Seit fast einem Jahr wissen wir, dass die politischen Ereignisse im Mittleren Osten und in Afrika ihre Auswirkungen bis zu uns und mitten in unser Leben hinein haben. Die Stadtverwaltung hat reagiert und die Alte Stadthalle für 4,3Mio. Euro (BZ ,11.5.) von einem Team aus Architekten umbauen lassen. Das wurde mit viel Gefühl für die neuen Bewohner und ihre dramatischen Erlebnisse umgesetzt, trotzdem kann das Gebäude viele Bedürfnisse nicht befriedigen: man kann nicht selber kochen, man kann kein Fenster öffnen und der neue Alltag hat keine Struktur.Im Herbst letzten Jahres haben sich auf einer Info-Veranstaltung zur Stadthalle mit OB Dieter Salomon spontan über 300 Freiwillige gemeldet, die sich unter der Leitung des Bürgervereins in thematische Gruppen eingeteilt haben, von Sprache über Kinderbetreuung bis zu Sport und Patenschaften. Das Heer von ehrenamtlichen Helfern wuchs auf über 400, und als dann kurz vor Weihnachten die ersten Flüchtlinge eintrafen galt es, die Koordinierung so vieler Personen in den Griff zu bekommen. Man kann sich vorstellen, dass durch das Fehlen erprobter Strukturen von allen Seiten viel Vertrauen, Improvisation und gute Zusammenarbeit nötig war – schließlich war jeder Schritt neu.
Das Wichtigste nach ihrer sicheren Unterbringung ist für die Flüchtlinge nun die Integration in unsere hiesige Kultur und das geht am Besten durch zwischenmenschliche Kontakte.
Als Erstes galt es, die interessierten Freiburger mit ihren neuen Nachbarn bekannt zu machen. Bereits bei dem ersten großen Kennenlerntreffen konnten wir mit Hilfe von Dolmetschern in den Sprachen Farsi und Arabisch eine Reihe von Patenschaften vermitteln. Unsere Überzeugung ist, dass eine Patenschaft aus persönlicher Sympathie heraus geschlossen werden soll, schließlich ist das Ziel, dauerhafte Freundschaften zu ermöglichen.
Nach zwei sehr turbulenten großen Treffen haben wir Patenschaftsbetreuer dann beschlossen, das Format zu verkleinern. Mittlerweile vermitteln wir auch „blind“, das heißt, ein Pate äußert den Wunsch nach z.B. einer großen Familie mit vielen Kindern aus Syrien, dann können wir einen entsprechenden Vorschlag machen und organisieren den ersten Kontakt. Sind alle einverstanden kann es losgehen, allerdings sind gerade im Umgang mit Kindern einige Formalien nötig. Aus Sicherheitsgründen verlangt das Rote Kreuz als Betreiber der Flüchtlingsunterkunft eine Registrierung der Paten und von Jedem ein Polizeiliches Führungszeugnis. Das ist in Anbetracht der Vielzahl von Ehrenamtlichen auch vernünftig und wird vom Bürgerverein voll unterstützt.
Die eigentliche Patenschaft soll aber vor allem Freude bereiten und deshalb sind den Aktivitäten auch keine Grenzen gesetzt. Wer gerne Fahrrad fährt hat viel zu tun, bis er mit besagter syrischen Großfamilie starten kann: alte Fahrräder fahrtüchtig machen, Verkehrsregeln besprechen, praktisches Üben, Umgebung kennenlernen damit man auch wieder nach Hause findet…
Jeder und Jede kann frei nach den eigenen Möglichkeiten die Beziehung gestalten, nach dem Motto: alles darf – nichts muss.
Um dieses Anliegen nach Kräften zu unterstützen lädt das Patenteam, bestehend aus Monika Ruping, Sylvia Lusser und Constanze Fetzner (BV) jeden Freitag zum „Stammtisch“ ein. Wir treffen uns jetzt im Sommer alle zwei Wochen freitags um 17 Uhr ( am 24. 6 erst um 20 Uhr !) im Gasthaus Schiff, Ecke Schwarzwald-/Hans-Jakob-Straße. Interessierte sind herzlich willkommen, wir nehmen Sie dann in unseren Verteiler auf und versorgen Sie regelmäßig mit den neuesten Informationen.
Kontakt Patenteam : patenschaften.stadthallefr@gmail.com
Constanze Fetzner (BV)