In der Märzausgabe unseres Bürgerblattes stellen wir Ihnen Walter Hasper vor, der vierzig Jahre den Großverein FT v.1844 als Geschäftsführer und Direktor leitete. Am 1. Februar 2018 wurde er mit einem bemerkenswerten Fest seiner „FT-Familie“ in den Ruhestand verabschiedet
BBL: Herr Hasper, wie geht es Ihnen so kurz nach dem Ende eine vierzigjährigen „Liebesbeziehung“?
WH: Mir geht es gut. Im Moment fühlt sich das wie Urlaub an. Natürlich sind meine Gedanken auch immer bei meinem Verein, der FT 1844 Freiburg.
BBL: Was reizte Sie vor vierzig Jahren, -gerade 28 Jahre alt-, die Stelle als Geschäftsführer eines auch damals mit ca.4000 Mitgliedern schon sehr großen Sportvereins zu übernehmen?
WH: Mich reizte die besondere Aufgabe so einen traditionellen, großen Sportverein als Geschäftsführer zu leiten. Es ist ja bekannt, dass der Verein aufgrund seiner umfangreichen Investitionen vor einer finanziellen Herausforderung stand und die Bedingungen mit Hochzinsphase und Ölpreiskrise schwierig waren. Es erforderte deshalb große Anstrengungen den Verein da wieder herauszuführen.
BBL: Für einen Sportverein ohne eine Abteilung des Massensports Fußball ist die Mitgliederentwicklung der FT v. 1844 während der Ära Hasper von ca. 4000 auf knapp 7000 Mitglieder als grandios zu bezeichnen. Wie konnte dies erreicht werden?
WH: Ein hervorragendes Team hat mit mir und dem Vorstand gemeinsam das Angebot immer weiterentwickelt. Das Sportprogramm wurde im Kinder-, Jugend-, Fitness-, Gesundheits- und Seniorensport wesentlich erweitert und als Ganztagesangebote eingerichtet. Der Ausbau als Träger der freien Jugendhilfe der Kindertagesstätten wurde von 3 Gruppen zu 19 Gruppen mit über 350 Kindern in der täglichen Betreuung ausgebaut und die FT Sportgrundschule gegründet. Aber auch insbesondere der Wettkampfsport hat sich bei verbesserter Anlagesituation stark weiterentwickelt und einen großen Aufschwung erlebt. Neue Wettkampfsportabteilungen sind hinzugekommen wie z.B. American Football, die Jugendfußballabteilung, Cheerleader etc.
BBL: Bei der Verabschiedungsfeier war spür-, hör-,und sehbar wie Sie vom FT-Präsidenten über den Vorstandvorsitzenden, dem Sportbürgermeister, dem Präsidenten des Badischen Sportbundes bis hin zu den vielen haupt-und ehrenamtlichen Mitarbeitern geradezu als Idealbesetzung gewürdigt wurden. Verraten sie uns das Geheimnis Ihres Erfolges?
WH. Es gilt hart zu arbeiten, alle Beteiligten früh einzubinden, Vertrauen in die hohe Leistungsbereitschaft des Teams zu haben. Wenn es mir gelungen ist, auch Vorbild zu sein, bin ich sehr zufrieden.
BBL: Vierzig Jahre an der Spitze eines Großvereins hatten bestimmt nicht nur Sonnentage. Wie haben Sie es geschafft die schwierigen Situationen ohne sichtbare „Wunden“ zu meistern?
WH: Natürlich gab es sicher auch aus der Sicht einiger weniger auch mal harte Entscheidungen. Wenn sich aber herausstellt, dass im Sinne aller die richtige Entscheidung für den Verein getroffen wurde, muss das auch einmal sein. Hier gilt, dass man nur gemeinsam Erfolg haben kann und dass das so ist haben wir vielfältig bewiesen.
BBL: Als Organisator sagt man Ihnen herausragende Fähigkeiten nach. Nennen Sie uns die drei der herausforderndsten Sportveranstaltungen ihrer Organisatoren-Bilanz und kurz was dabei so herausfordernd war?
WH: Jede Sportveranstaltung erfordert volle Konzentration und die Herausforderung auf das Ziel eine sehr gute sportliche Veranstaltung und eine sehr gute, für den Verein bzw. Veranstalter positive wirtschaftliche Sportveranstaltung zu organisieren. Neben den drei größten Sportveranstaltungen, der Mountainbike Weltmeisterschaft 1995 in Kirchzarten, der Tour de France Etappen 2000 in Freiburg und der Rollsportweltmeisterschaften 2009 der FT 1844 durfte ich ja noch 12 Deutsche Meisterschaften, einen Weltcup in MTB und mehrere Europameisterschaften, der Jugend und Aktiven im Rollsport organisieren. Erwähnenswert ist sicher die Bereitschaft meines Teams mich bei all diesen Aktivitäten des Vereins aber auch außerhalb zu unterstützen und den Rücken frei zu halten.
BBL: Sie führen dieses Interview mit dem Bürgerverein des gemeinsamen Stadtbezirks Oberwiehre-Waldsee. Eine enge Zusammenarbeit ist schön, jedoch nicht zwingend. Worauf führen Sie das sichtbar gute Miteinander zurück?
WH: Die FT 1844 ist als großer Sportverein ein wesentlicher Bestandteil und Dienstleister im Stadtteil. Insoweit dient der Verein den Bürgern des Stadtteils in erheblichem Umfang. Ob Kindergärten, Schule, Sportstätten wie z.B. Hallenbad mit vielen Sportlernkursen für Kinder z.B. Schwimmkurse, Ferienfreizeiten oder Angebote der Wettkampfsportabteilungen. Die gute Zusammenarbeit drückte sich zum Beispiel auch in der Betreuung der Flüchtlingskindern und Familien aus die in der Stadthalle unter starkem Engagement des Bürgervereins Oberwiehre-Waldsee untergebracht waren. So konnten wir gemeinsam Kinder in unseren Kindergärten unterbringen, aber auch Erwachsene in Praktika beschäftigen und die Eingliederung befördern.
BBL: Ein deutscher Liedtext lautet: „Niemals geht man so ganz“. Wie ist das bei Walter Hasper und „seiner FT“?
WH: Das ist schon so. Wenn man 40 Jahre mit viel Herzblut sich der Aufgaben verschrieben hat ist das Loslassen nur dann leicht, wenn man ein Team herangebildet hat das einem nachfolgt und hervorragende Voraussetzungen mitbringt. Das Loslassen fällt mir deshalb nicht schwer. Präsidium und Vorstand haben mich jedoch bereits angefragt ob ich ehrenamtlich den Verein weiter begleiten würde. Ich habe mitgeteilt, dass ich mir das gut vorstellen könne und mich auch auf eine ehrenamtliche Mitarbeit freue.
BBL: Herr Hasper, wir danken Ihnen für dieses Interview, besonders aber bedanken wir uns bei Ihnen wie Sie uns als Bürgerverein oft in die Geschehnisse Ihres Sportvereins einbezogen. Für die kommenden Jahre von Herzen alles Gute. Wenn Sie jedoch die Langweile überkommt, ein Beirats-Plätzchen in unserem Bürgerverein wartet auf Sie.
Das Interview führte Hans Lehmann