In der August 2015 Ausgabe unseres Bürgerblattes schrieben wir: „Wenn der Meierhof, das alte Bauernhaus aus dem Jahr 1745 auf dem Gelände der Kartaus fällt, fällt das letzte Gebäude seiner Art in Freiburg“. Am 30. Januar 2017 wurden wir von Simone Höhl in der BZ zitiert: „Wir werden kämpfen bis aufs Messer“. Nun erfüllt sich das, was lange unsicher war, der Meierhof wird saniert und bleibt damit unserem Stadtbezirk erhalten. Neben diesen mehr als erfreulichen Nachrichten müssen wir jedoch auch registrieren, dass das von uns erhoffte „Bürgertreff-, Tages-, oder Senioren- Café“ nicht möglich sein wird.
Am 5. Oktober 2017 erreichte uns die schon lange erwartete Pressemeldung der Robert-Bosch-Stiftung mit der Überschrift – „Der ehemalige Meierhof an der Kartäuserstr. 117 wird erhalten-. Das gaben heute die Partner bekannt, die in den vergangenen Monaten an einem Sanierungskonzept für den historischen Bauernhof auf dem Kartaus-Areal gearbeitet haben. Der Eigentümer des Geländes, die Freiburger Heiliggeistspitalstiftung, wird dafür ein Erbbaurecht für die neu gegründete Meierhof GbR begründen, das ihr ermöglicht, das Gebäude zu wirtschaftlichen Konditionen zu sanieren und zu Wohnraum im Wesentlichen für Lehrer des UWC Robert Bosch College umzugestalten. Im Verlauf der letzten Monate konnten die zum Teil sehr komplexen bau- und grundstücksrechtlichen Fragen mit allen Beteiligten zufriedenstellend geklärt werden. Die zentrale Herausforderung der Sanierung lag in der wirtschaftlichen Umsetzbarkeit eines denkmalgerechten Umbaus. Das jetzt beschlossene Konzept sieht vor, dass insgesamt 12 Mietwohnungen entstehen, die zum größten Teil vom Robert Bosch College für dessen Lehrer angemietet werden können. Soweit die Schule Wohnungen für ihre Lehrer nicht benötigt, wird die Meierhof GbR die Wohnungen frei vermieten. Der neue Eigentümer ist die Meierhof GbR. Die vier gleichrangigen Geschäftsführer der neugegründeten GbR sind alle Mitarbeiter der für die Sanierung und den Erhalt von denkmalgeschützten Gebäuden bekannten sutter³KG. Es sind die Herren Willi Sutter, Axel Bürk, Oliver Hug und Daniel Steiger. Im ersten Schritt wurde dazu die Parzelle des Meierhofs aus dem bestehenden Erbbaurechtsvertrag zwischen der Heiliggeistspitalstiftung und der Robert Bosch Stiftung GmbH herausgelöst und das Eigentum am Gebäude auf die Meierhof GbR übertragen. Dies war nur durch das konstruktive Zusammenwirken von der Grundstückseigentümerin, der Freiburger Heiliggeistspitalstiftung und der Robert Bosch Stiftung mit Unterstützung der Stadt Freiburg möglich. Die Umbaupläne sind mit der Stadt Freiburg abgestimmt. Baubürgermeister Martin Haag ist sehr erfreut, dass es nunmehr gelingt, den ortsbildprägenden Meierhof dauerhaft zu erhalten“.
Soweit Passagen aus der Presseerklärung. Um sich ein persönliches Bild machen zu können und um noch mehr Hintergrundinformationen zu erhalten, traf sich der Bürgerverein am 9. Oktober mit Axel Bürk und Daniel Steiger, -zwei der vier Gesellschafter der Meierhof GbR- zu einem Vor-Ort-Termin.
Das Vor-Ort-Interview führte Hans Lehmann
BBL: Herr Bürk, Herr Steiger, zunächst Dank und Gratulation (natürlich auch an die zwei weiteren Herren der GbR Herr Sutter und Herr Hug) zum Schritt einer Gesellschaftsgründung, die ausschließlich zum Zweck der Sanierung und damit zum Erhalt des Meierhofs auf dem Kartausgelände dient. Können Sie seit dem 4. Oktober, dem Datum des Notartermins noch ruhig schlafen?
Bürk: Lacht. Sicher kann ich noch ruhig schlafen, denn wir sind ja keine Hasardeure die ein Glücksspiel beginnen, sondern Fachleute auf dem Gebiet der Althaus- Sanierung und speziell auf dem Gebiet der hoffnungslosen Fälle.
Steiger: Für unser Büro bedeutet das ganz sicher eine weitere, sehr große Herausforderung zu meistern, wir haben jedoch bei der Vor-Kalkulation festgestellt, dass unter den gegebenen Rahmenbedingungen die Sache machbar ist.
BBL: Zu den gegebenen Rahmenbedingungen. Wie sehen die konkret aus?
