Ein Mittelklassewagen erfordert laut ADAC Kostenrechner im Durchschnitt Fixkosten von mehr als 500 Euro pro Monat, ohne dass damit ein Kilometer gefahren wurde. Werden alle Kosten eingerechnet, muss pro Kilometer noch einmal mit ca. 45 Cent/Kilometer kalkuliert werden. Bei einer durchschnittlichen monatlichen Fahrleistung von 1000 KM entstehen somit Auto-Kosten von knapp 1000 Euro pro Monat. Als Alternative bietet sich Carsharing als eine günstige Alternative für alle an, die ihr Auto nicht täglich nutzen, beziehungsweise weniger als 10.000 Kilometer pro Jahr damit fahren. Das Autoteilen ist umweltfreundlich und hilft das Platzproblem in der Stadt zu mindern, weil ein Carsharing-Fahrzeug bis zu sieben Autos ersetzen kann. Ebenso übernimmt der Carsharing-Anbieter all das, was Autobesitzern lästig ist: Wartung, Reparatur, Wertverlust.
Freiburg zählt knapp 230.000 Einwohner und gehört zu den Städten mit den meisten Carsharing-Fahrzeugen nach Einwohnern. Laut einer Statistik des Bundesverbandes Carsharing kommen in Freiburg auf 1.000 Einwohner etwa 1,2 Carsharing-Fahrzeuge, was derzeit Platz 5 in Deutschland bedeutet. (Stand Ende 2015). Die Stadt Freiburg gehört jedoch zu den ersten Städten in Deutschland, die Parkplätze des öffentlichen Raums speziell für Carsharing reserviert und so zu erkennen gibt, dass ein gut ausgebautes, flächendeckendes Angebot das erklärte politische Ziel ist. Hintergrund ist das vom Gemeinderat beschlossene Carsharing-Stellplatzkonzept. Mit der zur Verfügung-Stellung des öffentlichen Park-Raumes wurde in Freiburg eines der Carsharing Hauptprobleme, nämlich der Verbannung der Miet-Fahrzeuge in private Hinterhöfe, von seinem Hauptproblem befreit.
Global gibt es zwei Carsharing Varianten. Bei dem stationsbasierten Carsharing müssen die Fahrzeuge an festen Stationen abgeholt, zurückgegeben und für einen bestimmten Zeitraum reserviert werden. Beim flexiblen Carsharing können die Fahrzeuge überall und jederzeit im jeweiligen Geschäftsgebiet angemietet und abgestellt werden, wobei in Freiburg bisher ausschließlich stationsbasiertes Carsharing möglich ist. Für flexibles Carsharing gibt es derzeit keine konkreten Pläne.
Unter den professionellen Anbietern in Freiburg sind Stadtmobil und Grüne Flotte die Platzhirsche. Stadtmobil ist mit über 100 Fahrzeugen und derzeit 60 Stationen im Stadtgebiet der Spitzenreiter. Die Grüne Flotte, ein neuer Anbieter im Carsharing-Dienst in Freiburg konnte bereits ein Netz von etwa 50 Stationen in Freiburg und der direkten Umgebung aufbauen. Beide Anbieter planen derzeit einen Ausbau der Angebote auf 140 Stationen mit ca. 450 Fahrzeugen. Damit rückt Freiburg in der Bundesstatistik mit 1,95 Carsharing Fahrzeugen auf 1000 Bewohner auf den geteilten 1. Platz mit Karlsruhe. Der dritte professionelle Anbieter Flinkster wird von der Deutschen Bahn betrieben und spielt durch die Beschränkung auf ausschließlich zwei Stationen im Stadtgebiet eher eine untergeordnete Rolle. Mit einer Anmeldung bei Flinkster können jedoch bundesweit etwa 3.600 Fahrzeuge angemietet werden. Als Alternative zu den kommerziellen Carsharing-Anbietern oder Autovermietungen mit einer eigenen Flotte bietet sich das private Carsharing in Freiburg an. Dieses wird beispielsweise von den Vermittlungsplattformen Drivy und Tamyca ermöglicht. Hier stellen Privatpersonen das eigene Fahrzeug zur Vermietung bereit.
Laut Auskunft der beiden Hauptanbieter Stadtmobil und Grüne Flotte ist die Nutzung von öffentlichem Parkraum für das Carsharing Modell noch nicht positiv im Bewusstsein der Bürger angekommen. Ein großes Problem stellen die Falschparker dar, die die mit grünen Linien und Schildern und teils Piktogrammen markierten Carsharing-Stationen blockieren. Dass nicht alle Bürger positiv gestimmt über die „Wegnahme“ des sowieso schon knappen öffentlichen Parkraums für Carsharing Fahrzeuge sind, haben wir vom Bürgerverein schon durch mehrere Beschwerden, die uns erreichten, gespürt. Stadt und Betreiber entgegnen dieser Kritik mit dem Argument, dass ohne die Autoteiler in jedem Stadtviertel viel mehr Fahrzeuge um den geringen Parkraum konkurrieren würden.
Wir vom Bürgerverein wollen uns mit diesem komplexen Thema während des diesjährigen Dreisamhocks, am Samstag den 10. September ab 16.00 Uhr in einer öffentlichen Diskussion mit den Betreibern Stadtmobil und grüne Flotte austauschen. Wir hoffen auf reges Interesse. (Gesamtprogramm „Dreisamhock“ vom 09.-11.09.2016 siehe farbige Sonderseiten in der Mitte dieses Heftes)
Hans Lehmann, BV
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