Sanierung der Knopfhäusle-Siedlung

Ängste und Unruhe überlagen die Hoffnungen bei der Sanierung der Knopfhäusle- Siedlung, deren Vorplanungsphase im Januar 2018 und deren bauliche Sanierung ab Januar 2019 geplant ist.

Mit der Knopfhäusle-Siedlung in unserem Bezirks- Stadtteil Oberwiehre haben wir ein gesellschafts- und wohnpolitisches Kleinod in unserem Stadtbezirk, das es unter allen Umständen zu erhalten gilt. Als Arbeitersiedlung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut, zeigt sich heute die Siedlung vom äußeren Erscheinungsbild noch so, wie sie der Knopffabrikant Jeremias Risler wischen 1870 und 1889 für seine Arbeiter erbauen ließ. Als Sachgesamtheit steht das Ensemble seit 1983 unter Denkmalschutz. Die Siedlung besteht aus 106 überwiegend kleinen Wohnungen mit insgesamt ca. 4.800 m² Wohnfläche. Ein Großteil der Wohnungen hat 3 Zimmer mit meist ca. 42 m² Wohnfläche. Die Mieten liegen im Schnitt bei ca. 6,50 Euro/m². Eigentümerin ist die zum Freiburger Stadtbau Verbund gehörende Freiburger Stadtimmobilien GmbH & Co. KG (FSI). Die FSI hat die Gebäude 2013 von der Stadt Freiburg übernommen und nachdem das Land im April 2017 die Knopfhäusle als Sanierungsgebiet in das Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen hat und die Zusagen der Fördermittel des Bundes und des Landes da sind, ist die FSI federführend für die anstehende Sanierung beauftragt. Soweit die sachlichen Hintergrundinformationen.

Eine idyllische Atmosphäre vermittelt die Aufnahme an einem wolkenlosen Sonntag Anfang November dieses Jahres. Die Gebäude weisen jedoch zahlreiche bauliche Mängel auf und sind dringend sanierungsbedürftig. Foto: Lehmann

Bevor es mit den Baumaßnahmen ab Januar 2019 losgehen soll, wurde seitens der Stadt vereinbart, vorbereitende Untersuchungen zu starten. Diese sollen ab Januar 2018 beginnen und zum Ziel haben „detaillierte Kenntnisse über die sozialen, strukturellen und städtebaulichen Verhältnisse“ zu gewinnen. Diese Erkenntnisse wiederum sollen nicht nur „die Notwendigkeit und die Durchführbarkeit der Sanierung bestärken, sondern auch eventuelle nachteilige Auswirkungen auf die betroffenen Personen besser einschätzen lassen“. Als oberstes Ziel wird jedoch der Erhalt der denkmalgeschützten Siedlung angesehen, indem der Wohnungsbestand denkmalgerecht modernisiert und instand gesetzt wird. Auch der öffentliche Straßenraum und der Kinderspielplatz sollen aufgewertet werden. Schön ist auch in der städtischen Beschluss-Vorlage zu lesen, dass das Konzept unter Beteiligung der Bürgerschaft erstellt werden soll und die Ziele und Maßnahmen im Fördergebiet im Sinne eines „Masterplans“ erarbeitet werden. Weitere Auskünfte, wie z.B. Aussagen über die zu erwartenden Mietpreiserhöhungen und eine Bestätigung über eine einmal geäußerte zehnjährige Mietpreisbindung nach der Sanierung bekommt man derzeit von der Stadt keine. Der Bürgerverein wird bei dem anlaufenden Sanierungsprozess an der Seite der Mieter stehen und mit diesen zusammen Wächter der versprochenen Beteiligung der Bürgerschaft sein.

Hans Lehmann, BV

INTERVIEW MIT EINEM BEWOHNER

Knopfhäusle II

Interview mit Ralf Müller, Bewohner der Knopfhäusle- Siedlung und gewählter, ehrenamtlicher Mieterbeiratsvorsitzender der Freiburger Stadtbau GmbH.

Das Interview führte Hans Lehmann

BBL: Herr Müller zunächst vielen Dank, für die Bereitschaft zum Interview über die anstehende Sanierung der Knopfhäusle. Der vorangestellte Dank an Sie ist nicht nur eine Höflichkeitsfloskel, sondern der Tatsache geschuldet, dass sich angesprochene Bewohner teilweise kommentarlos wegdrehten. Was ist los bei Ihnen in der Siedlung?

Müller: Die Verunsicherung innerhalb der Knopfhäusle Bewohner, vor allem der älteren Bewohner ist wegen der anstehenden Sanierung groß. Alle wissen, dass die Bausubstanz teilweise sehr marode ist, aber trotzdem fühlen sich die meisten sehr wohl hier. Das liegt nicht nur an den günstigen Mieten, sondern auch an unserem Sozialgefüge. Man kennt sich, man hilft sich, man ist einfach füreinander da.

BBL: Worin besteht die Verunsicherung konkret?

Müller: Die Bedrohung durch die bevorstehenden Veränderungen und die Ungewissheit, wie diese Veränderungen ablaufen werden prägen das derzeitige Stimmungsbild. Einige haben schlichtweg Angst, hier ihre Wohnung zu verlieren.

BBL: Von den wenigen der angesprochenen Bewohner die auf unsere Fragen reagierten hörten wir immer wieder heraus, dass sie sich nicht richtig informiert fühlen. Ist das so?

Müller: Informationen gab es. Über einen Informationsbrief der Stadtbau an die Mieter, über die Presse und durch Gespräche mit mir sind die meisten informiert, dass wir in das Förderprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen sind und dadurch eine gewisse Schutzfunktion besteht. Auch wissen die meisten dass ab Januar 2018 die Vorplanungsphase mit einer Konkretisierungen des Sanierungsablaufs beginnt. Noch nicht geklärt ist jedoch, ob es eine „Kaltsanierung“ oder eine „Umzugssanierung“ geben wird.

BBL: Herr Müller, erklären Sie uns bitte die beiden Sanierungsarten.

Müller: Unter einer Kaltsanierung versteht man, dass die Mieter während der Sanierung wohnen bleiben und man ertragen muss monatelang Schmutz, Lärm und fremde Menschen in seiner Wohnung zu haben. Die Umzugssanierung erklärt sich selbst.

BBL: Wenn die Umzugsvariante käme, wäre dann sichergestellt, dass man als ehemaliger Mieter wieder ein Erst-Rückzugsangebot erhält?

Müller: Mein Informationsstand ist, falls Mieter bei der Umzugssanierung eine adäquate, auf neuem Stand sanierte Wohnung angeboten bekommen und diese angenommen wird, man auch gleichzeitig auf ein Rückzugsangebot verzichtet.

BBL: Ich denke, Ihre Antwort auf die zuvor gestellte Frage ist der Grund der „Zentralangst“ der Bewohner. Die Stadt hat versprochen durch viel Aufklärungsarbeit und Bürgerbeteiligung diese zentralen Fragen transparent zu klären. Wenn der Bürgerverein sich hierbei mit einem runden „Bürgertisch“ einmischen würde, glauben sie, dass das im Sinne der Bewohner wäre?

Müller: Ein runder Tisch der vom Bürgerverein moderiert wird und bei dem man sich ohne „Offizielle“ untereinander austauschen kann und die Ergebnisse dann gebündelt weitergegeben werden könnten wäre aus meiner Sicht ganz hervorragend.

BBL: Dann machen wir das. Herr Müller, vielen Dank für das Gespräch.