Ein Orgel-Juwel erblüht – Altes wird zu neuem Glanz erweckt

Nach dem Umzug der „Schuke-Orgel“ von der Paulus- in die Friedenskirche wird am 28./ 29. September 2019 die Einweihung der „neuen Friedensorgel“ mit einem Gemeindefest gefeiert. Durch geplante Konzertreihen mit der neuen „Exzellenz-Orgel“ kommen nicht nur Mitglieder der Friedensgemeinde, sondern alle Freiburger Musikinteressierten in den Genuss hochkarätiger Orgelmusik.

Pfarrer-Ehepaar Heidler Anfang Juli vor dem noch pfeifenlosen „mächtigen Orgelprospekt der neuen „Schuke-Orgel“. Foto: Lehmann

Bei einem Orgel- Umzug ist alles anders. Statt Möbelpackern sind Restauratoren am Werk, statt Pappkartons gibt‘s Schaumstoff und Seidenpapier. Eine Orgel kann nicht wie ein Möbelstück einfach versetzt werden, sondern sie muss, um ihr „Wesen zu behalten“, am neuen Ort sorgsam grundlegend überholt werden. Mit dieser äußerst diffizilen Aufgabe wurde die renommierte Orgelwerkstatt „Freiburger Orgelbau- Hartwig und Tilmann Späth OHG“ beauftragt.

Die neue Schuke-Orgel wie sie ab der Einweihung am 28. September 2019 zu sehen und zu hören sein wird. | Foto: Lehmann

Nach dem Ausbau der Schuke-Orgel aus der Paulus-Kirche erfolgte im Januar 2019 eine grundlegende Renovierung des Instrumentes mit der Überarbeitung des Spieltisches, der Trakturen und der Elektrik, eine Setzeranlage kam neu hinzu. (Kernstück einer Setzeranlage ist ein computergesteuertes Programm, das den Organist*innen beim Anlegen, Verwalten und Abrufen von Registrierungen für Konzert und Liturgie unterstützt). Das unter Druckabfall leidende Windsystem musste ebenfalls stabilisiert werden. Vor dem Einbau in die Friedenskirche waren bauliche Änderungen und Sicherungsarbeiten im Emporenbereich erforderlich. Dazu gehörte auch die Entfernung der Betonträgerkonstruktion, auf der die alte Steinmeyer-Orgel an der Rückwand hing. Die neue Orgel steht auf dem Emporenboden und reicht mit dem beidseitigen Pedalgehäusen fast bis an die hölzerne Satteldach-Kirchendecke.

Eine Anpassung an die neue architektonische Umgebung erfolgte durch eine Streckung des Mittelbereichs mit Haupt- und Oberwerk, so dass nun die zentralen Gehäuseelemente weiter in den Dachgiebel hineinreichen. Die Oberfläche bekam eine weiße Farbfassung um einen besseren optischen Bezug zum Inneren der Friedenskirche herzustellen. „Die Nachintonation beseitigte klangliche Unausgewogenheiten und verleiht der Orgel unter Beibehaltung der neobarocken Klangästhetik mehr Fülle und Farbe, sowie eine Anpassung an die neue akustische Situation“. Zitat eines der Orgelbauer vor Ort.

Einladung zur Einweihung der neuen Orgel + Gemeindefest

am 28. / 29. September 2019
Programm in und um die Friedenskirche

Samstag, 28. September 2019, 17.00 Uhr Friedenskirche

  • Festgottesdienst zur Einweihung der Orgel
  • Im Anschluss Empfang
  • 19.30 Uhr Orgelkonzert mit Hae-Kyung Jung

Sonntag, 29. September 2019, 11.00 Uhr Friedenskirche

  • Familiengottesdienst für Jung und Alt

Ab 12.00 Uhr rund um die Friedenskirche

Mittagessen vom Grill und Salatbuffet / Angebote rund um unsere neue Orgel / Spiel und Spaß, nicht nur für Kinder / Waffeln, Kaffee und Kuchen/

Cocktailbar des Jugendtreffs/ Büchertisch der Buchhandlung Fundevogel/ Tombola: Erlös für Brot-für-die-Welt/ Orgelmusik

13.30/14.30/15.30 Uhr Orgelführungen für Kinder

17 Uhr Orgelkonzert mit Hee-Jung Min

Salat- und Kuchenspenden sowie Helferinnen und Helfer herzlich willkommen.

Kontakt Pfarrkirche: Telefon: 5036158-0

Hans Lehmann, BV


Interview mit dem Pfarrerehepaar Heidler über den Orgelumzug

Angela und Albrecht Heidler vor dem Eingang „ihrer“ Friedenskirche. Foto: Lehmann

BBL: Ein Wohnungsumzug von der unteren Dreisamstraße in die Hirzbergstraße ist kein ungewöhnlicher Akt. Ein Orgelumzug dagegen sehr. Wie kam es dazu?

