Ludwig Holtmeier, seit dem 1.Oktober 2017 Rektor der Hochschule für Musik, stand für ein Gespräch unserem Ehrenmitglied Karl-Ernst Friederich für das Bürgerblatt zur Verfügung.
BBL: Herr Holtmeier, zunächst auch an dieser Stelle unseren Glückwunsch zu Ihrem neuen Amt. Wir wünschen Ihnen dazu eine gelungene Kombination von Sensibilität und dickem Fell, Sie werden beides brauchen.
Ludwig Holtmeier: Und Glück!
BBL: Glück natürlich auch, aber als Mathematiker sage ich: Das Glück ist nicht rein zufällig verteilt, es hat schon seine Vorlieben. – Die Musikhochschule kommt inzwischen wieder in ruhigeres Fahrwasser, die Kürzungsvorschläge des Rechnungshofes wurden nicht umgesetzt, nachdem sich die Musikhochschulen auf Schwerpunkte geeinigt haben. Können Sie das näher ausführen?
LH: Die Empfehlungen des Rechnungshofes hätten uns in der Tat schwer getroffen, beispielsweise sollten 15 Professorenstellen wegfallen. Er hat dabei nicht berücksichtigt, dass wir hier in an der Freiburger Musikhochschule fast ausschließlich künstlerische Kernfächer anbieten, die Einzelunterricht erfordern und die – wie insbesondere Kirchenmusik, Orgel, Dirigieren oder Schulmusik sehr kostenintensiv sind. Wir haben eben keine Abteilung für Schauspiel wie Stuttgart oder für Tanz wie Mannheim. Wir verdanken es Theresia Bauer, der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, dass wir durch die Schwerpunktsetzung unsere gute Arbeit fortsetzen können. Es ist für die Musikhochschulen, übrigens auch für die Universitäten, zugleich Segen und Fluch, in Baden-Württemberg angesiedelt zu sein: In kaum einem anderen Bundesland gibt es eine vergleichbare Anzahl an Musikhochschulen und eine Ansammlung von Leistungsspitzen, und das kostet natürlich Geld.
BBL: In Ihrer Ansprache anlässlich der Rektoratsübernahme erwähnten Sie die Raumnot der Musikhochschule; wie kam es dazu, schließlich handelt es sich um ein noch junges Gebäude (erbaut 1983)?
LH: Wir haben inzwischen 3 Chöre (statt ursprünglich einem), 4 Orchester (statt 2), Bands (ohne sie können wir heutzutage keine Schulmusiker ausbilden) etc., dazu kommen wegen der Bologna-Reform wesentlich mehr Prüfungen als einst. Überdies zählt unser großzügiges Foyer in die Nutzfläche hinein, ohne unsere Raumnot tatsächlich zu lindern. Das Lehr- und Forschungszentrum Musik, das wir kürzlich mit der Universität gebildet haben, umfasst 7 Professuren für Musiktheorie, 4 für Musikwissenschaften und 5 für Musikpädagogik sowie 2 für Musikermedizin, um nur die Professuren zu nennen. Zudem beherbergen wir mehrere erfolgreiche Drittmittelprojekte. Zur Zeit müssen aber Büroräume gleichzeitig von mehreren Personen genutzt und Forscher und Forscherinnen außerhalb der Hochschule untergebracht werden, was auf Dauer nicht tragbar ist.
BBL: Wie soll der Raumbedarf gedeckt werden?
LH: Auf jeden Fall hier in unmittelbarer Nachbarschaft, ein neuer Standort kommt keinesfalls in Frage. Aber es ist noch zu früh, über Pläne zu sprechen, so konkret sind sie noch nicht.
BBL: Der Oberbürgermeister hat bei der Verabschiedung Ihres Vorgängers Rüdiger Nolte eher beiläufig erwähnt, dass die Idee einer „Musikspange“ Musikhochschule – Stadthalle – Ensemblehaus noch nicht gestorben sei. Wie sehen Sie das?
LH: Eine solche Musikspange wäre ideal, das wäre die Erfüllung eines Traumes. Wir müssen aber daran denken, dass es bei der Umsetzung Probleme gibt: welche Rolle spielt der Denkmalschutz der Stadthalle, wie gehen wir mit dem Energieverlust um (Baustandard der 1950er Jahre!), können sich alle Beteiligten auf ein gemeinsames Vorgehen einigen? Aber es lohnt sich, diesen Gedanken weiter zu verfolgen, und wenn der Bürgerverein ähnliche Ziele hat, umso besser.
BBL: Zum Schluss die Frage: Wie ist das Verhältnis zu den Anwohnern in der Nachbarschaft?
LH: Wir sind in der glücklichen Lage, dass es im Norden, Osten und Süden keine Wohngebäude gibt. Verglichen mit anderen Städten sind das sehr gute Voraussetzungen für unsere Arbeit. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass eine Musikhochschule nicht lautlos ist, und zuweilen bleibt eines der schalldichten Fenster offen, was schon mal zu Belästigungen führen kann. Die „Sünder“ werden dann hart sanktioniert, sodass es sich hoffentlich um seltene Ausnahmefälle handelt.
BBL: Herr Holtmeier, ich danke Ihnen namens des Bürgervereins, dass Sie sich die Zeit für das Gespräch genommen haben, und freue mich auf weiterhin gute Zusammenarbeit.
Zur Person Holtmeiers: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Holtmeier
Zur Musikhochschule: https://www.mh-freiburg.de