Bürk: Das Kartaus-Areal war bis 2011im Besitz der Heiliggeistspitalstiftung. Ab 2011 hat die Robert Bosch Stiftung das Erbbaurecht und die darauf stehenden Gebäude erworben, das Klostergebäude saniert und die UWC- Neubauarbeiten für das United World College auf dem Gelände errichtet. Das Grundstück, auf dem der Meierhof steht, ging vor kurzem an die Heiliggeistspitalstiftung zurück und wurde nun von unserer neugegründeten Meirehof GbR erworben. Die Verhandlungen war sehr komplex und schwierig, aber von allen Beteiligten offen und fair geführt worden.
BBL: Das bedeutet, dass Sie jetzt als Eigentümer vollkommen freie Hand bei der Sanierung haben?
Steiger: Das nicht. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Zuerst nur die Teile aus den Gründungsjahren ab 1750, nun auch die später dazugekommenen An- und Erweiterungsteile bis ca. 1900. Insgesamt stehen nun ca. 80 % des Gebäudes unter Denkmalschutz. Wir werden uns aber bemühen, das Gebäude nicht nur unter Denkmalschutz Gedanken zu sanieren, sondern darauf achten, dass der gesamte Baumbestand und die Außenmauer erhalten bleiben, die handgestrichenen Biberschwanz-Ziegel weiterhin das Dach schützen werden, ebenfalls das Erscheinungsbild der Balkone und der Dachgauben erhalten bleibt und das weitere benötigte Licht durch wenig auffällige flächige Dachfenster ins Gebäude geleitet wird.
Bürk: Des Weiteren haben wir neben dem Denkmalschutz auch unsere vertraglichen Bedingungen zu erfüllen, die da lauten, zehn Wohnungen für die Nutzung durch das Robert Bosch College für dessen Lehrer zur Verfügung zu stellen.
BBL: In der vorangestellten Presseerklärung wurde von zwölf Wohnungen gesprochen. Wie erklärt sich der Unterschied und wie groß werden denn die geplanten Wohnungen?
Bürk: Zwei Wohnungen kann die GbR frei vermieten. Falls das UWC nicht alle zehn benötigt, auch mehrere. Die Wohnungen werden zwischen 60 – 100 m² groß sein.
BBL: Wie geht es nun konkret weiter?
Bürk: Die von der Robert Bosch Stiftung übernommene zweidimensionale (2D) Bestandsaufnahme muss als erstes in eine dreidimensionale (3D) Bestandsaufnahme umgewandelt werden, dann wird der konkrete Bebauungsplan erstellt, mit dem wir dann den Bauantrag bei der Stadt stellen. Die Rahmenzielsetzungen sind: Baubeginn im Frühsommer 2018, Fertigstellung im September/Oktober 2019, also zum Start des Schuljahres 2019/20.
BBL: Wir hatten nach Vorgesprächen mit der Robert-Bosch-Stiftung die große Hoffnung, -falls der Meierhof erhalten bleiben kann-, dass ein von uns schon lange gehegter Wunsch nach einem integrierten „Bürgertreff-, Tages-, oder Senioren- Café“ möglich werden wird. Wie stehen hier die Chancen?
Steiger: Leider gehen hierbei die Chancen Richtung Null- Prozent. Sowohl die baurechtlichen wie auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen lassen dieses nicht zu.
BBL: Das wir dieses sehr, sehr schade finden, dürfte klar sein. Haben Sie neben dem bereits gesagten noch eine Botschaft an die Leserschaft?
Bürk: Wir, die neugeründete Meierhof GbR freuen uns und sind auch ein wenig Stolz, dass wir nun zum Erhalt des Meierhofs beitragen können, auch wenn das von Ihnen gewünschte Tages-Café nicht realisiert werden kann. Die positive Gesamtsituation, wie sie sich nun darstellt, wäre jedoch nicht realisierbar gewesen, wenn wir Partner gehabt hätten, die sich jeweils auf Ihre Rechtspositionen zurückgezogen hätten. Deswegen möchten wir dieses Interview nutzen, auch im Namen von Herrn Sutter und Herrn Hug unseren Dank auszusprechen. Der Robert-Bosch-Stiftung mit ihrem Generalbevollmächtigten Herrn Dr. Cieslik, dem Baudezernat Freiburg mit Baubürgermeister Prof. Dr. Haag, Baurechtsamtleiter Dr. Engel und stellv. Baurechtsamtleiter Ratzel, der Heiliggeistspitalstiftung mit Stiftungsdirektorin Haardt, Herrn Butsch und Frau Ekert-Maier sowie dem Schulleiter des UWC Rektor / CEO Laurence Nodder und dem Kaufmännischen Leiter / CFO Thomas Drössel. Sie alle zusammen haben dafür gesorgt, dass wir nun tatsächlich den Meierhof weitgehend in seiner Bausubstanz und in seinem äußeren Erscheinungsbild erhalten können.
BBL: Herr Bürk, Herr Steiger, Danke für die Bereitschaft zu diesem Interview. Der Bürgerverein wünscht Ihnen und Ihrer Meierhof GbR alles Gute. Wir freuen uns auf das Einweihungsfest im September/Oktober 2019.
Hans Lehmann, BV