Liebe Unterstützer, liebe Familie, liebe Freunde und liebe Interessierten,
nun befinde ich mich nach einem Jahr Costa Rica wieder in Deutschland. Die letzten Tage vor der Abreise verbrachten wir alle gemeinsam in Nicaragua – drei Costa-Rica-Freiwillige, fünf Nicaragua-Freiwillige und die acht neuen Frischlinge, die das Ganze noch vor sich haben und jetzt in Esteli zum Sprachkurs sind.
Es war schön, die neuen Freiwilligen kennen zu lernen. Zuerst hatte ich ein etwas komisches Gefühl dabei, einfach nach einem Jahr „ersetzt“ zu werden, aber nun denke ich, dass es schön ist, die neuen kennen gelernt zu haben, ihnen Tipps zu geben und sie ein Stück weit auf das vorzubereiten, was auf sie zukommen wird. Soweit das möglich ist, da ja auch jeder anders ist und seine eigenen Erfahrungen macht und Erlebnisse ganz anders wahrnimmt. Mich freut es aber sehr, dass ich durch die neuen Freiwilligen und ihre Berichte immer Aktuelles aus Costa Rica mitbekommen werde und so auch indirekt mit den Kindern in Kontakt bleiben kann.
Der Abschied von der Fundacion, dem Ort, an dem ich ein Jahr lang 5 Tage die Woche gearbeitet habe, fiel mir sehr schwer. Tschüss zu sagen und zu wissen , dass die kleine Melanie mit ihrem kleinen blauen Rollstuhl für eine voraussichtlich lange Zeit nicht mehr die erste sein wird, mit der ich nach dem Betreten der Fundation und der morgendlichen Standardbegrüßung „Linaaaa!“ ein bisschen rumwitzel. Und der kleine Jonathan, der jetzt ein neues Leben in einer Adoptivfamilie beginnt. Einer der wenigen, der die Möglichkeit hatte, in eine Adoptivfamilie zu wechseln. Für die Bewohner mit Behinderungen wird so etwas wahrscheinlich nie möglich sein. Ich denke viel an die Kinder von meinem Stockwerk und es gibt keinen, der mir nicht ans Herz gewachsen ist. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, ein Jahr lang mit diesen wunderbaren Kindern und Jugendlichen verbringen zu können. Und auch, wenn ich jetzt nicht mehr da bin, nehme ich viel mit und hoffe, dass ich auch bei dem ein oder anderen im Herzen und in Erinnerung bleiben werde.
Seit meiner Ankunft in Deutschland, habe ich viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbracht und immer wieder stand die Frage im Raum, ob ich mich verändert habe -worauf ich immer wieder hörte: „Nein du bist immer noch die Alte“. Und ich glaube, das stimmt auch größtenteils. Ich bin immer noch die Alte, aber mein Blick auf viele Dinge, meine Interessen haben sich verändert. Ich mache mir auf einmal Gedanken über Dinge, die mir vorher egal waren oder mich nicht interessiert haben. Ich habe schätzen gelernt, wie schön Freiburg eigentlich ist, was für ein Glück ich habe, eine so tolle Familie zu haben und jetzt in eine andere Stadt ziehen kann, um eine Ausbildung zur Krankenschwester zu beginnen. Damit will ich nicht sagen, dass die Menschen in Costa Rica unglücklicher sind und ich finde es auch ehrlich gesagt sehr schwer mit diesem Thema umzugehen. Man sollte sich nicht schlecht fühlen, weil man das Glück hat, in Deutschland geboren zu sein und Möglichkeiten wahrnehmen zu können, die von den Costaricanern viele nicht wahrnehmen können. Ich finde, man sollte sich einfach dessen bewusst sein und es schätzen können. Und hierbei will ich wirklich nicht wie ein Moralapostel klingen. Ich finde nur, dass man so was nicht oft genug sagen kann.
Und nun ziehe ich aus Freiburg nach Heidelberg um und fange dort eine Ausbildung zur Krankenschwester an. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich darauf, die Arbeit der Pflege, über die ich ja in Costa Rica auch schon sehr viel gelernt habe nun auch in Deutschland kennen lernen zu können. Die Entscheidung, nun in die medizinische Richtung zu gehen, kam vor allem durch die Arbeit in Costa Rica.
Hierbei möchte ich noch ein letztes Mal ein herzliches Dankeschön an alle meine Unterstützer aussprechen, ohne die dieses Jahr nicht möglich gewesen wäre!
Dankeschön, muchas gracias !!
L. Ronneberger