Als Vertreter der Stadt war Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach anwesend, der in seiner Rede auf die Anfragen zur Nutzung der Stadthalle einging und den Bürgerverein bat, die Anfragen zu bündeln und seinem Dezernat III zuzuleiten.
Dieser Bitte kamen wir gerne nach. Da eine kulturelle Nutzung der Halle vorgesehen war, schien uns das Kulturdezernat auch folgerichtig. Der sehr offene Dialog mit dem Dezernat führte zu einer aufwändigen Präsentation durch den Bürgerverein, die Anfang Mai 2019 dem Dezernat III vorgelegt wurde. Wir haben dabei mehrfach betont, dass wir uns keinerlei Kompetenzen bei der Vergabe anmaßen, wir sahen uns lediglich in der Rolle des gut eingebundenen „Sammlers der Interessen und Wünsche“.
Inzwischen hat jedoch die Zuständigkeit vom Dezernat III (Soziales und Kultur) zum Dezernat V (Stadtentwicklung, Bauen, Gebäudemanagement) gewechselt. Wir wurden gebeten, unsere Präsentation mit den bis dahin eingegangenen acht Interessenten dem Gebäudemanagement zuzuleiten, was wir Mitte Mai 2019, von da an war Funkstille. Es gab keinerlei Reaktion seitens des Gebäudemanagements mehr. Trotzdem wurden auch die noch später eingegangenen Anfragen weitergeleitet, ohne Reaktion des Amtes. Darunter waren mit den Black Forest Studios und dem „Musikspangen Konsortium“ aus Musikhochschule, Ensemble-Haus und UNI Freiburg zwei ganz hochkarätige Interessenten.
Anfragen in den Folgemonaten bei verschiedenen Stadträtinnen ergaben, dass auch sie auf eine längst fällige Ausschreibung warten (die es bis heute nicht gibt). Von einer Öffentlichkeitsbeteiligung, wie sie in der Broschüre hierzu Anfang 2017 vom gleichen Dezernat vorgelegt wurde – Fehlanzeige! Dem Bürgerverein liegt die Absagemail an die Stadt vom Besitzerehepaar der Black Forest Studios, Nina Gwyn und Sebastian Weiland, vom 11. Februar dieses Jahres vor. Es ist unfassbar, welche Bedingungen die untergeordnete Administration für eine Zwischenmiete von nur zwei Jahren gestellt hat. Die Mail, auch an den Baubürgermeister gerichtet, endet: „Zusammenfassend sind dies alles Einschränkungen, die einen professionellen Studio-Betrieb, wie wir ihn in unseren Gesprächen dargelegt haben, weder in wirtschaftlicher noch in konzeptioneller Weise ermöglichen“.
Nach dem die Absage von Black Forest Studios publik wurde, war sich selbst der Oberbürgermeister zu einem persönlichen Anruf bei Weilands nicht zu schade. Er drückte sein großes Bedauern über diese Absage aus. Zumindest dokumentiert er mit diesem Anruf, dass für Freiburg eine riesige Chance in der Filmwelt, vom „Souterrain in die Beletage“ aufzusteigen, gnadenlos „versemmelt“ wurde. Anfang Mai 2020 wurde die Zuständigkeit neu geregelt. Jetzt ist das Amt für Liegenschaften und Wohnungswesen unter Finanzbürgermeister Stefan Breiter zuständig. Sein öffentlich in der BZ versprochenes „Reset“ ist hoffentlich neben der selbstverständlichen Einbindung des Gemeinderats auch mit dem Einbezug der Öffentlichkeit verbunden. Vor allem die Bewohnerinnen der Stadtteile Oberau, Oberwiehre und Waldsee warten mit Spannung, was aus ihrer Halle im Herzen unserer drei Stadtteile wird.
Dass städtische Informationen zur Stadthallenbelegung auch anders aussehen können, belegt die Folgemail vom Amtsleiter des Amtes für Soziales und Senioren, das uns zum Redaktionsschluss erreichte:
Sehr geehrter Herr Lehmann,
Boris Gourdial, Amtsleiter Amt für Soziales und Senioren
vor der Veröffentlichung durch die Presse möchte ich ihnen mitteilen, dass wir die Stadthalle als Standort für die Wohnungsnotfallhilfe aufgeben. Danke für die sehr gute Zusammenarbeit in diesem Punkt.
Hans Lehmann, BV