Zum Artikel von Monika Zimmermann und R. Dettmar-Finke im Bürgerblatt vom Oktober können wir nicht schweigen. Auf die einzelnen Argumente antworten wir wie folgt:
- Sperrung des überregionalen Schwerverkehrs. Das ist wünschenswert und wurde erstmals in den 1980er Jahren gefordert, aber nicht realistisch. Wir müssen froh sein, wenn wenigstens eine Sperrung bis zur Inbetriebnahme des Stadttunnels umgesetzt wird. Derzeit sehen wir für diese Forderung des Dreisamforums und unseres Bürgervereins wenig Verbündete von politischem Gewicht. – Die Raststation Rötenbach ist Teil des Preises, den die Verhinderung der Schwarzwaldautobahn gekostet hat: Dreistreifiger Ausbau der B31 und eben die Raststation. Um jedes Missverständnis auszuräumen: Natürlich sind wir froh, dass die Schwarzwaldautobahn (Erhard Eppler sinngemäß: größter Blödsinn seit dem Turmbau von Babel) nicht gekommen ist.
- Verlagerung des Autoverkehrs auf die Schiene. Das mag für den Pendlerverkehr gelingen und wird schwierig genug sein. Beim Lkw-Verkehr müssen wir froh sein, wenn das in 100 Jahren erfolgt; eher werden fossile Energieträger durch umweltfreundlichere ersetzt. Wenn man bedenkt, dass der viergleisige Ausbau der Rheintalbahn als Zubringer für den Alpentransit trotz den Verpflichtungen gegenüber der Schweiz (Transitabkommen von 1992) auf deutscher Seite um viele Jahre verzögert wurde, kann man sich vorstellen, wie lange es noch dauert, bis der Ost-West-Verkehr auf die Schiene verlagert werden kann, ganz abgesehen davon, dass im Baltikum und auf der Iberischen Halbinsel die Bahn eine anderen Spurweite nützt als in der übrigen EU, von sonstigen Hindernissen des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs ganz abgesehen. Natürlich begrüßen wir jeden Fortschritt bei der Verkehrsverlagerung auf die Schiene, und sei er noch so klein.
- Schlendern am Dreisamboulevard sei wegen des Restverkehrs nicht möglich. Wir sehen das anders, wenn der Durchgangsverkehr auf der Südseite fließt und die Nordseite dem Anliegerverkehr (verkehrsberuhigter Bereich oder Tempo 30) vorbehalten bleibt.
- Belastungen steigen an den Enden des Stadttunnels. Wenn die von allen Parteien angekündigten Maßnahmen, die den Verkehr umweltfreundlicher machen, tatsächlich umgesetzt werden, wird die Belastung vor und nach dem Tunnel geringer sein als heute. Zudem würde die Sperrung der B 31 für den überregionalen Schwerverkehr auch zu erhöhten Belastungen andernorts führen, St. Florian lässt grüßen.
- Frühere Entscheidungen sind im Hinblick auf den Klimaschutz zu überdenken. Die grundsätzliche Fehlentscheidung wurde vor Jahrzehnten getroffen: Autobahnanschluss Freiburg Mitte und damit der Ost-West-Verkehr durch Freiburg. Dies zu überdenken bringt leider nichts, da dieses Faktum nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
- Die Verkehrswende verlangt neue Prioritäten. Das sehen wir auch so; der Stadttunnel verdient eine Ausnahme von der Regel.
- Ausbau der Breisgau-S-Bahn und besserer Schienenverkehr im Rheintal. Beides ist wichtig und richtig, bringt aber keine Verbesserung für den Schwerlastverkehr in Ost-West-Richtung.
- Jahrelanges Verkehrschaos während der Bauzeit. Sicher ist die Bauzeit mit erheblichen Belastungen verbunden. Der Schwerlastverkehr wird währenddessen aber erfolgreich umgeleitet, wie sich bei der Sanierung der Leo-Wohleb-Straße gezeigt hat.
Uns erinnern die Argumente gegen den Stadttunnel an die gegen die B31 Ost-neu in den 1980er Jahren. Unsere Hauptargumente waren, dass sich der tägliche Stau von Ebnet und Waldsee in die Innenstadt verlagert und dass der Verkehr durch den Tunnelbau zunehmen wird. Beides ist eingetroffen. Die Niederlage von uns Straßenbaugegnern hat uns gelehrt, dass die dringend notwenige Verkehrswende nicht lokal erzwungen werden kann, sondern auf nationaler und europäischer Ebene erfolgen muss; selbst ein Bundesland ist dafür zu schwach. Diese Wende wird viele Jahrzehnte in Anspruch nehmen, und auch wenn Dieselöl durch Batterien, Wasserstoff oder künstliche Treibstoffe ersetzt wird, bleiben genügend Umweltbelastungen, die es rechtfertigen, einen Großteil des Verkehrs im Stadttunnel abzuwickeln.
S. Engel, K.-E. Friederich, H. Lehmann, H. Thoma