„Plant endlich für ein Leben vor dem Tunnel- Freiburg braucht jetzt ein anderes Verkehrskonzept“, so das Motto der Diskussionsveranstaltung, die am 13. November im Gasthaus Schützen stattfand.
Die Gruppierung dreisam forum mit ihren Repräsentant*innen Verena Wetzstein, Peter Gugelmeier,Kurt Höllwarth und dem Ehepaar Reinhild Dettmer-Finke und Volker Finke sind Persönlichkeiten die sich alle ernsthafte Gedanken machen, wie die verkehrstechnische Schieflage rechts und links der Dreisam für die direkten Anwohner, aber auch für die gesamte Stadt verbessert werden kann. Nicht erst 2035, wenn dann der Tunnel gebaut sein soll, sondern alsbald.
Aus dem Thema des Abends „Plant endlich für ein Leben vor dem Tunnel“ konnte man interpretieren, dass damit der Tunnelbau per se nicht in Frage gestellt wird. Von den Veranstaltern gab es hierzu keine oder nur vage Aussagen, aus den Redebeiträgen des zahlreich erschienenen Publikums war jedoch eine breite Front von Tunnelgegnern ortbar.
Der Hauptreferent des Abends, Kurt Höllwarth, trug zehn Thesen vor, die sich auf öffentlich zugängliche Daten stützen. Einhergehend zu den Thesen waren Forderungen formuliert. Beispiele aus Schweizer Städten, die tagsüber den Verkehr auf Tempo 30 drosseln und nachts ein Lastwagen Durchgangsfahrverbot verhängen, hatte die Gruppierung bereits 2011 gefordert. In der Kritik stand der Bau des Zubringers Mitte, der Ausbau der Autobahn A5 von Hamburg nach Basel und der Schützenallee-Tunnel als Straße gegen Freiburg. Der Abriss von Teilen der Freiau als Grundvoraussetzung, die B 31 vierspurig durch Freiburg zu führen und der weitere Ausbau der B 31 nach Donaueschingen waren für den Referenten die Sündenfälle, die zu der heutigen misslichen Lage geführt haben. Weitere Statistikdaten wie das stetige Anwachsen des Durchgangverkehrs, insbesondere des Schwerlastverkehrs und der Lieferwagen über 3,5 Tonnen ließen die B 31 in Freiburg zu einer der höchst belasteten Straßen ganz Deutschlands werden. Vor allem der Schwerlastverkehr ist der Ruin unserer Straßen und zusätzlich für die unerträgliche Lärmbelastung verantwortlich.
Soweit zum faktischen Teil des Vortrags, dessen Aussagen sich nicht widerlegen lassen, denn sie beschreiben das, was wir tag-täglich auf den Straßen entlang der Dreisam erleben.
Nicht mehr wertneutral waren aus unserer Sicht die Aussagen zum geplanten Stadttunnel. Besonders die vom Referenten geäußerte „hohe Risikolage“ der Überführung der Planungshoheit vom Regierungspräsidium Freiburg zur Autobahn GmbH führte dazu, dass in der Folgediskussion teilweise Forderungen laut wurden, die wir vom Bürgerverein aufgrund vieler Rückmeldungen zu verschiedenen Artikeln in unserem Bürgerblatt nicht teilen.
Die grundsätzliche Sperrung des Durchgangverkehrs für Lastwagen über 12 Tonnen mit der Verlegung der Transportleistungen auf die Schiene, die grundsätzliche Umleitung des Schwerlastverkehrs über die Hochrheinautobahn A 98 oder der Rückbau der B 31 vom Autobahnzubringer zur Landstraße sind Forderungen, die einer realen Basis entbehren.
Die Transitstrecke durch Freiburg und den Schwarzwald ist eine Transitstrecke von europäischer Dimension und kann nicht per Handstreich geschlossen werden. Die Durchgängigkeit der Hochrhein Autobahn A98 soll 2037 fertiggestellt sein und ist damit kurz bis mittelfristig keine schnell wirksame Entlastung für Freiburg. Die Verlagerung der Transportgüter von der Straße auf die Schiene scheitert an dem jetzt bereits hoffnungslos überlasteten Schienennetz.
Wir sehen im sofort zu startenden Ausbau der Straßenbahn von der Endhaltestelle Laßbergstraße zum Kappler Knoten wie im Titel-Artikel in diesem Bürgerblatt beschrieben, eine relativ schnell umsetzbare Lösung, um den Pendlerverkehr vom Osten kommend einzuschränken und damit für eine spürbare Entlastung des Freiburger Ostens zu sorgen. Um aber eine echte Entlastung rechts und links der Dreisam zu erreichen, die es dann ermöglicht, nicht mehr „Schulter an Schulter mit den Lastwagen durch Freiburg zu fahren“ (Zitat Volker Finke), sehen wir nur den Stadttunnel als Alternative.
Dass gegen den Bau des Stadttunnels in letzter Zeit immer häufiger grundsätzliche Bedenken aus der Bevölkerung laut werden, ist auch dem Umstand zu verdanken, dass von der versprochenen transparenten Bürgerbeteiligung nicht mehr viel festzustellen ist. In der forum dreisamufer Diskussion stellte sich heraus, dass die Anwesenden über die Öffentlichkeitsbeteiligung sehr frustriert sind. Die Verantwortlichen vom Regierungspräsidium und der Stadt sollten einmal darüber nachdenken, ob die zu beobachtende wachsende Tunnelablehnung damit zusammenhängt!
Hans Lehmann, BV