Sicherheitsrisiko Freiburger Osten?

Der jüngst veröffentlichte Perspektivplan Gefahrenabwehr 2019 – 2022 der Stadt Freiburg macht deutlich, dass vor allem die Feuerwehr tagsüber die Eintreffzeiten an den Schutzzielorten im gesamten Stadtgebiet nicht im geforderten Umfang einhalten kann. Besonders negativ betroffen der Freiburger Osten. Deshalb ist für uns als Bürgerverein eine zweite Feuerwache mit integrierter Rettungswache bei uns unumgänglich.

Gleich zu Beginn des Perspektivplans zur Weiterentwicklung des Amts für Brand- und Katastrophenschutz, bei dem es um die Zukunft der Berufsfeuerwehr, der freiwilligen Feuerwehr und des Katastrophenschutzes geht, liest man: „Wichtigstes Ziel und Umsetzungsmaßnahme der nächsten Jahre bleibt die Verbesserung der so genannten Hilfsfristen, die Schnelligkeit, mit der die Feuerwehr Freiburg mit ausgebildeten und ausgerüsteten Einsatzkräften vor Ort eintrifft. Der Zielerreichungsgrad für die Hilfsfristen lag in den Jahren 2015 bis 2017 durchschnittlich bei 72 %. Der gesetzte Sollwert von 90 % für das Stadtgebiet Freiburg im Breisgau wurde nicht erreicht. Erklärtes Ziel aller Maßnahmen ist den Zielerreichungsgrad bis 2023 an den definierten Erreichungsgrad heranzuführen“. Die dazu veröffentlichen Grafiken zeigen deutlich, dass vor allem tagsüber der Freiburger Osten von schlechten Hilfszeiten besonders betroffen ist.

Bleibt sie alleine? Hauptfeuerwehr-Wache der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr in der Eschholzstrasse | Foto: Lehmann

Verwundern tut dies niemand, denn die beinahe täglich im Stau stehenden Autos auf der Schwarzwaldstraße schränken das Durchkommen selbst der mit akustischen und optischen Warnsignalen fahrenden Rettungswagen so ein, dass tagsüber das Erreichen des Zielortes im Sollwert von 10 Minuten (für die Feuerwehr) nur selten gehalten werden kann. Die Hauptfeuerwache der Berufsfeuerwehr liegt in der Eschholzstraße im Freiburger Westen. Dass sich die Eintreffzeiten der Feuerwehr nach einem Alarm östlich der Ganter-Brauerei nach Beginn der Bauarbeiten am Ganter-Knoten (wohl ab 2027/28) deutlich verlängern werden, ist schon heute absehbar.
Im Perspektivplan ist z. B. zu lesen: die „Erhöhung der Personalverfügbarkeit der Berufsfeuerwehr bei Einsätzen während des Tages zur Entlastung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte durch Schaffung von Planstellen für die Vorhaltung eines dritten Hilfeleistungsfahrzeugs bis zum Jahr 2022“; auf Deutsch: wenn Rettung aus dem Westen nicht rechtzeitig möglich ist, muss sie aus dem Osten kommen.
Die Feuerwehr ist dual aufgebaut. Auf der einen Seite die Berufsfeuerwehr, auf der anderen Seite die ehrenamtlich tätige „Freiwillige Feuerwehr“ mit ihren über das gesamte Stadtgebiet verteilten achtzehn Abteilungen. Für unsere drei Stadtgebiete Oberau-Oberwiehre-Waldsee sind die vier Abteilungen Oberstadt (Abt.1), Wiehre (Abt.7), Ebnet (Abt. 15) und Kappel (Abt. 16) zuständig. Bei Stadttunneleinsätzen kommt noch die Freiwillige Feuerwehr Kirchzarten dazu.

Da Ebnet und Kappel östlich des rettungstechnischen Nadelöhrs Ganter-Knoten liegen, könnte man die Situation entspannter ansehen, denn diese zwei Wehren könnten von Osten unsere Stadtteile anfahren. Sie sind jedoch wie alle Abteilungen mit ehrenamtlich tätigen Menschen besetzt, von denen längst nicht alle im Freiburger Osten ihre Arbeitsstelle haben; sie müssen für ihren Einsatz selbst zuvor durch den beschriebenen Verkehr. Damit dürften diese ehrenamtlichen Feuerwehren kaum rechtzeitig am Einsatzziel eintreffen.
Wenn, wie im Perspektivplan zu lesen ist, „ein möglichst effektives und effizientes Verhältnis zwischen beruflichen und ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen, der verfügbaren Fahrzeug- und Geräteausstattung sowie der baulichen Ausstattung der Feuerwache und der Feuerwehrhäuser geschaffen werden“ soll, dann „bedarf es eines zweiten Standortes einer Hauptfeuerwache (mit einer Berufsfeuerwehr) im Freiburger Osten“. Damit erhebt sich die Frage nach dem Standort, der am besten im Bereich der oberen Kappler Straße in Littenweiler zu suchen wäre.
Ähnliche Hilfsfristenprobleme wie die Feuerwehr haben auch die Fahrzeuge des Rettungsdienstes mit Notarzt und der Rettungssanitätern. Zwar halten diese derzeit statistisch noch Ihre Rahmenvorgaben der Hilfszeiten von 15 Minuten ein, mit dem prognostizierten zunehmenden Verkehr auf der B 31 und der Großbaustelle am Ganter-Knoten wird dies jedoch nicht mehr möglich sein. Hierüber muss ein offener Dialog entstehen.
Die Entscheidung über den Bau einer neuen Feuer- und Rettungswache Ost mit festen Stadtorten der Berufsfeuerwehr und des Rettungsdienstes hat für die Bevölkerung des Ostens hohe Priorität. Deshalb plant der Bürgerverein im Mai eine öffentliche Veranstaltung dazu. Genaueres in der Aprilausgabe des Bürgerblatts.
Hans Lehmann, BV