Die vielen Reaktionen auf den Leserbrief im Mai Bürgerblatt über das Verhalten von manchen Mountainbiker in unserem Stadtwald haben nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass Ende Mai ein Pressetermin im Ottilienwald stattfand. Initiiert wurde der Termin vom Forstamt Freiburg mit dem Ziel, durch die neue Aktion „gemeinsam Natur erleben“ den seit längerem schwelenden Konflikt zwischen Fußgänger und Mountainbiker auf Freiburgs Waldwegen in den Griff zu bekommen.
Nicole Schmalfuß und Andreas Schäfer vom Forstamt, Stephan Sevi vom Schwarzwaldverein und Patrick Hecklinger, Pressesprecher vom Freiburger Mountainbike-Verein richteten in ihren Eingangs-Statements Appelle der Toleranz an alle Erholungssuchende in den Stadtwäldern. „Nur mit gegenseitigem Respekt sind Erholung und Natursport im Wald dauerhaft ungetrübt möglich, da sonst die Stimmung im Wald komplett kippt“, so Forstamtsleiterin Schmalfuß.
Besonders in Corona-Zeiten ist der Stadtwald derzeit als Freizeitstätte so gefragt wie noch nie. Seit Monaten sind die Schulen dicht und die Möglichkeiten, Sport zu treiben, eingeschränkt. Seither beobachtet das Forstamt, dass bis zu zehn Mal mehr Erholungssuchende als sonst üblich den Stadtwald nutzen. Vor allem Mountainbiken erfreut sich nie gekannter Beliebtheit. Die Bedingungen für diese Natursportart sind in Freiburg einzigartig gut.
Leider kommt es vermehrt dazu, dass auch schmale, nicht als MTB-Strecken ausgewiesene Wanderwege von Mountainbikern befahren werden. Sowohl beim Bürgerverein wie auch beim Forstamt mehren sich die Beschwerden über gefährliche Situationen. Sperrschilder und Barrieren, mit denen das Amt einige wenige Wege für Radfahrer gesperrt hat (ein Novum im Stadtwald), wurden zum Teil wieder abgerissen oder gänzlich zerstört.
Dabei sind die Regelungen eindeutig. Auf Wald- und Wanderwegen mit weniger als zwei Metern Breite haben Fahrräder nichts zu suchen. Es gibt jedoch auch Ausnahmen. Von den 166 Kilometern Mountainbike-Strecken im Freiburger Stadtwald wurden ca. 25 Kilometer angelegt und ausgewiesen, die schmaler sind. Patrick Hecklinger, Pressesprecher des Mountainbike-Vereins, berichtet, dass diese schmalen Trails besonders attraktiv sind. Und weiter führt Hecklinger aus, „dass Mountainbiker im Freiburger Stadtwald seit 25 Jahren geradezu vorbildlich bedacht werden. Wir sind hier in Freiburg mit dieser langen, engen Zusammenarbeit mit Forstamt und Schwarzwaldverein Vorreiter und werden regelrecht als Vorzeige-Kooperation gehandelt. In unserem Verein sind Rücksicht auf Fußgänger in der Natur selbstverständlich, knapp 2000 Mitglieder stünden für den selbstverständlichen Respekt auf den Wegen im Wald“.
Andreas Schäfer vom Forstamt ergänzt, dass diese Rücksicht bei einem kleinen Teil der radelnden Waldnutzer nicht verlässlich vorhanden ist. Dies und immer wieder illegal angelegte Trails im Wald machen uns ziemlich ratlos, obwohl bekannt ist, dass letzteres ein absolutes „No-Go“ darstellt. Auch nächtliche MTB-Fahrten sind strengstens verboten, da sie vor allem den Wildtieren elementar schaden. Diese Dinge verärgern sowohl den MTB-Sprecher wie auch Stephan Seyl, Pressesprecher für den Dachverband des Schwarzwaldvereins. Beide appellieren mit Nachdruck, „Wer sich nicht an Regeln halten kann, schadet allen“. Beide senden jedoch auch Signale an die Fußgänger aus: „Wenn ein Mountainbiker sich auf einem zu schmalen Weg rücksichtsvoll verhält, -vielleicht sogar absteigt-, sollte man ihn nicht wegen der Zwei-Meter-Regel zur Rede stellen“.
Fazit dieses Vorort Termins: Forstamt, Schwarzwaldverein und Mountainbike-Verein appellieren an beide Seiten rücksichtsvoll miteinander umzugehen. Gegen illegale Trails und Nachtfahrten will man in einer konzertierten Aktion gemeinsam vorgehen. Zerstörte Schilder sollen schnell wieder aufgestellt werden und die oben gezeigten Schilder sollen verstärkt an neuralgischen Stellen montiert werden. Es wurde seitens des Forstamtes jedoch deutlich gemacht, dass man den immer lauter werdenden Forderungen nach mehr Schildern und Ein-und Ausfahrtbeschränkungen, wie sie an den schnellen Trails angebracht sind, nicht folgen will und personell dazu auch nicht in der Lage ist. Auch nicht für vermehrte Kontrollen.
Was bleibt? Die Hoffnung, dass die neue Aktion „Mach mit – Gemeinsam Natur erleben“ bei den Unvernünftigen ankommt. Dies ist sicherlich nicht für alle zufriedenstellend. Etwas Besseres haben wir leider nicht zu bieten. Hans Lehmann, BV