Holz ist zu wertvoll, um es zu verbrennen.
Vor einigen Wochen erschien in der englisch-sprachigen Zeitung „National Geographic“ ein umfangreicher Artikel zum Raubbau und der Zerstörung nordamerikanischer Wälder für die Pelletheizungen und Kraftwerke in Europa. Skandalös ist die Abholzung „geschützter“ Urwälder in Rumänien und der Ukraine, begünstigt durch die dort notorische Korruption.
Für die Kraftwerksbetreiber ist das eine preiswerte Lösung und ein lukratives neues Geschäftsmodell, da die Umstellung von Kohle auf Holz vergleichsweise geringe Investitionen braucht, aber für das Klima und die biologische Vielfalt im Wald ist es eine ziemliche Katastrophe. Hintergrund dieser Möglichkeit ist die (falsche) Annahme, dass das Verbrennen von Holz kein Kohlendioxid (CO2) emittiert, da dieser nachwachsende Rohstoff ja wieder CO2 bindet, das Ganze also klimaneutral ist. Zum Zeitpunkt der Verbrennung emittiert Holz aber sogar mehr CO2 als Kohle, da seine Energiedichte geringer ist. Nur über sehr lange Zeiträume gerechnet, könnte das emittierte Kohlendioxid wieder gebunden werden. Wissenschaftler rechnen mit 44 bis 104 Jahren, bis der Ausstoß kompensiert sein wird – unter der Annahme, dass der gerodete Wald über diesen Zeitraum ungenutzt wieder aufwachsen kann. Häufig werden aber gewachsene, vielfältige Wälder durch Plantagen ersetzt, die deutlich weniger CO2 über die Zeit binden. Das jetzt emittierte CO2 trägt jedoch sofort zur Anreicherung in der Atmosphäre bei und treibt damit den Klimawandel an, anstatt diesen zu verlangsamen oder zu stoppen. Gleichzeitig wird durch die Rodung von biodiversen Wäldern die biologische Vielfalt und der Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen deutlich geschädigt und die Ökosystemleistungen wie Luftfilterung oder Wasserfilterung eines Waldes stark eingeschränkt. 500 Wissenschaftler:innen haben kürzlich einen Brandbrief an die EU-Kommission geschrieben, damit diese Fehleinschätzung korrigiert wird und das Verbrennen von Holz nicht auch noch subventioniert wird.
Auch in Deutschland wird die Umstellung auf Pelletheizungen als klimafreundlich finanziell bezuschusst. Die Energieberatungen bringen dies – sicher im guten Glauben – aktiv ins Spiel.
Der kleine Brand im Kamin oder eine lokale Nutzung von Restholz sind sicher nicht das Problem, aber eine vielfache Umstellung von alten Ölheizungen und einer großtechnischen Verfeuerung wird das Klima aktuell schädigen und zu einer deutlichen Übernutzung der Waldökosysteme führen.
Beatrix Tappeser, BV