Amphibienschwund am Waldsee: Wo sind sie geblieben?

Die Zahl der Kröten und Frösche rund um den Waldsee hat in den letzten vier Jahren stark abgenommen. Dafür gibt es mehrere Ursachen: Frösche und Kröten sind Feuchtlufttiere und brauchen zu ihrer Entwicklung unbedingt Wasser. Sie mussten mehre heiße Sommer überleben; die Winter waren so warm, dass die Tiere im November noch aktiv waren. Dadurch verloren sie viel Energie, denn Nahrung war kaum vorhanden.

Die Tiere sind zur Wanderzeit auffällig mager, sie fressen von Oktober bis nach dem Ablaichen im März/April nichts. Die Wasserqualität des Waldsees nimmt durch den jährliche Schlammzufuhr und die „Algenblüte“ im Sommer ab. (Vor 2018 wurde er letztmals 1999 entschlammt.) Mangels ausreichender Sauerstoffzufuhr zum Abbau der organischen Stoffe im See stiegen Faulgase auf und Blaualgen vergifteten das Wasser. Die Wassertemperatur stieg auf 26,5°C. Am 5. August 2018 „kippte“ der See um, fast alle Tiere im Wasser, 90% der Fische, alle Krebse, Amphibien und Kleintiere kamen um, die Nahrungskette war gerissen. Per Hand und durch Tauchen wurden mehr als 13 500 der besonders geschützten Schwanenmuscheln gerettet. Sie tragen durch ihre Filtertätigkeit zu der Selbstreinigung des Waldsees bei: eine einzelne Muschel kann in einer Stunde bis zu 5 Liter Wasser filtrieren. Nach der ökologischen Entschlammung durch Schwimmbagger und der Lagerung des Schlamms in Textilsäcken ab November/Dezember 2018 waren alle Wege am Wald gesperrt, das Wasser sollte aus den Textilsäcken bis zum Frühjahr 2019 wieder in den See zurückgeflossen und die drei 224 m³ fassenden Geotubes abtransportiert sein. Das verzögerte sich aber bis Ende August 2019. Ein Jahr mussten wir Freiburger auf den Rundgang um den See verzichten, Dank an alle für die Geduld.

Krötenpaar auf Wanderschaft | Foto: Gisela Friederich

Was passierte während dieser Zeit mit den Amphibien? Von 2002 mit 2381 Krötenpaaren haben sie auf 395 Paare 2019 abgenommen. Diese haben zwar gelaicht, Kaulquappen sind auch geschlüpft, aber nicht weiter gewachsen. Kein einziges Jungtier kam an Land. Das hat es noch nie gegeben, damit fällt eine Generation völlig aus. Das Umweltschutzamt beauftragte im Juli einen Gutachter, der wissenschaftlich nach den Gründen dieser Katastrophe sucht. Möglicherweise ist sehr feiner Schlamm im See nicht abgesunken, hat sich auf Laich sowie Haut und Kiemen der Kaulquappen gesetzt und damit die Atmung verhindert. Umso wichtiger ist es, in diesem Frühjahr den Amphibien bessere Chancen zu bieten.
Ausgleichsmaßnahmen, welche im Möslepark zum Amphibienschutz festgesetzt sind, haben sich leider verzögert, weshalb die Bedingungen für die Amphibien noch nicht optimal sind. Erstmals können die Tiere die für alle Fahrzeuge (auch für Radfahrer!) gesperrte Waldseestraße überqueren, ohne von einem Zaun aufgehalten zu werden; nur am Steilufer wurde einer aufgestellt. Jeder kann helfen zum Überleben der geschützten Tiere beizutragen: Bitte bleiben Sie überall auf den Wegen! Meiden Sie das Gebiet in der Dämmerung und bei Nacht. Wer mehr tun will, kann sich unter der Telefonnummer 381408 als Helfer melden oder einen Helfer auf „Tour“ ansprechen“.

Gisela Friederich