Sehr viel Neues und Konkretes gab es bei der zweiten Öffentlichkeitsveranstaltung zum Sanierungsverfahren “Soziale Stadt Knopfhäusle-Siedlung“, zu erfahren. Die in drei Bauabschnitte aufgeteilte Sanierung der ursprünglichen Arbeitersiedlung „Knopfhäusel“ in der Oberwiehre nimmt konkrete Formen an.
Das Ziel der zweiten Öffentlichkeitsveranstaltung war, die Bewohner*innen über die Ergebnisse der inzwischen abgeschlossenen vorbereitenden Untersuchungen und über das weitere Vorgehen im Einzelnen zu informieren.
Die Freiburger Stadtbau ist mit ihrem Sanierungs-Management so weit, dass der Satzungsbeschluss im Oktober dem Gemeinderat zur Genehmigung vorgelegt werden kann. Der Start der Bauarbeiten des 1. Bauabschnittes erfolgt Anfang 2020, für das Ende der Sanierung wird 2025 genannt. Ende 2026 werden auch die zugehörenden Freiflächen endgültig gestaltet.
In der gut besuchten Öffentlichkeitsveranstaltung stellte die mit der Koordinierung der Sanierungsmaßnahme betraute STEG-Stadtentwicklungsgesellschaft zunächst die Ergebnisse der in den vergangenen Jahren gelaufenen Voruntersuchungen vor. Für die über 110 Wohnungen wurden „Städtebauliche Missstände“ analysiert, die Beteiligten befragt, Sanierungsziele erarbeitet, Kosten- und Finanzierungsübersichten erstellt und ein schriftlicher Ergebnisbericht verfasst. Die an die Bewohner*innen gestellten Fragen lauten:
- Was ist Ihnen für Ihre Wohnung wichtig?
- Wie kann man Straßen, Wege und Freiräume verbessern?
- Was ist an der Knopfhäusle-Siedlung besonders?
Sie wurden mit den Problemen der Siedlung, wie der alten und schlechten Bausubstanz vieler Gebäude, der fehlenden Wohnungen für Familien und der uneinheitlichen Fassadengestaltung der Gewerbebetriebe in Zusammenhang gebracht und erörtert.
Als Problemzonen erwiesen sich die schlechten Verkehrsflächen mit teilweise ungeordneten Bereichen (Parken, Lieferverkehr), der nicht mehr zeitgemäße Spielplatz, der schlechte ökologische Zustand mancher privater Vorgärten und der unattraktive Platz zwischen den Knopfhäusle und dem ZO.
Viele der Befragten äußerten sich auch zu dem nachbarschaftlichen Miteinander in der Siedlung. Das Gebäudeumfeld wurde oft als nicht familienfreundlich (fehzlende Abstellmöglichkeiten für Kinderwagen, Rollatoren) genannt, Beschwerden über gegenseitige Rücksichtnahme, Sauberkeit im öffentlichen Raum und der Wunsch nach einem Treffpunkt für alle Altersgruppen, sowie bessere Angebote und Hilfen für Anwohner*innen in schwierigen Lebenssituationen hatte bei den Rücklaufbogen hohe Priorität.
Für teilweise lautstarke Redebeiträge sorgte die Erläuterung der einzelnen Bauabschnitte. Als klar wurde, dass während der Sanierung alle Bewohner*innen des jeweiligen Bauabschnitts ausziehen müssen, kam es zu regen Redebeiträgen, sogar mit anwaltlichem Vorgehen gegen diese Entscheidung wurde gedroht. Auch die Präsentation der Pläne der geplanten Wohnungsaufteilungen mit Flur/Küche, Bad und Abstellkammer im Untergeschoss sowie zwei Zimmer im Obergeschoss stießen nicht bei allen auf Gegenliebe. Selbst der Einbau einer notwendigen Bodenplatte zur Trockenlegung der Keller wurde hinterfragt. Wenig Diskussionen gab es bei der Vorstellung einer zeitgemäßen Haustechnik mit dem Einbau einer Zentralheizung, der Erneuerung der Sanitärinstallation, neuer Bäder, Erneuerung und Erweiterung der Elektroinstallation sowie dem Einbau einer Abluftanlage in Bad und Küche. Auch die vorgesehenen energetischen Maßnahmen durch Wärmedämmung der Keller- und Speicherdecken, Wärmedämmputz an den Außenwänden und die denkmalschutzgerechte Erneuerung von Fenstern und Türen wurden als deutliche Verbesserung gegenüber der heutigen Situation gewürdigt.
Still im Saal wurde es, als die Stadtbau das Thema Mietanpassung nach der Modernisierung anschnitt. Das vorgelegte Mietpreismodell sieht eine schrittweise Erhöhung der Mieten in drei Stufen von ca. 1,50 € bis 2,15 € pro m² vor. Das bedeutet pro Reihenhaus ein Anstieg der Miete auf ca. 330 €/Monat anstatt der bisher ca. 270 €/Monat. Dies wurde ohne große Proteste zur Kenntnis genommen.
Während der Sanierung können die Bewohner nicht in den Häusern verbleiben. Deshalb war das Thema Umzugsmanagement von besonderem Interesse. Dazu gehören nach Aussage der Stadtbau Mieterbetreuer. Diese beraten und betreuen während der Umzugsphase persönlich. Wohnungsangebote der FSB und individuellen Umzugsvereinbarung mit jedem einzelnen Mieter sind vorgesehen. Umzugs- und Kostenerstattungs-Varianten vom Umzug durch eine Fachfirma oder durch die Mieter selbst bis hin zu Möbelanpassungen (z. B. bei Einbauküchen) wurden erläutert.
Auf Bewohner*innen Rückfragen, ob das alles schriftlich zu erhalten wäre, stellte die Stadtbau die vorbereiteten Inhalte der schriftlichen Umzugsvereinbarung vor. Diese fiel zur Zufriedenheit der Bewohner*innen aus und wurde mit Beifall aufgenommen.
Zum Schluss der Veranstaltung wurde der Zeitrahmen der Sanierung noch einmal konkretisiert. Betroffen sind zunächst die Mieter*innen der Häuser des ersten Bauabschnitts, der Häuser Nr. 70 und 76 (siehe Plan Sanierungsabschnitte):
- Individuelle Umsetzungsgespräche ab Sommer 2019
- Wohnungsangebote Sommer 2019 bis Frühjahr 2020
- Umzüge Herbst 2019 bis Frühjahr 2020
- Formale Kündigung im August 2019
- Baubeginn 1. Bauabschnitt im Frühsommer 2020
- Fertigstellung 1. Bauabschnitt im Herbst 2021
- Neubezug im Herbst 2021, anschl. 2. Bauabschnitt.
Selten haben wir in einer öffentlichen Veranstaltung der Stadt und ihrer beteiligten Partner so viel Konkretes erfahren. Als auf unsere Rückfrage nach einem gesetzlich vorgeschriebenen Sozialplan wurde die Veröffentlichung dieses Planes nach der Gemeinderatssitzung im Oktober versprochen. Wir sehen uns im Reigen der Sanierungsbeteiligten als begleitendes „Soziales Gewissen“ und legen zusammen mit dem Mieterbeirat ein Schwergewicht auf eine sozial verträgliche Sanierung. Aus unserer Sicht leisten die Sanierungsbeteiligten jedoch sehr gute Arbeit, was uns hoffnungsvoll in die Bauphasen blicken lässt.
Hans Lehmann, BV