Angela Heidler: Zwei Gründe führten dazu, dass wir ab dem 28./29. September 2019 die generalrestaurierte Schuke-Orgel aus der Pauluskirche bei uns in der Friedenskirche hören können. Im Zuge großer Umbauten in der Pauluskirche wurde von der dortigen Kirchenleitung entschieden, die bisherige Orgel auszubauen. Dort wird es keine Orgel- Nachfolgerin mehr geben. Unsere Elektro-pneumatische Steinmeyer-Orgel war aufgrund ihres Einbaus an der Außenwand von Anfang an sehr störanfällig. Eine erneut anstehende Generalsanierung war auf 60 000 Euro taxiert, mit dem Wissen, dass sie wegen der Temperaturschwankungen in einigen Jahren wieder überholt werden muss. Da beide Gemeinden der evangelischen Stadtkirche angehören, war nach der Absegnung durch die obere Denkmalschutz-Behörde der Umzug der Orgel formal schnell abgewickelt.

BBL: Formal schnell abgewickelt klingt danach, dass real Schwierigkeiten auftraten. Vermuten wir richtig?

Albrecht Heidler: Die anstehende technische Umsetzung war aufwendig, jedoch durch die Wahl einer renommierten Freiburger Orgelbau-Firma hervorragend leistbar. Finanziell war der Umzug jedoch ein Kraftakt: insgesamt kostet der Umzug rund 285 000 Euro. Davon haben die Evangelische Landeskirche, der Stadtkirchenbezirk, die Pfarrgemeinde Ost sowie eine kirchliche Stiftung und Einzelspenden bereits über drei Viertel übernommen. Die Gemeinde musste noch 60 000 Euro Eigenanteil aufbringen.

BBL: Wie bekommt man als Kirchengemeinde solch eine hohe Summe zusammen?

Angela Heidler: Durch ganz viele verschiedene Dinge. Eine grandiose Foto-Kampagne gab der Aktion viele Gesichter und war gleichzeitig Spiegelbild einer aktiven Gemeinde. Hierdurch kam eine große Summe zusammen. Aber auch Menschen, die bisher nicht in der Gemeinde aktiv waren, meldeten sich als „Umzugshelfer“ und Spender. Das Bertholdgymnasium veranstaltete ein Weihnachtskonzert, und viele weitere Musik- und sonstige Charity-Veranstaltungen trugen dazu bei, den Eigenanteil leisten zu können. Wir bitten jedoch um weitere Spenden, denn bis die neue Orgel erklingen wird, sind noch viele Dinge, die mit einem Finanzaufwand verbunden sind, zu leisten.

BBL: Die alte Steinmeyer-Orgel geht als Geschenk nach Jurbarkas/Litauen. Wie kam es dazu?

Albrecht Heidler: Der Gemeinde war bekannt, dass wir auf der Suche nach einem Nutzer unserer alten Orgel waren. Plötzlich kam eine Mail aus Litauen, dass die dortige Gemeinde in Jurbarkas die Orgel gerne nehmen würde. Der Kontakt kam durch persönliche Beziehungen aus dem Kreis unserer Gemeindemitglieder zustande. Wir kommunizierten offen die Schwächen unserer Orgel, stellen jedoch auch fest, dass durch andere Bedingungen des Einbaus in der dortigen Kirche unsere Orgel in Litauen viele weitere Jahre Ihren Zweck erfüllen wird. Wir sind richtig froh, dass unsere alte Orgel eine weitere Zukunft hat.

BBL: Zurück zur neuen Orgel. Welche Hoffnungen sind mit diesem Instrument verbunden?

Angela Heidler: Wir sind bekannt als musikinteressierte Gemeinde und sehen in der neuen, sehr hochwertigen Orgel einen Weg, dies manifestieren zu können.

Albrecht Heidler: Obwohl wir seit Jahren eine besonders enge Verbindung zur benachbarten Musikhochschule haben, kam es kaum zu Orgelkonzerten in unserer Kirche, weil das alte Instrument einfach zu schlecht klang. Die neue Orgel bietet hierfür neue, geradezu ideale Voraussetzungen.

Angela Heidler: Mit Hee-Jung Min bekommen wir eine neue hochkarätige Organistin, die zudem schon bei Martin Gotthard Schneider die Schuke-Orgel in der Pauluskirche gespielt hat. Mit ihr können wir den Wunsch nach einer Öffnung der Kirche durch hochklassige Orgelkonzerte verwirklichen. Frau Hee-Jung Min ist die Frau von Prof. Maierhofer (seit 2016 Professor für Orgel an der Musikhochschule Freiburg), so dass wir hierdurch auch verstärkte Synergieeffekte erwarten.

Albrecht Heidler: Musik ist ein Großteil der Verkündung- das Evangelium in einer anderen Art.

BBL: Wir wünschen Ihnen persönlich, aber auch der gesamten Friedensgemeinde, dass sich ihre Wünsche und Ziele, die mit der neuen Orgel verbunden sind, verwirklichen lassen.

Damit die notwendigen „Restgelder“ zusammen kommen, veröffentlichen wir hier das Spendenkonto:
Evangelische Kirche in Freiburg – Friedenskirche
IBAN:DE57 6805 0101 0013 7897 03
BIC: FRSPDE66XXX (Sparkasse Freiburg)
Verwendungszweck: Friedensorgel zieht um
Das Interview führte Hans Lehmann