(Der 1 Teil ist in der Februarausgabe des Bürgerblatts erschienen)
Liebe Unterstützer, liebe Familie, liebe Freunde und liebe Interessenten,
über meine tagtägliche Arbeit im Behindertenheim Manos Abiertas (Offene Hände) gibt es nicht viel Neues zu erzählen. Ein typischer Tag beginnt mit dem Waschen und Anziehen der 21 kleinen und großen Bewohner meiner Etage. Diese Stunde ist mit Abstand die anstrengendste Stunde des Tages.
Alle Bewohner müssen aus dem Bett gehoben werden, in die Badewanne getragen und schließlich wieder auf eine andere Liege zum Anziehen. Und das alles muss möglichst schnell gehen, damit keiner irgendwo friert oder ungemütlich im Bett warten muss. Das klappt aber immer besser. Inzwischen sind wir Arbeiterinnen schon ein eingespieltes Team und heben die Bewohner geübt mit einem „uno-dos-tres“ aus ihren Betten auf die Liege.
Ich möchte auf zwei Bewohner eingehen, deren Schicksal typisch für unser Heim ist. Vor drei Monaten kam ein kleiner Junge neu zu uns; er hatte sehr lange eine schwerwiegende Krankheit, weswegen er lange Zeit im ausschließlich im Bett verbringen musste. Deswegen kam er mit einer Nahrungssonde, einem Luftröhrenschnitt und insgesamt sehr geschwächt zu uns. Am Anfang saß er fast nur in seinem Rollstuhl oder lag im Bett, bis er langsam wieder essen und gehen gelernt hat. Die Sonde konnte nach ein paar Wochen entfernt werden, und auch das Gehen klappte immer besser, so dass er inzwischen jeden Tag fröhlich durch die ganze Fundacion spaziert. Wenn das so weiter geht, könnte er zurück zu seiner Familie nach Hause ziehen. Solche Geschichten machen mich sehr glücklich und geben mir bei den manchmal sehr anstrengenden Arbeitstagen viel Kraft.
Auf der anderen Seite kam im November ein 7 Wochen altes Mädchen zu uns, das Wasseranlagerungen im Kopf hatte. Die Mutter des Babys war gerade mal 15 Jahre alt und verständlicherweise sehr überfordert mit der Situation. Es war klar, dass das Baby so schnell wie möglich operiert werden muss, weil es sonst aufgrund des Wassers im Kopf nicht überleben kann. Die Operation im Krankenhaus verlief sehr gut, und sie konnte wieder zurück in die Fundacion kehren. Allerdings bildete sich nun auf der anderen Seite des Kopfes erneut Wasser, außerdem hatte sie Fieber. Trotzdem entschloss man sich zur Operation. Das überlebte sie nicht. Solche Geschichten machen mich sehr traurig, aber sie gehören auch dazu, und wenn man sieht, wie andere Kinder ihr Leben in der Fundacion in vollen Zügen ausleben können und ein Zuhause gefunden haben, dann stimmt das mich auch wieder glücklich.
Die Kinder erfahren hier sehr viel Zuneigung, Liebe und Verständnis. Auf der einen Seite sind die Nonnen Autoritätspersonen und Erzieher, auf der anderen Seite Freunde der Kinder. Unter den Nonnen stehen die Nineras (Arbeiterinnen), die auf die Kinder keine so große Autorität ausüben können. Den Nonnen ist es sehr wichtig, ihre Stellung und den Respekt der Nineras zu wahren, weswegen sie diese oft sehr streng behandeln. Was die Nonnen sagen, ist Gesetz, und wenn jemand sich gegen sie stellt, droht die Kündigung. Die Arbeitszeiten der Nineras sind von morgens bis abends entweder von 7 Uhr bis um 18 Uhr mit zwei festgelegten freien Tagen pro Woche oder von 5 Uhr bis 14 Uhr, mit einem freiem Tag in der Woche. Ferien hat man zwei Wochen pro Jahr. Aber trotzdem kommen fast alle Nineras morgens fröhlich und motiviert zur Arbeit, und ich denke alle, die hier schon länger arbeiten, lieben diese Arbeit und die Kinder sehr.
Mir gefällt meine Arbeit auch immer noch sehr gut, inzwischen habe ich nochmal mehr Verantwortung als anfangs und kenne jeden einzelnen besser.
Lina Ronneberger