Unsere Stadtteile Oberau, Oberwiehre und Waldsee sind beliebte Wohnquartiere, was sich an den Preisen für Immobilien und der Höhe der Mieten schmerzlich bemerkbar macht. Aber nicht nur Menschen wohnen gerne hier, auch Vögel lassen sich bei uns nieder, und die brauchen sich kaum Sorgen um die Kosten der Wohnung zu machen. Sie finden hier reichlich Nahrung, und (tierische) Feinde müssen sie auch nicht fürchten.Es sind einmal die Saatkrähen, die sich die Platanen im Bereich des ZO als Nistplatz ausgesucht haben. Ihr Geschrei, vor allem morgens und abends, geht manchem auf den Nerv, zumal sie sehr gesellig sind. Vertreiben lassen sie sich nicht: die Versuche der Stadt, dieses Problems Herr zu werden, sind kläglich gescheitert. Im Winter 2015/16 wurden ihre Nester entfernt und die Äste der Platanen gekürzt, im darauffolgenden Frühjahr war nahezu die gleiche Anzahl von Nestern anzutreffen, dazu kamen Nester in der Gresserstraße. Es ist zu befürchten, dass durch konsequente Wegnahme von Nestern nur weitere Splitterkolonien entstehen und die Nesterzahl noch zunimmt. Allein radikales Zurückschneiden der Nistbäume könnte Abhilfe schaffen, aber will man das wirklich? Die Platanenstummel in Frankreich sind ein abschreckendes Beispiel.
Weniger Konfliktpotenzial birgt das Turmfalkenpaar, das sich im Stadtteil Oberau niedergelassen hat. Ein alter Taubenschlag diente als Nistplatz, in dem schon seit mehreren Jahren erfolgreich bis zu fünf Küken aufgezogen wurden. Erstaunlich, wie viele Mäuse die Eltern in der scheinbar so sterilen Umgebung finden konnten. Nicht auszuschließen, dass ihre Anwesenheit die sonst allgegenwärtigen Tauben, nicht selten auch Ratten der Lüfte genannt, weitgehend vertrieben hat.
Der Mensch ist nicht allein auf der Erde, auch nicht in der Stadt. Freuen wir uns an unseren Mitbewohnern, auch wenn sie uns manchmal nerven. Unvergesslich, wie die Saatkrähen nach dem letztjährigen heftigen Hagelschlag um ihre zerstörten Nester flogen; ist es wirklich verwegen anzunehmen, dass sie um ihre toten Jungen trauerten?