Als Bürgerverein des Stadtbezirks Oberwiehre-Waldsee sind wir unmittelbar nur im Bereich der Laßbergstraße und durch den Parkdruck betroffen, für unseren befreundeten Nachbar- Stadtbezirk Littenweiler entwickelt sich das erneute Verzögern des Stadtbahn-Ausbaus bis zum Kappler Knoten jedoch zur Tragödie
Am 24. Oktober hat der Gemeinderat den Perspektivplan der Stadtwerke Freiburg „zur Kenntnis genommen“. In den Stadtwerken sind badenova, VAG und die städtischen Bäder zusammengefasst; mit dem Überschuss von badenova wird die Unterdeckung der Bäder und des öffentlichen Verkehrs so weit wie möglich ausgeglichen. Dies gelingt immer schlechter, und deshalb wird es in absehbarer Zeit keinen weiteren Ausbau des Stadtbahnnetzes oder ähnliche Investitionen geben, das heißt auch keine Stadtbahnverlängerung in Littenweiler.
Zur Erinnerung: diese Stadtbahnverlängerung war als „Beruhigungspille“ für die Gegner der B 31 Ost-neu gedacht: sobald der Beton auf dem Kappler Tunnel es zulässt, werden darauf die Schienen der Stadtbahn verlegt. Der Teilabschnitt bis zum Haltepunkt Littenweiler wurde schon 1994, lang vor dem Bau des Tunnels, vom Gemeinderat zum vordringlichen Bedarf erklärt, die Eröffnung der Stadtbahn war für 2004/05 vorgesehen (Sitzung des Gemeinderats vom 19.3.2002). Allerdings wurde der Bebauungsplan für die Stadtbahn bis zum Kappler Knoten erst am 5.12.2006 endgültig beschlossen. Am 10.7.2007 wollte der Gemeinderat die „schnellstmögliche Umsetzung der Stadtbahnprojekte“, konkret hat er am 23.10.2007 den Baubeginn für 2016 vorgesehen und dies am 6.7.2010 erneut bestätigt.
Doch dann schoben sich größere Projekte in den Vordergrund, damit möglichst viele Zuschüsse des Bundes gesichert werden konnten; genannt seien die Bahn über den Werder- und Rotteckring und die zur Messe. Für die Stadtbahnverlängerung Littenweiler wurde am 10.5.2011, also noch nicht einmal ein Jahr später, der Baubeginn auf „nach 2018“ verschoben – wobei „nach 2018“ von uns schon seinerzeit als St. Nimmerleinstag verstanden wurde (Bürgerblatt vom April 2011). Jetzt also „nach 2026“. Es gehört wenig Fantasie zu der Erkenntnis, dass viele von uns dies nicht mehr erleben werden.
Warum halten wir die Stadtbahnverlängerung nach wie vor für dringend? Weil nur sie eine enge Verknüpfung mit der Höllentalbahn ermöglich (man denke an Regen oder an gehbehinderte Menschen), weil dann endlich ein Park-und Ride-Platz im Osten geschaffen werden kann und weil dadurch das Wohngebiet an der Kappler Straße (Erweiterungen in der Dreisamniederung sind geplant) erschlossen werden kann. Der Park-und Ride-Platz an der zukünftigen Endhaltestelle ersetzt die früheren Parkplätze am alten Messplatz und an der Hansjakobstraße bei der Heinrich-Heine-Straße. Leider sind die sie ehedem nutzenden Autos nicht genauso ersatzlos weggefallen. Sie parken jetzt „irgendwo“, Anlieger und Kunden können ein Lied davon singen.
Besonders pikant: Ebenfalls in der Gemeinderatssitzung vom 24. Oktober hat der Gemeinderat den Klimaschutzbericht zur Kenntnis genommen. Hinsichtlich des Verkehrs wird darin ausgeführt: „Um das angestrebte Ziel einer CO2-Reduktion von 50 % bis 2030 zu erreichen, sind neben den Klimaschutzmaßnahmen im Energiebereich auch im Verkehrssektor zahlreiche Projekte zur Förderung der umweltverträglichen Verkehrsträger vorgesehen. Besonders für das Minus-50 %-Ziel im Verkehrssektor sind die Herausforderungen enorm. Da bis zum Jahr 2014 nur minus 7 % erreicht wurden und in den letzten 10 Jahren eine Stagnation eingetreten ist, wären für die Zielerreichung in den kommenden 13 Jahren große kommunale Anstrengungen in Verbindung mit günstigen Rahmenbedingungen auf EU-, Bundes- und Landesebene notwendig.“ Der Perspektivplan passt dazu wie die Faust aufs Auge.
Nach dem Lycée Turenne ist die weit in die Zukunft verschobene Stadtbahnverlängerung ein weiterer Investitionsstau in einem Teilbereich unseres Stadtgebiets; wann wird er endlich abgebaut?
Karl-Ernst Friederich, BV