75 Jahre Musikhochschule

„Wie schön, so etwas wieder zu sehen, wieder zu hören!“ Mit diesen Worten eröffnete Ludwig Holtmeier, Rektor der Musikhochschule, am 18. November den Festakt anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens. Nach der Begrüßung der zahlreich erschienenen Ehrengäste aus Nah und Fern erinnerte Karl-Reinhard Volz, Vorsitzender des Hochschulrats, an die Gründung durch den damaligen Freiburger Oberbürgermeister Wolfgang Hoffmann 1946 als Beitrag zum „seelischen Wiederaufbau“ nach der Brutalität des Nationalsozialismus mit ihren verheerenden Folgen gerade auch für unsere Stadt. Diese Gründung erwies sich national und international als überaus erfolgreich, sodass sie schon zwei Jahre später in staatliche Hand übergehen konnte. Petra Olschowski, Staatssekretärin im Stuttgarter Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, erinnerte an die Zusammenarbeit im Dreiländereck – jede fünfte Lehrperson stammt aus Frankreich! – und verwies auf die Zusammenarbeit mit der Universität, etwa im Rahmen des Instituts für Musikermedizin, was sich in den gegenwärtigen Zeiten der Pandemie als besonders hilfreich erwiesen hat. An die Internationalität knüpfte auch Oberbürgermeister Martin Horn an: 172 Nationen sind an der Musikhochschule vertreten, sie ist eine „Kaderschmiede auf höchstem Niveau“ und bereichert die vielseitige Freiburger Musiklandschaft.

Michael Schwarze, Prorektor für Studium und Lehre der Universität, betonte die gute Zusammenarbeit in den Bereichen Musikmedizin, Musikpsychologie sowie im Forschungs- und Lehrzentrum Musik. Mathieu Schneider, Vizepräsident der Universität Straßburg, lobte das gemeinsame Doktorandenkolleg; beide Hochschulen seien „nah und doch getrennt, ähnlich und doch anders.“ Zusammenarbeit, „das ist nicht Politik, das ist Tatsache.“ Die beiden Studierendenvertreter Johanna Toivanen und Martin Wieczorek lobten „Begegnung, Gemeinschaft, Austausch“ als prägende Erfahrungen während des Studiums.

Zum Abschluss ließ Ludwig Holtmeier die Audiobotschaft mit der Grußbotschaft von Jamal J. Rossi, Dean of Rochester School of Music in den USA, hören, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiert. Anschließend ging der Rektor auf die „mirakulöse“ Entstehung der Musikhochschule ein. Erich Doflein als Gründungsrektor habe sich Größenwahnsinniges vorgenommen: Erschaffung aus dem Nichts mit dem Ziel, Kunst und Theorie zu verbinden und von Beginn an „world class“ zu sein. Das ist gelungen, und es mache ihn stolz, dass die Musikhochschule hervorragende Studierende aus aller Welt anziehe. Im Sommersemester waren unter den 588 Studierenden 288 mit ausländischer Staatsangehörigkeit, davon 172 nicht aus EU-Ländern. Ein Studienplatz ist nicht einfach zu erhalten: von 490 Bewerbern wurden nur 76 zugelassen.

Durchwirkt war die Feier von sieben musikalischen Darbietungen ganz unterschiedlichen Charakters. Es fällt (auch mangels eigener Sachkunde) schwer, einzelne Aufführungen hervorzuheben, und doch sei der Versuch gewagt. Johann Sundermeier begeisterte mit seinem „Trip 5“ für Blockflöte und Digital Audio Workstation durch die ungewohnt zauberhaften Klänge und erhielt dafür reichlich Beifall, gleichermaßen ungewohnt waren die neun Kontrabässe aus der Klasse von Božo Paradžik oder das Schlagzeugensemble unter der Leitung von Bernhard Wulff mit „Von den Metallen“.

Anschließend zog die Festversammlung vor die Musikhochschule, wo Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach und Rektor Ludwig Holtmeier das neue Straßenschild „Felix Mendelssohn-Bartholdy-Platz“ enthüllten, seit 1. Dezember offizielle Adresse der Musikhochschule. Von Kirchbach bezog sich auf die Beziehungen dieser Familie zu Freiburg, verbrachte doch der Komponist Felix 1837 seine Flitterwochen in Freiburg und erinnerte sich später gerne an die Spaziergänge an der Dreisam bis zur Kartaus; sein Sohn Carl wurde 1868 als Professor für Geschichte an die Universität Freiburg berufen.

Die Rede Holtmeiers bringen wir in gekürzter Form (Klick hier).

K.-E. Friederich, BV