Die Flüchtlingssituation in der Notunterkunft Stadthalle befindet sich derzeit in der Phase der Konsolidierung. Die Bewohnerzahl hat Anfang Juni 2016 zum ersten Mal in diesem Jahr die Zahl 300 unterschritten. Das liegt zum einen an der Schließung der Balkan-Route und damit an einer deutlich gesunkenen Zahl von neuankommenden Flüchtenden, aber auch am Anwachsen von Wohnraum in den neu errichteten Flüchtlings- Wohnheimen in Freiburg.
Der Stadthallen-Status einer Notunterkunft brachte eine zunächst nicht beachtete starke Benachteiligung in Sachen Kinderbetreuung. Notunterkünfte haben aufgrund der „angenommenen“ kurzen Verweildauer der Bewohner, keinen Rechtsanspruch auf Kita- und Kindertagesstätten-Plätze. Als fatale Falscheinschätzung stellte sich die „angenommene“ kurze Verweildauer heraus, die es de facto nicht gibt. Im ersten Halbjahr 2016 verließen sehr wenige Bewohner die Stadthalle. Großes ehrenamtliches Engagement in diesem Bereich ist lobenswerter Weise zu verzeichnen, Raumprobleme und Zeitvolumen an Betreuungsstunden reichten jedoch bei Weitem nicht aus, um die im Schnitt mehr als 60 Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren befriedigend zu betreuen. Für die älteren Kinder gibt es genügend Schulplätze, die Unterrichtung findet in den um die Stadthalle liegenden öffentlichen Schulen in sogenannten „Vorbereitungsklassen“ statt.
Der Ehrenamts-Helferkreis hat nun in einem zähen Ringen bewirkt, dass ab sofort in der ehemaligen Kindertagesstätte „Maria Schutz“ in der unteren Schützenallee bis zu 35 Kinder zwischen drei und sechs Jahren aus der Stadthalle betreut werden können.
Die Pfarrgemeinde Maria Hilf hat die Räume bis Ende des Jahres zur Verfügung gestellt. Ein großer Dank von dieser Stelle hierfür. Stadt Freiburg, DRK und Ehrenamtliche haben alles soweit vorbereitet. Eine sozialpädagogische Fachkraft- Stelle, die die Stadt Freiburg zur Verfügung stellt, ist ausgeschrieben. Gestartet wird jedoch ab dem 10. Juni, zunächst mit ehrenamtlicher Betreuung. Die Kinderbetreuung soll vormittags stattfinden. Am Nachmittag und abends stehen die Räumlichkeiten und das Außengelände für andere Aktivitäten der Helferkreise zur Verfügung. Vorstellbar sind Gruppentreffen, gemeinsames Kochen mit Flüchtlingsfamilien, Frauentreffs am Nachmittag, Sportgruppen oder ähnliches. Damit findet eines der Hauptprobleme aller Flüchtlings-Unterbringungen, nämlich genügend „frei zugänglichen Raum“ für ehrenamtliches Engagement zu haben, zumindest zwischenzeitlich eine gütliche Lösung.
Hans Lehmann, BV