Kurz vor Redaktionsschluss erreichte den Bürgerverein ein Schreiben aus dem Dezernat des Herrn Bürgermeister von Kirchbach, dessen Inhalt für uns durchaus Überraschungspotential barg. Es folgt ein Auszug hieraus.
„Sehr geehrter Herr Lehmann,
sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst möchte ich die Gelegenheit nutzen, Ihnen ganz herzlich für Ihr Engagement und die gute Zusammenarbeit in der Flüchtlingsversorgung zu danken. Wie Sie sicherlich wissen, sind in den letzten Monaten weniger Flüchtlinge in Freiburg angekommen, gleichzeitig werden im Laufe des Sommers/Herbst dieses Jahres neue Unterkünfte eröffnet“. Und weiter: „auch die Anzahl der Flüchtlinge in der Stadthalle soll zunächst reduziert werden, um sie ggfs. zum Ende des Jahres ebenfalls freiziehen zu können. Die Stadthalle soll als Reservekapazität vorgehalten werden. Eine endgültige Entscheidung steht diesbezüglich noch aus und hängt maßgeblich von der weiteren Entwicklung der Anzahl an Flüchtlingszuweisungen ab.
Sie und die mit Ihnen verbundenen Ehrenamtlichen haben uns und vor allem die Geflüchteten in den letzten Monaten tatkräftig und mit viel Engagement unterstützt. Ich würde mich sehr freuen, wenn dieses Engagement auch nach der Schließung der Notunterkünfte fortgeführt wird. Gerade nach dem Umzug der Geflüchteten in ihre neue Unterkunft ist es für sie wichtig, bereits bestehende Kontakte zu halten und auch Beziehungen außerhalb ihrer direkten Nachbarschaft zu pflegen. Ich wäre Ihnen daher dankbar, wenn die aufgebauten persönlichen Kontakte auch nach dem
Umzug der Geflüchteten in eine neue Unterkunft aufrechterhalten werden könnten“.
Für uns als Bürgerverein kam die Nachricht der voraussichtlichen Schließung der Stadthalle als Notunterkunft zum Jahresende 2016 überraschend, denn wir haben mit einer mindestens zweijährigen Nutzungsdauer auf Grund der erteilten Nutzungsgenehmigung als Flüchtlings-Notunterkunft gerechnet. Wenn nun tatsächlich zum Jahrsende die Stadthalle nur noch als Reservekapazität vorgehalten werden soll, stellt sich die Frage, wie eine solche Reservehaltung aussehen wird. Wenn Klarheit hierüber besteht, werden wir Sie in einem der nächsten Bürgerblätter darüber informieren.
Es ist uns vom Bürgerverein jedoch jetzt schon ein Bedürfnis, Ihnen für Ihr immenses Engagement bei der Unterstützung zur Integration der Flüchtlinge in unserem Stadtteil zu danken. Wir hatten schon an anderer Stelle klar und deutlich geäußert, dass wir nie zu den uneingeschränkten „Welcome-Rufern“ zählten, weil uns von Anfang an klar war, dass Integration nicht mit ein paar Stadtrundgang Begleitungen oder Nachmittags-Kaffees abgedient sein wird. Wir haben immer propagiert, dass der Schlüssel zur Integration im Erlernen der deutschen Sprache liegt und diese wiederum der Schlüssel zum Arbeitsmarkt darstellt und nur beides zusammen die echte Integrationsschiene eröffnet. Dass dies jedoch nur funktionieren kann, wenn der Tagesablauf für die Geflüchteten so organisiert wird, dass auch Mütter mit Kindern die Möglichkeit zum Erlernen der Sprache bekommen, in dem die Kinderbetreuung organisiert wird, war unser erklärtes Ziel. Zusammen mit den hauptamtlich angestellten Betreuern des Roten Kreuzes und einer guten Organisations-Lenkungsstruktur haben wir dank der einzigartigen Unterstützung des ehrenamtlichen „Stadthallen Helferkreises“ eine beispielgebende Integrations-Struktur geschaffen. Es wäre wirklich schade, wenn die aufgebauten persönlichen Kontakte nach dem Umzug der Geflüchteten in eine neue Unterkunft nicht mehr aufrechterhalten werden könnten. Beenden möchte ich mit der Wiederholung der oben stehenden Worte von Bürgermeister von Kirchbach: „Beziehungen lassen sich auch außerhalb einer direkten Nachbarschaft pflegen“.
Hans Lehmann, BV