der viel zu wenig beachtete Trinkwasser-Star
Der Weltwassertag am 22. März führte dazu, unserem Leitungswasser, das der Freiburger Bevölkerung in ganz besonders hervorragender Qualität als Trinkwasser zur Verfügung steht, einen Titelartikel zu widmen. Dieser viel zu wenig beachtete Freiburger Star hat es mehr als verdient, ihm eines genaueren Blickes zu widmen.
Das Freiburger Leitungswasser war schon öfters Thema unseres Bürgerblattes. Der diesjährige Weltwassertag hat uns jedoch noch einmal deutlich gemacht, dass es wieder höchste Zeit wird, darüber zu informieren, welch wertvolles Gut beim Öffnen der Wasserhähne aus den Freiburger Rohrleitungen fließt.
Wenn man in andere Länder reist, die nicht einmal außerhalb Europas liegen müssen, wird oft davor gewarnt, Wasser direkt aus den Rohrleitungen zu trinken. Es ist kein Trinkwasser, weswegen es angeraten ist, Wasser aus den überall zu Hauf angebotenen Plastik- oder Glasflaschen zu konsumieren.
Was für uns selbstverständlich ist, Leitungswasser bedenkenlos als Trinkwasser nutzen zu können, ist in vielen Ländern der Welt undenkbar.
In der Bundesrepublik wird dieser großen Vorteil jedoch nicht, oder viel zu wenig angenommen. Viele Bundesbürger trinken nur, oder hauptsächlich Flaschen-Mineralwasser, ob still oder sprudelnd. Im Jahr pro Kopf 134 Liter!
Dabei ist das Trinken von Mineralwasser aus Flaschen aus mehreren Gründen hinterfragbar. Die Produktion der Flaschen (aus Glas oder aus Kunststoff), die Transporte mit jährlich Hunderttausenden von Lkw-Fahrten, die Sammlung der Altflaschen, das Spülen der Glasflaschen oder das Kunststoffrecycling und die Verbrennung von Kunststoffen, alles elementar umweltschädlich. Zudem erfolgt der Einkauf von Mineralwasser-Flaschen und -Kästen überproportional oft mit dem Auto. Jährlich werden durch all diese Vorgänge etwa 2-3 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Umweltschützer rechneten aus, dass dies mehr ist, als der innerdeutsche Flugverkehr verursacht!
Besonders bedenklich sind die weiten Transporte der sogenannten Edelmarken wie San Pellegrino, Volvic und Perrier. Die hierfür notwendigen LKW-Transportwege liegen von Freiburg zwischen 450 km bis 700 km entfernt.
Besonders in Freiburg mit seiner hohen Leitungswasserqualität ist dies nicht nur nicht notwendig, sondern geradezu unsinnig. Wir besitzen nachgewiesenermaßen eines der besten Leitungswasser der Bundesrepublik.
Wir vom Bürgerverein konnten uns anlässlich eines Besuches bei der badenova im Wasserwerk Ebnet davon überzeugen. Wir sahen wie dieses kostbare Gut aus Tiefbrunnen und Quellen zusammengeführt, aufbereitet und ständig kontrolliert wird, um dann tagtäglich über 568.000 Menschen der Stadt- und der Region Freiburgs als hervorragendes Trinkwasser zur Verfügung steht. Die Kernstadt wird dabei in zwei Versorgungsbereiche unterteilt, deren Trennlinie die Güterbahnlinie darstellt. Wir in unseren drei Stadtgebieten Oberau-Oberwiehre-Waldsee gehören zum Versorgungsbereich I des Wasserwerkes Ebnet und sind damit besonders privilegiert.
Das Wasserwerk in Freiburg Ebnet befindet sich im FFH-Gebiet „Kandelwald, Roßkopf und Zartener Becken“, das Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 ist. FFH-Gebiete sind speziell ausgewiesene Natur- und Landschaftsschutzgebiete, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie beurteilt wurden und dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Lebensräumen (Habitaten) dienen.
Die rund um das Wasserwerk vorkommenden artenreichen Flachlandmähwiesen stehen unter Schutz und dürfen nur extensiv bewirtschaftet werden. In einem praxisorientierten Bewirtschaftungsmodell des Umweltschutzamtes der Stadt Freiburg wurde im Dialog mit den landwirtschaftlichen Bewirtschaftern und der Landwirtschaftsverwaltung des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald eine Lösung entwickelt, die es zulässt, sowohl die Ziele des Wasser- und Naturschutzes als auch eine kostendeckende landwirtschaftliche Nutzung in diesem Gebiet zu erreichen.
Das Ergebnis des Wassers aus Ebnet kann sich sehen lassen. Es ist ein wenig belastetes Wasser des Härtebereichs weich mit 0,9 mmol/l (Millimol Calciumcarbonat je Liter). Die Wasserhärte „weich“, „mittel“ oder „hart“ wird vom Anteil der Erdalkalisalze – der sogenannten Härtebildner – im Wasser bestimmt. Erdalkalisalze sind nichts anderes als die lebenswichtigen Mineralien Calcium und Magnesium und werden in Deutschland in Millimol pro Liter (mmol/L) gemessen. (mehr hierzu in der nebenstehenden Infobox)
Das Freiburger Leitungswasser ist demnach nicht nur sehr gut, es ist auch ressourcenschonend: Wer Leitungswasser trinkt, schützt das Klima – und schont den Geldbeutel. Einfacher geht Klimaschutz nicht!
Für den Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee steht fest, dass Klimaschutz eine der größten Herausforderungen des nächsten Jahrzehnts ist. Die Wasserversorgung ist ein Baustein davon, denn der Klimawandel führt an vielen Orten zu Wasserknappheit. Auch hier in Südbaden ist das zu spüren. In den sich häufenden Dürrejahren fehlt das Wasser, im Stadtwald, in den Grünflächen, in der Landwirtschaft und – für alle gut sichtbar – auch in der Dreisam. Eine fossilfreie Zukunft, in der wir den Klimawandel aufhalten, wird nur dann gelingen, wenn zweierlei zusammenkommt: die richtigen politischen Weichenstellungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene und das Engagement von jeder und jedem Einzelnen.
Daher unterstützen wir gerne die Aktionen des Vereins regioWASSER mit seinem Projekt „Wasserquartier Waldsee“. Dieses Projekt reiht sich nahtlos in das seit Januar 2021 gestartete städtische Projekt „Unser Klimaquartier Waldsee“ ein, bei dem der Bürgerverein Premium-Partner ist.
Ziel des Projekts ist es positive Visionen und ganzheitliche Lösungen für unseren Stadtteil zu erarbeiten – und so Ideen für mehr Klimaschutz zu entwickeln, die auf andere Stadtteile Freiburgs übertragen werden können.
Klimaschutz kann und soll direkt vor der eigenen Haustür beginnen. Ein wesentlicher Beitrag könnte unser Apell: „Das Wasser wertschätzen- Leitungswasser anstatt Flaschenwasser“ sein.
Hans Lehmann, BV
Info
Trinkwasser: Trinkwasser ist das (sofern erforderlich) aufbereitete Rohwasser, das nach Abgabe an die Verbraucher zum Trinken, zur Zubereitung von Speisen oder zu anderen häuslichen Zwecken wie z.B. zur Körperpflege oder zum Waschen bestimmt ist. Es ist ständigen chemisch-physikalische Vollanalysen unterzogen (Pflanzenschutzmitteln, Mikroplastik, PFCs, Glyphosat und AMPA, sowie bakteriologischen Untersuchungen)
Wasserschutz: Nur der Po gehört auf’s Klo!
Nicht in den Klo gehören: Hygieneartikel, Textilien & Co.; Farben, Lacke und Chemikalien; Speisereste, Fette und Öle; Medikamente. Kaufen Sie bevorzugt Produkte aus ökologischem Anbau. Dort wird auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichtet.
Wasserhärte: Die Wasserhärte wird vom Anteil der enthaltenen Erdalkalisalze im Wasser bestimmt. Härtebereich Millimol Calciumcarbonat je Liter: weich < 1,5; mittel: 1,5 – 2,5; hart: > 2,5
In unseren Stadtteilen: 0,9 mmol/l und damit weich
Wasserverbrauch: In Deutschland liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Person und Tag bei 123 Litern. Dabei machen laut Umweltbundesamt die Körperpflege sowie die Toilettenspülung mehr als die Hälfte aus. In Freiburg liegt der Verbrauch etwas unter dem Durchschnitt: Freiburg: 112 Liter pro Person und Tag
Chemische Bestandteile:
Calcium: mengenmäßig der wichtigste Mineralstoff im menschlichen Körper. Es dient als wichtiger Baustoff für Knochen und Zähne, aber auch für die Blutgerinnung ist es unentbehrlich. Calcium ist auf natürliche Weise in unserem Trinkwasser enthalten.
Magnesium: lebenswichtiges Mineral, von zentraler Bedeutung für unsere Knochen, unser Nervensystem und unsere Muskulatur. Magnesiummangel kann zu Muskelkrämpfen und zur Verengung der Blutgefäße führen.
Chlor: chemisches Element zur Desinfektion des Trinkwassers. Dem Trinkwasser in Freiburg wird kein Chlor zugesetzt!
Eisen: dient insbesondere dem Sauerstofftransport im Blut. Ab einer Konzentration von 0,2 Milligramm pro Liter verfärbt sich das Wasser bräunlich.
Mangan: Mangan ist ein wichtiges Spurenelement für den menschlichen Körper und verhindert im Trinkwässer Geschmacksbeeinträchtigungen sowie eine Trübung des Wassers und Ablagerungen in den Rohren.
Natrium: zählt zu den wichtigsten Elektrolyten des menschlichen Organismus. Es trägt dazu bei, die Flüssigkeiten im Körper im Gleichgewicht zu halten und spielt eine wichtige Rolle bei der Funktion der Nerven und Muskeln. In unserem Trinkwasser in Form von Natriumchlorid vorhanden, wir kennen es als Speisesalz.
Nitrat: Nitrat ist eine direkte Stickstoffquelle und ein wichtiger Pflanzennährstoff. (Düngemittel). Grenzwert für NO3- im Trinkwasser liegt bei 50 mg/l. Freiburg deutlich unterhalb dieses Grenzwertes.